Oklumetik Für Anfänger (Snarry)

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Professor Snape lief mit wallendem Umhang durch die Gänge Hogwarts.
Mit einem schneidenden "Hallo Mr. Potter" begrüßte er seinen heutigen Nachhilfeschüler.

Dumbledore hatte ihn beauftragt Harry Potter Oklumentik beizubringen. Der dunkle Lord war des öfteren in Harry's Gedanken eingedrungen und der allwissende Albus Dumbledore vermutete, dass der Lord sich dies zum Vorteil schaffen wird. Eine Sache an dem letzten Satz war gelogen gewesen, dachte Severus Snape; Professor Dumbledore war nicht allwissend. Zum Beispiel wusste er nicht, dass Severus sich darüber freute diese Aufgabe zu übernehmen, nicht mehr nur um Lily zu ehren. Nein, in den letzten Jahren hatte er zunehmend eine tiefe Verbundenheit zu Harry entwickelt. Das war vermutlich seine größte Schwäche: Die Liebe. Er war Lily vor vielen Jahren verfallen und jetzt erinnerte Harry ihn an sie. Er versuchte sich dies jedenfalls einzureden, damit er seine Liebe besser akzeptieren konnte.

"Professor?" erklang Harrys Stimme und holte Severus damit aus seinem Tagtraum zurück.
"Seien Sie ein wenig geduldiger Mr. Potter! Ich überlege nur wie wir am besten starten können." sagte er ein wenig grober als geplant.

Das passierte ihm oft. Es fehlten ihm die passenden Worte.

"Nun gut. Oklumentik ist die hohe Kunst seinen Geist vor Eindringlingen zu schützen. Man muss diese Fähigkeit erlernen, deshalb sind sie hier."
Harry Potter nickte, nur wenig begeistert.
"Ich werde mit Leglimentik in Ihren Kopf eindringen und sie werden sich versuchen zu wehren." sagte Severus Snape.

Insgeheim freute er sich, mehr über Harry's Innerstes zu erfahren. Vielleicht mag es dumm sein, aber in ihm brannte die Hoffnung, dass er herausfinden würde, wie Harry Potter für ihn fühlte. Sein Verstand wusste bereits die Antwort, aber die Hoffnung starb schließlich zuletzt.

Harry nickte nocheinmal zustimmend und der Professor machte sich daran in seinen Geist einzudringen. Fast mühelos drang er ein und merkte nur ein leichten Widerstand von Harry Potter.

Severus sah einige Erinnerungen. Unter anderem der Kuss, den Harry mit Cho hatte. Es versetzte ihm einen Stich. Er spürte wie viel Harry für Cho empfand und es brachte ihn um den Verstand. Auf einmal änderte sich das Gefühlsbild und die Gefühle für die Ravenclaw verschwanden.

Ruckartig wurde er wieder ins Hier und Jetzt versetzt. Nicht weil Harry sich genügend gewährt hatte, nein der Versuch war fast süß gewesen, sondern weil Sev seine Konzentration verloren hatte, so Hoffnungsvoll hatte sein Inneres aufgeschrien.

"Sie müssen es noch mehr wollen Mr. Potter, das war ein armseliger Versuch." sagte er darauf hin kühl. Sein Herz wollte ihn eigentlich loben, aber das ging nicht. Sonst würde er womöglich noch von seiner Liebe erfahren.

"Das ist nicht fair!" sagte Harry, der inzwischen schweißgebadet auf dem Stuhl saß. Er sah noch besser aus, wenn er so fertig aussah, dachte Snape, bevor sein Verstand ihn wieder auf den Boden der Tatsachen holte.

"Das Leben ist nicht fair. Das hat ihr werter Vater gewusst, jedenfalls hat er dafür gesorgt so oft es geht!" sagte Severus Snape erbarmungslos. Er wusste nicht, wo er immer diese kühlen Antworten herholte, aber sie retteten ihm sein Geheimnis.

Harry Potter war inzwischen aufgesprungen und sah mit seinen grünen Lily-Augen direkt in Snapes kaltes und doch so geheimnisvolles Gesicht.
"Mein Vater war ein großer Mann!"

Ob Severus wollte, oder nicht, aber in ihm sammelte sich eine umbändige Wut. Dieser Potter hatte ihm Lily bereits genommen, aber Harry würde er ihm durch seine bloße damalige Existenz nicht nehmen.
Unkontrolliert drang Sev ein zweites Mal in seinen Geist ein.

Es war mehr ein Impuls, als ein Plan. Diesmal spürte er eine heftiger Reaktion von Harry, die ihn aber nicht daran hinderte zu sehen, was sich aus den Gefühlen entwickelte.
Er spürte eine viel heftiger Liebe, die einem Mann galten. Wer wusste er nicht. Sein Herz machte einen Sprung und klopfte wie wild gegen seine Brust. Er war schwul. Das brachte ihn schon ein Stück näher, dachte er.
Auf einmal formte sich ein Bild von dem mysteriösen Mann, aber bevor das sich das Bild von einem schwarzhaarigen Mann fertig schärfte wurde er aus dem Geist geworfen.

Diese Information war einfach zu viel für ihn und zum zweiten Mal wurde er ruckartig zurück geholt. Der Mann hatte schwarze Haare genau wie er! Die Hoffnung tief in seinem Inneren wuchs. Er musste nur die passenden Worte finden und Harry fragen. Leider rechnete er nicht mit einem Gegenangriff, der von Harry gestartet wurde.

Problemlos glitt Harry in Severus Geist ein, was hauptsächlich daran lag, dass dieser von der neuen Hiobsbotschaft geschockt war. Harry Potter sein heimlicher Schwarm, stand auf einen schwarzen Mann. Was würde er alles dafür geben ein
"Das bist du Severus." aus Harry's Mund zu hören.

Vollkommen wehrlos war er dem neugierigen Geist von Harry in Seinem ausgeliefert. Harry sah die Mobbereien James an ihm, aber auch, dass Severus sich Hals über Kopf in Harry verliebt hatte.

Vollkommen irritiert glitt Harry aus dem Geist seines Professors und fiel ein Stück nachhinten. Seine Brust drohte zu explodieren, so stark klopfte sein Herz. Seit Wochen hatte Harry es erfolgreich versucht seine Liebe gegenüber Severus Snape zu verbergen. Selbst die großen Nachrichten, dass James ein fieser Mobber war, schien ihn nicht zu interessieren. Seine Gedanken galten einzig und alleine Severus. Sein Verstand ermahnte ihn, nicht zu duzen, aber das war ihm ebenso egal.

Severus Snapes Herz machte Sprünge. Er liebte ihn. Doch fehlten ihm die Worte, um heraus zu finden, ob er derjenige war, den er in Harry's Geist gesehen hatte.

Worte. So einfach, aber doch an entscheidenden Punkten seines Lebens hatte er sie nicht weise genug gewählt.

Severus Snape stand auf und sah seinen Schüler böse an.
"Was fällt ihnen eigentlich ein!" war alles, was er ihm Moment über die Lippen brachte.

Er drehte sich um und wollte gehen, als Harry Potter aufsprang und ihm am Arm zurück zog.
"Ich... Ich hab da etwas gesehen und ich würde gerne ihre Bestätigung haben." er schluckte.
"Ich habe gesehen, dass sie mich lieben." sagte er unsicher, doch ein hoffnungsvoller Unterton war nicht zu überhören.

Severus stockte und drehte sich um. Die Hoffnung in seiner Stimme hatte er wohl bemerkt. Sein Geheimnis war sowieso dahin, dachte er noch bis er vorsichtig nickte.

Harry schmunzelte ein wenig. Sein Herz zerplatzte gerade vor Freude.
"Nunja, dann denke ich, ich muss Ihnen etwas sagen. Ich liebe Dich!" platzte es nun aus ihm heraus.

Severus sah ihn an und küsste seinen Schüler sanft. Er löste sich nur kurz von ihm, um ein gehauchtes "Ich liebe dich auch." zu sagen.

Das war ihre Geschichte, wie sie die wahre Liebe gefunden hatten. Es war nicht die einfachste, aber sie war einzigartig.

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Songtext: The Words - Christina Perri

[1091 Wörter]

Never Ever Shipping Challenge 2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt