2020

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Hey du. Ich bin's wieder.

2020. Was für ein Jahr bisher. WW3 Angst. Covid 19 Pandemie. Angebliche Ufos. George Floyd. Globale Begebenheiten, die in ihrer Gesamtheit auf die Gemüter der Menschen drücken. Die Pandemie sorgt für Kontaktbeschränkung. Massenweise großer Events fallen weg. Events, die dafür sorgen, dass man mal aus der Scheißbude rauskommen kann und das Feeling bekommt, dass man mit seiner Faszination für Animes, Autos, Musik, Games etc. nicht allein ist. Weg.

Dann der tragische Tod George Floydes. Für gewöhnlich sagt mir meine Misanthropie: „Was kümmert dich das Leid von Menschen, die du nicht kennst". Doch dieses Mal ist etwas anders und ich kann es absolut nicht benennen. Es nimmt mich mit. Ich sah das Video in voller Länge. Der Polizist, der sein Knie auf das Genick des Sterbenden drückte. Sein Kollege, der die immer lauter werdenden Passanten davon abhält etwas zu unternehmen. Zwei andere Kollegen, die nichts unternehmen, um den Kollegen, dessen Handlung das Ableben eines Menschen bedeutet, aufzuhalten, während George flehend „I CANT BREATHE" rief. Es war so unglaublich trostlos. Traurig. Herzzerreißend. Und das sage ich, der in Deutschland lebt und nie erleben musste, wie es ist aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert zu werden.
„Wie muss es dann erst für jemanden sein, der dunkelhäutig ist und das sieht? Oder live vor Ort war? Wie muss es der Familie gehen, die zurückgelassen wird, weil der Polizist selbst als die Passanten immer wieder schrien „YOU KILL HIM! STOP!" nicht von seinem Handeln abwich?"

All diese Fragen rasten durch meinen Kopf und verhinderten, dass ich meine natürliche Distanz zu derlei Dingen aufnehmen konnte. Und wahrscheinlich ist das auch gut so. Ich habe mich lange mit einer guten Freundin unterhalten, die dunkelhäutig ist. Habe ihr zugehört, wie es für sie ist. Wie zu erwarten war, spielte diese gesamte Situation emotional gesehen in einer ganz anderen Liga, als für mich, der Rassismus nie am eigenen Leib erfahren musste. Klar. Das war mir auch bereits vorher klar. Nur zwischen Klarheit und dem wirklichen Erfahrungswert befinden sich Welten. Die Reaktion auf diese gesamte Situation: Proteste. Das endgültige Zeichen der Menschen, die aufstehen und schreien: „Fickt euch! Es reicht! Nicht mit uns! Wir lassen uns das nicht länger gefallen!"

Und auch im Gespräch mit der guten Freundin von mir wurde schnell klar: Der Zorn auf die Staatsgewalt ist gewaltig. Mein Gedanke, während sie mir davon erzählt: „Wenn sie das schon so sieht und hier lebt. Wie gewaltig muss der Zorn dann erst in Amerika existent sein"

Ich kann es ihr nicht verübeln. Ebenso wenig, wie ich es den Menschen in Amerika verübeln kann, die derzeit auf den Straßen protestieren. Bei denen sich über all diese Jahre der permanenten willkürlichen Polizeigewalt und dem Rassismus die Wut aufgestaut hat. Jedoch sehe ich da ein gewaltiges Problem und das nennt sich „Pauschalisierung". Per Definition bedeutet „pauschalisieren" etwas sehr stark verallgemeinern. Beispielsweise „Alle Männer denken nur an Sex" ist eine Pauschalisierung. Genau wie „Alle Frauen reden zu viel".

Bevor ich damit weitermache, möchte ich an dieser Stelle klar sagen: Es gibt so viele, so friedliche Proteste, in denen auch Polizisten mitdemonstrieren, weil sie es nicht mehr aushalten, wie ihre Kolleginnen und Kollegen rassistische Handlungen begehen. Und diese friedlichen Demonstrationen sind genau der richtige Weg.

Doch es gibt auch die andere Seite. Die Polizei in Amerika wird derzeit derart in die Mangel genommen von eben nicht friedlichen Protestanten. Gerade wenn die Nacht einbricht. Polizeiwagenscheiben eingeschlagen. Polizeigebäude gestürmt. Wenn ihr Instagram besitzt, dann gebt in die Suche „George Floyd" ein und ihr kommt auf einige Profile, die Videos live vor Ort in ihre Storys setzen. Alles, wovon ich hier schreibe, habe ich in den entsprechenden Videos gesehen.
Das ist meiner Meinung nach das falsche Zeichen. Menschen, die aus Hass schreien, dass alle Polizisten Bastarde sind. Die Polizisten, die nur ihren Job machen, angreifen. Diese Botschaft ist eine Pauschalisierung. Und damit sind sie nicht besser, als diejenigen, die sie so verachten. Rassismus mit blindem Hass bekämpfen bringt nichts. Hat es noch nie.

Vielleicht sind diese Proteste ein Weckruf. Den, den es braucht, damit die Welt aufwacht. Den, den es braucht, damit erkannt wird, dass die Menschen, die regiert werden, auch eine Stimme haben. Vielleicht braucht es das, damit sich etwas ändert. Verübeln, kann ich es den Menschen, die voller Hass protestieren nicht.

Und all das macht mich wirklich betroffen. Weißt du. All die Zeit dachte ich immer, dass ich eine unglaubliche Distanz zu solchen Dingen habe. Mich hat das alles nie interessiert und wenn das vorbei ist, kann es gut sein, dass es wieder so sein wird. Ich bin kein Menschenfreund und das werde ich nicht. Für mich ist der Mensch als solches wertlos und eine absolute Belastung für alles, was existiert. Umso mehr verwirrt es mich, wie sehr mich all das mitnimmt. Vielleicht durchlebe ich auch eine Veränderung. Wer weiß das schon.
Jedoch weiß ich, dass ich derzeit sehr müde von allem bin. Denn nicht nur globale Ereignisse nehmen mich mit. Gerade das Lokale ist für mich bereits schwer genug. Ich habe seit einigen Wochen konstant keinen Tag mehr gehabt, wo nicht irgendwas losgewesen ist. Ich liebe es zu helfen, ich glaube, das sage ich nicht zum ersten Mal und das wirst du hier auch noch öfter zu lesen bekommen. Jedoch bin ich so oft, wenn ich versuche zu helfen der Arsch. Weil ich entweder sehr direkt bin. Oder ich nicht die richtigen Worte gefunden habe. Oft lässt sich mein Gegenüber auch nicht helfen. Ich weiß, was du mir jetzt sagen willst.
„Du musst auf dich selbst achten", „Sag doch nein. Sie werden es schon verstehen", „Du kannst nicht jedem helfen" etc. etc. etc.
Damit hast du Recht. Jedoch verhindert ein Ereignis meiner Vergangenheit, dass ich jemandem, der Hilfe braucht diese verweigere. Natürlich sage ich, wenn jemand zum 10. Mal mit demselben Scheiß zu mir kommt, nachdem ich 9 Mal bereits diverse Tipps gegeben habe und die Person nicht einen Finger gekrümmt hat, sehr direkt, was ich davon halte. Nun. Dennoch könnte ich, wenn die Person mir sagt, sie sei suizidal, diese nicht abwimmeln. Meine Botschaft an dich, aus Erfahrung gesprochen, Nimm es lieber einmal mehr ernst, wenn jemand mit Suizidgedanken zu dir kommt. Egal, ob du glaubst, dass die Person es durchzieht oder nicht. Vertrau mir: Es gibt nicht viel, was schlimmer ist, als mit dem Gedanken leben zu müssen, dass du hättest helfen können, als die Person dich brauchte, nun aber tot ist. Ich kann nicht nein sagen. Aber ich merke, wie ich immer schwächer werde. Auch Streit. So viel Streit in letzter Zeit. Ich hasse es. Ich ertrag es nicht. All das bringt irgendwann den Tabula Rasa-Gedanken in mir hoch. Tabula Rasa bedeutet, laienhaft ausgedrückt „unbeschriebenes Blatt" und steht im übertragenen Sinne für einen Neubeginn. Alles ausselektieren, was mich runterzieht. Jedoch ist das eine Sache, die mich mehr verletzt, als alles andere. Es ist alles sehr wirr heute. Bitte verzeih.

Ich stehe einfach unter zu krassem Druck in letzter Zeit. Mein Umfeld. Alles was sozial dazugehört. Und allen voran. Ich. Kann gut sein, dass ich mir selbst den größten Druck mache. Durch die bald stattfindende letzte Prüfung. Dem Ungewissen, was danach kommt. Mein Körper, weil ich viel zu fett bin (Ja mimimi mach Sport- Ach halt die Fresse, als ob ich das nicht weiß) und generell nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht. Allein, was meinen Körper anbelangt, habe ich mich gerade erst von einem der heftigsten Schockstarre-Episoden meines Lebens erholt. 5 Stunden Schockstarre. Nachts. Ja ich weiß, ich kann mich immer bei dir melden. Wird jedoch schwer, wenn man in weinender SchockSTARRE im Bett liegt. Und das, weil ich dank Faulheit, Covid 19 Kontaktbeschränkung und Zuhausegammeln zugenommen habe. Ich bemerke die ganze Zeit, während ich das hier schreibe, wie ich unbedingt den Drang habe mich zu rechtfertigen und zu schreiben, DASS ich ja täglich spazieren gehe und Übungen Zuhause mache. So Kopf. Zufrieden? Ich hab's geschrieben.

Kleinste Dinge bereiten mir Unwohlsein. Das ist sicherlich diese Überlastung von der alle sprechen.Aber wie ich selbst immer zu sagen pflege... Aufgeben ist keine Option. Allmählich frage ich mich, warum noch keiner gemerkt hat, wie sarkastisch ich das eigentlich meine.
Wir sehen uns.. hoffentlich. Ein Hoch auf 2020.   

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 02, 2020 ⏰

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