Vertraute

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Und zum dritten Mal setze ich an, um einen neuen Teil zu verfassen. Ich weiß nicht, ob ich diesen fertig bekomme, oder wie die letzten beiden Versuche einfach abbreche. Aber es ist mir ein innerliches Bedürfnis so viel rauszulassen. Und weißt du, was das Beschissene ist? Wenn ich es täte, dann wärst du vielleicht jemand, den es betroffen werden lässt. Eigentlich will ich in diesem Buch darauf absolut keine Rücksicht nehmen, denn so egoistisch es klingen mag, es geht hier allein um mich. Um das, was ich fühle. Was in mir brodelt. Die ganzen überwältigenden Gefühle, die mich überfordern. Der ganze Input, den ich bekomme. Ich lasse hier Dinge raus, die ich kaum einem erzähle. Weil es immer Dinge im Leben gibt, die man niemandem erzählen kann. Nicht, weil man jemandem nicht vertraut, sondern weil es einfach nicht geht.

Ich habe keine Ahnung, wie ich das hier aufbauen soll. Es schwirrt mir so unglaublich viel im Kopf herum. Verlassens- und Ersetzungsängste sind ja an sich schon scheiße genug. Wenn du jedoch mit einem Menschen ein freundschaftliches Band teilst, dass tiefer geht, als alle andere freundschaftlichen Bänder (und damit ist nicht Liebe gemeint, denn es ist ein offenes Geheimnis, dass ich eine Lady an meiner Seite habe, die ich sehr liebe), ist diese Angst logischerweise besonders groß. Von in Eifersucht verpackter Angst ersetzt zu werden, bis hin zu tatsächlichen Begebenheiten, in denen ich wirklich bereits allein gelassen wurde, ist alles dabei. Es prägt, wenn dich fast jeder Mensch, der einst schwor an deiner Seite zu sein, bis zum Ende, vorzeitig verlassen hat. Aus verschiedenen Gründen. Ich bin kein wirklich leicht zu händelnder Mensch. So gar nicht. Ich bin ein lebender Fettnapf. Es ist so scheiße leicht, etwas bei mir falsch zu machen und oft sind das Dinge, von denen ich selbst nicht einmal weiß, dass man die falsch machen kann. Und ja, ich spreche aus, was du denkst: Ich bin oft selbst Schuld. Es gibt viel, was auch ich falsch mache, weil ich so geprägt bin. Und bevor du es schreibst, spar es dir. „Dann ändere dich halt", oder „Du brauchst dich nicht zu wundern" sind nicht hilfreich, denn all dies sind Sätze, die ich mir fast täglich selbst sage.

Weißt du, ich versuche für jeden da zu sein und bekomme oft gesagt, dass ich für die Menschen ein Fels in der Brandung bin. Dass ich sie verstehe. Ihnen aus den Krisen helfe. Und wenn ich das lese, oder höre, dann geht für mich eine Sonne auf. Das ist das, was ich immer wollte. Doch andererseits, sobald ich eine Freundschaft habe, die in Richtung enge Freundschaft oder Vertrautheit (Ich rede auch hier nicht von Liebe) geht, zeigt sich eine neue Seite. Angst. Pure verfickte Angst. Davor, dass ich wieder allein ende, weil es bisher immer so war. Das zeigt sich in Form von gewisser Eifersucht. Nicht die Art von Eifersucht, in welcher man sagt „Ey, ich verbiete dir mit Karl Uwe von Uwinstan zu schreiben oder zu reden", sondern dass ich Panik bekomme. Richtige ekelhafte Panik. Panik davor, dass man mir den besonderen Platz, den ich bei dem Menschen habe wegnimmt. Ich abgeschrieben bin. Denn mein Kopf flüstert mir:"Wenn es bisher immer so war.. Warum soll es dieses Mal anders werden"

Jetzt kommst du mit:"Ja logisch. Und wenn du dich zu sehr reinsteigerst, dann erfüllst du das von selbst. Von wegen self fulfilling prophecy" Und prinzipiell hättest du damit Recht, doch so einfach ist dies leider nicht. Für gewöhnlich rede ich in Ruhe über das, was in mir rumort, weil ich die Erfahrung gesammelt habe, dass das am ehesten hilft, damit umzugehen. Danach muss ich mich der Situation stellen, die mir die Panik bereitet, um zu lernen, dass es auch anders geht und sich die Dinge eben nicht dauernd wiederholen. Es ist wie mit einer Angststörung. Diese kuriert man in Form einer Konfrontationstherapie (natürlich, wenn die betreffende Person soweit stabilisiert ist, dass man das angehen kann. Ein oftmals langjähriger Prozess). Die Person wird in mehrmaligen und mehrwöchigen- bis monatlichen Expositionen der Angst geführt „ausgesetzt", obgleich das böser klingt, als es ist. Jedoch ist die Zielsetzung folgende: Bleib in der Situation, ohne zu fliehen, damit du lernst, dass deine Angst vergehen kann, weil das, was dir eigentlich Angst bereitet, dir keinen Schaden zufügen kann.

So ungefähr muss ich das auch angehen. Und damit zurück zu der aktuellen Situation. Es ist wieder genau das. Eine meiner besten Freunde, die selbst nicht ganz stabil ist, bändelt mit einem anderen meiner besten Freunde an. Sie ist mir unglaublich ans Herz gewachsen.

Es gibt diese Menschen, mit denen du einfach wie durch das Schicksal verbunden bist. Dazu zählt meine Lady, meine beste Freundin, mein bester Freund, die Person, um die es gerade geht und jemand, von dem ich bis vor kurzem gedacht habe, dass sie eine meiner engsten Vertrauten ist (doch davon ein ander Mal...) .

Die Person, um die es geht hat zu mir, wie all die anderen genannten, einen sehr sehr engen Draht und weiß viel über mich und andersherum. Sie hat einen besonderen Platz bei mir und ich bei ihr. Und weißt du: Auch wenn sie mir nicht explizit sagt, dass sie mit dem guten Freund von mir anbändelt, weiß ich das. Doch detaillierter will ich an der Stelle nicht werden, denn das gehört hier nicht her. Was meine Problematik ist, ist, dass sich bereits beim Schreiben und Nachdenken meine Finger zu verknoten scheinen. Versteh das nicht falsch, romantische Gefühle hege ich für meine Lady und das bleibt auch so. Es ist die vorher beschrieben Angst, dass ich abgeschrieben bin und dieses Band verliere. Es kam auch schon vor, dass ich die Erfahrung gesammelt habe, dass exakt dies geschieht.

Und jetzt kommt das Lustige. Auch, wenn mich all das erledigt, helfe ich, wo ich nur kann und möchte, dass das mit ihnen funktioniert, denn mir ist eine Sache wichtiger als alles andere: Das die Menschen, die mir nahe stehen glücklich sind. Ich will nicht, dass sie mich in Ruhe lässt oder so ein Mist, denn es ist meine Entscheidung, ob ich helfe oder nicht. Da kommt das Nächste. Wenn ich „Nein" sage, könnte ich womöglich auch das Band zu den Menschen gefährden, die ich mag. Ganz schön bescheuert, oder? Ich mag den Status, dass die Leute zu mir kommen, wenn sie Probleme haben. Es ist das, was ich wohl am Besten kann. Leuten zuhören. Helfen. Probleme erkennen und lösen. Und ich würde mich so fühlen, als würde man es mir entreißen, wenn ich nicht da bin. Oder etwas Schlimmeres würde passieren... mal wieder...

Ich möchte von dir keinen Rat, denn alle auf Logik basierenden Ratschläge kenne ich bereits. Das klingt so furchtbar eingebildet und mies, weil ich weiß, dass du mir nur helfen möchtest und ich damit sage, dass ich keine Hilfe annehmen will. Wie ich aber bereits schon geschrieben habe, möchte ich in diesem Buch Ballast loswerden, welcher in mir rumort. Nicht mehr und nicht weniger. Alsdann...

Wir sehen uns.
Bis zu

Einfach nur ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt