10 - Ohne Ehre (1/2)

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Schon stapfte der Templer, der Gwerion getötet hatte, auf Taoreth zu, in seiner Hand feingeschmiedete Eisenketten.

„Arme nach vorn!", blaffte er mit rauer Stimme. Unter der Helmhaube kamen fettige, graue Haarsträhnen zum Vorschein, die ein eingefallenes Gesicht mit tiefliegenden, kleinen Augen einrahmten.

Plötzlich blendete ihn ein greller Lichtschein, und als er die Augen wieder öffnete, war der Krieger einige Schritt zu Gwerions Leiche zurückgetaumelt, als hätte ihn eine unsichtbare Druckwelle dorthin befördert. Auch der Mann, der Taoreth niedergetreten hatte, lag rücklings im Waldboden, eine grelle Wolke schwirrte um seinen Kopf.

„Was? Nein!", der Templer zuckte plötzlich wild und versuchte, wie eine Krabbe rückwärts zu robben. Taoreth ergriff die Gelegenheit und griff nach Elleas Klinge, die der Krieger beim Sturz fallengelassen hatte, sprang auf, obwohl seine Brust noch immer schmerzte, und stellte sich schützend vor den wehrlosen Magier.

„Lauf, du Topf!", ertönte erstaunlich klar dessen Stimme, doch Taoreth ahnte, dass die Templer ihn ohnehin mit ihren Pferden einholen würden und er wollte außerdem Telzion nicht im Stich lassen. Überhaupt, was war schon ein Leben ohne Gwerion?

Auch der Hüne und der andere Krieger waren von Tausenden von leuchtenden Insekten umgeben, doch der Schwarm um den Mann auf dem Boden leuchtete am hellsten. So hell leuchtete er, dass der Templer selbst nicht mehr zu erkennen war, er glich einer kleinen Sonne. Ein Schrei, dann ließ der Schwarm von ihm ab. Zurück blieb ein regloser, dunkler Körper.

„Isgaad vergib mir ...", raunte der ältere Ritter, machte auf dem Absatz kehrt und rannte auf sein Pferd zu, doch die Insekten verfolgten ihn nicht.

„Nutzloser, undankbarer Schwächling!", kreischte es aus der Rüstung des Prinzen, um den sich die Insekten nun scharten. Wütend ließ er sein großes Schwert in einer Hand wirbeln, wie das Blatt einer tödlichen Windmühle. Tatsächlich schienen sich die Insekten ängstlich von dem Gepanzerten zu entfernen. Auch, wenn er es nicht sah, spürte Taoreth nun geradezu dessen Grinsen.

„Dann mache ich eben kurzen Prozess mit dir und nehme den Magier selbst mit." Der Hüne hob die Waffe. Taoreth schloss die Augen – es war vorbei.

Duck dich!

Schnell warf er sich auf den Boden, als ein greller Blitz über ihn donnerte. Doch diesmal erstrahlte ein bläulich schimmerndes Weiß. Scheppernd landete der Gepanzerte mehrere Schritt weiter hinten in einem Busch mit silbrigen Blättern und blauen Blüten. Als Taoreth sich überrascht zu Telzion umdrehte, blickte ihm dessen ebenso verwirrtes Gesicht entgegen. Hinter ihm jedoch zeichneten sich aus dem Schatten der Bäume die Konturen einer kleinen, schmalen Gestalt und es trat eine Frau in den Leuchtkegel der noch immer anwesenden Glühwürmchen.

Sie war von verblüffender Schönheit. Wildes, kurzes Haar, silberdunkel wie die Nacht, fiel strähnig herab auf ihr blasses Gesicht. Ihre olivgrünen Augen, noch mit rötlich-glühenden Sprenkeln, die langsam wieder abflauten, waren entschlossen zu einem schmalen Schlitz zusammengezogen. Am ungewöhnlichsten jedoch waren ihre unnatürlich langen und spitze Ohren, die in einem fast rechten Winkel von ihrem Kopf abstanden. Ebenso erstaunlich war die Tatsache, dass sie nackt war. Deutlich zeichnete sich ihr schlanker, muskulöser Körper ab. Nur eine dünne, dunkelgrüne Körperbemalung zierte ihr linkes Bein von Fuß bis Oberschenkel.

„Noch ein Fluchspeier", murmelte es aus der Rüstung, als der Prinz sich schwungvoll aufrichtete und dabei fast den gesamten Busch niederwälzte. Er hatte sein Schwert nicht losgelassen, wenngleich ein glühender, roter Punkt inmitten eines rußigen, dampfenden Flecks auf seiner Brustplatte prangte.

„Heh", kicherte er, „Eure Magie wird Euch nichts nützen. Wie es scheint, haben wir einen weiteren Weg gefunden, eure verfluchte Kunst zu kontern."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 10, 2019 ⏰

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Meister des Chaos I - Schwerter und ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt