Kapitel 12

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Ein starkes Stechen in meiner linken Schläfe zieht mich unschön aus meinen Träumen. Unerfreut, presse ich mit meinen Fingern dagegen in der Hoffnung den Schmerz zu lindern. "Aspirin gefällig?" Mit unverständlichen gebrummel nicke ich und nehme die runde Rettung dankend mit einem Glas Wasser entgegen.  Ich stelle das Glas ab und lehne mich gegen die Couch, sodass ich meine Knie anziehen kann. Benja platziert sich neben mir und fährt sachte über meine verstrubbelten Haare: "Hast du Hunger?" Ich schüttel den Kopf und lege mein Kinn auf den Knien ab. Er rutsch näher und legt seinen Arm über meine Schultern. Er nähert sich gerade wieder meinen Lippen, als sein Handy anfängt zu klingeln. Er betrachtet den Bildschirm und begibt sich mit verzogener Miene ins Badezimmer. - Dies war wohl mein Zeichen zu gehen.
Ich schlüpfe gerade in meinen zweiten Schuhe, als er zurück kommt und mir einen fragenden Blick zuwirft: "Ehm, was machst du?"
"Na ich dachte ich sollte gehen?" 
"Nun, ich dachte eigentlich wir chillen noch etwas bevor du gehst." Überfordert sehe ich ihn an und versuche das permanente Vibrieren meines Handys zu ignorieren. "Vielleicht ist es wichtig, sie lieber nach."
Mein Gesicht droht vor Scharm wieder rot anzulaufen und als mein Blick auf den Bildschirm wandert, wird das Gefühl nicht wirklich besser. - Das ist doch jetzt ein schlechter Scherz?!
"Ja, ja du hast recht es ist wichtig ich muss los. Bis dann Benja."
Ohne auf eine Gegenreaktion zu warten schließe ich die Haustür hinter mir und laufe vor Richtung Hauptstraße.


Du hast es getan

Bitch!

Du hast ernsthaft mit Benja gevögelt 

wie billig bist du bitte?!

So eine billige Nummer die du gestern abgezogen hast!

Fick dich

Korrigiere, FICK BENJA!

Hatte er nun völlig den Verstand verloren?! Ich wusste, dass Harry nicht ganz bei trost war, aber das übertraf ja mal alles was bildete er sich bitte ein?!

Styles, geh mir nicht auf meine imaginären EIER und belästige jemand anderen mit deinem Verhalten eines Kindergartenkindes! 

Es dauerte ungefähr eine Stunde, bis ich endlich zu Hause ankam. Meine Füße sind gefühlt dicker als ein Kürbis gepaart mit einem Elefanten und ich schmeiße mich erst einmal auf mein Bett um wie so oft voller wirr umher flatternder Gedanken an die Decke zu starren. -Ich will ihn eigenhändig umbringen! 
Amüsanterweise schlief ich ziemlich schnell ein weshalb ich am nächsten Morgen noch zerstörter Aussah als zuvor schon. Da ich wie so ziemlich immer wieder mehr als spät dran war, steckte ich meine Haare einfach in einen Pferdeschwanz zusammen und legte etwas Puder auf mein Gesicht. Ich fühlte mich wie ein hässliches Entlein als ich die Schule betrat und in das Klassenzimmer eilte. In diesem Moment war mir leider noch nicht bewusst, dass dieser Montag noch ätzender sein würde als alle Montage bisher. Mein Leben würde sich komplett verändern und ich selbst nicht mehr sein wer ich gerade bin.

Als ich den Raum betrat, verstummten plötzlich alle, außer ein paar unterdrückten Lachern hörte man nichts mehr. Alles starrten sie mich an, hatte ich etwas im Gesicht außer zu wenig Make-up? Mein Blick wanderte zu Lou. welcher zusammen mit Benja versuchte lose Blätter einzusammeln, welche im Klassenzimmer verteilt waren als hätte es sie vom Himmel geregnet. Entsetzt sieht Lou mich an und Benja läuft komplett weiß an, als hätte er einen Geist gesehen. - Was zur Hölle?
Ein undefinierbares Geräusch zieht meine Aufmerksamkeit auf sich, weshalb ich Richtung Tafel blicke, wo Harry bereits am Lehrerpult versucht am Computer etwas zu stoppen. Völlig verwirrt starre ich auf das Video, welches der Beamer an die Wand vor mir wurf. Zusehen waren Harry, Benja, Lou und Jimm in der Cafeteria. 
"Jeder von euch rückt jetzt mal einen Fünfziger raus, deal ist deal." 
"Niemals hat die goldene Jungfrau dich ran gelassen Styles, dafür will ich beweise sehen bevor es Scheine regnet!" Man sieht Harry sein Handy in die Mitte des Tisches legen, ehe alle beginnen zu lachen und nacheinander das Geld auf den Tisch vor ihn legen. "Wie wars denn die Pepper zu Nageln und das auch noch als erster?" 
"Jimm, wäre es erwähnenswert, hätte ich euch das schon unter die Nase gerieben und es nicht bei einem mal belassen."
"Mehr war bei einer Jungfrau eben nicht zu erwarten." Harry streckt seine Hand zu Benja aus: "Also Benji, jeweils einen Hunderter wenn du es schaffst sie als nächster ins Bett zu kriegen." 

Das Video endet als Benja einschlägt und zeigt anschließend ein Selfie von Harry, neben dem ich tief schlafend und obenrum völlig nackt liege, für alle in dem Zimmer sichtbar. Völlig erstarrt, blicke ich auf das widerliche Grinsen welches Harry auf diesem Bild hat und fühle wie meine Augen beginnen sich mit Tränen zu füllen. Langsam drehe ich meinen Kopf zu Harry, welcher völlig entgeistert die Hände in seinen Haaren vergraben hat und mich ansieht. Als die erste Träne ihren Weg meine Wange hinunter gefunden hat, springt Louis auf und bleibt mit aufeinander gepressten Handflächen vor mir stehen. "Am, lass es mich erklären. Es ist nicht so wie-" Ohne Vorwarnung lasse ich meine Hand mit voller Kraft in sein Gesicht gleiten. Ich wollte seine dreckigen Lügen nicht mehr hören. Jahrelang nannte ich diesen Widerling meinen besten Freund und dann.. Immernoch starr wie ein Stock, gehe ich auf den Beamer zu und ziehe den Stecker, ehe ich wieder vor zur Tafel laufe und direkt vor Harry stehen bleibe damit er den Schmerz in meinen überlaufenden Augen sehen kann. "Glückwunsch, ihr habt es wirklich geschafft," Benja platziert sich  neben mir und will auf mich einreden, doch ich strecke meine Hand vor sein Gesicht: "Nun bin ich dran zu sprechen, ihr habt genug gesagt! Ja, ihr habt es geschafft mich zu ficken und ja Harry, du hattest die ehre mich zu entjungfern es war mein allererstes mal und ich war schlecht, was ein Triumph! Ihr könnt stolz auf euch sein denn ihr habt nicht nur Amber Wellings erstes mal zusammen mit jeglichem Vertrauen missbraucht und zerstört, nein ihr habt noch einen zusätzlichen Preis ergattert," alle vier heben sie ihre Köpfe und sehen mich fragend an: "Ihr vier, habt Amber Wellings umgebracht!" 
Die Tränen nehmen überhand, weshalb ich mich abwende und im Eiltempo das Zimmer verlasse. Meine Tränen vielen zu Boden wie der prasselnde Regen des Monsuns, ich war zerbrochen, nein mehr als zerbrochen. Es fühlte sich an als hätte man mich bei vollem Bewusstsein ertränkt, wieder belebt und dann verbrannt. Mein Herz schmerzte und ich würde es am liebsten herausreißen. Wie konnte ich so dumm sein und erst mit Harry und dann mit Benja ins Bett steigen, ich war doch selbst Schuld. Ich Idiot hatte sogar Gefühle für Harry aufgebaut, zumindest  war ich gerade dabei gewesen und dann sowas. Bloßgestellt vor allen, nie wieder konnte ich mich dort sehen lassen. Mein Handy vibrierte ununterbrochen. Unzählige male versuchten sie mich anzurufen, sie dachten nicht ernsthaft ich würde ran gehen?!
100 ungelesene Whatsapp Nachrichten zeigte mir mein Bildschirm mittlerweile an und als dann auch noch Harrys Name auftauchte, begann ich einfach laut los zuschreien und mein Handy auf den Boden zu werfen. Voller Wut stampfe ich auf dem schon längst zersplitterten Bildschirm herum, ehe ich auf dem Boden zusammensinke und meine Tränen weiter über meine Wangen laufen lasse. Zwei Stunden lief ich ziellos durch die Gegend, ehe ich Zuhause ankam. Stumm, mit bereits angeschwollenen Augen blieb ich im Badezimmer vor dem Spiegel stehen und starrte in mein Gesicht. Nie hasste ich meinen Anblick mehr als in genau diesem Moment und nie wollte ich lieber zu meiner Mutter als jetzt. Ich konnte nun erst verstehen wieso sie immer sagte, dass Menschen andere Menschen solange zerschlagen, bis sie sich selbst zum Schutz unter die Erde bringen. - Naives gebrochenes Gemüse.

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