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Tyler, Scott und Damien standen innerhalb des Kreidekreises und sahen zu Tessa die mit dem Buch in der Hand in der Mitte stand und sich umsah. "Sehr gut. Es sollte alles passen. Killian? Ist Allison hier?", fragte sie. Killian, der alles aus einiger Entfernung beobachtete, sah neben sich wo Allison mit aufgeregt funkelnden Augen stand. "Wo sollte sie sonst sein.", murmelte er. Tessa nickte zufrieden. "Sie soll sich genau hier hin stellen.", wies sie an und trat einen Schritt zur Seite. Ohne abzuwarten stürmte Allison an ihnen vorbei und stellte sich in die Mitte. "Legen wir los!", rief sie enthusiastisch. "Sie ist bereit.", teilte Killian den anderen mit. Tessa stellte sich zwischen Damien und Tyler und sah in die Runde. "Ihr werdet spüren wie meine Magie euch durchfließt. Jeder von euch ist bereits mit meiner Magie verbunden, daher ist es auch möglich euch in den Zauber miteinzubeziehen.", erklärte sie bevor sie das Buch zur Seite legte, die Hände hob und begann leise Worte zu murmeln. "Cree Torea Dallasara, sorea sorete nestrica. Dea tesere sonea sonet, area sree cresteranet." Die Worte schwebten durch den Raum, durchflossen Tyler, Scott und Damien und umhüllten Allison. Killian sah sie, spürte sie, die Magie, doch sie prallte an ihm ab als wäre er von einem unsichtbaren Schutz umgeben. Ein Vorteil des Jägerseins, oder ein Nachteil, kommt auf die Sichtweise an. Seine Aufmerksamkeit lag auf Allison die beinahe zu Leuchten schien. Doch wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass nicht sie leuchtete sondern von einer goldenen Aura umgeben war. Tessa Stimme wurde lauter und die leuchtende Aura breitete sich aus. Im nächsten Moment verstummte Tessa und die Aura löste sich im Nichts auf. Das letzte Wort klang noch im Raum nach als sowohl Tyler, Damien und Scott als auch Allison die Augen wieder öffneten, welche sie unwillkürlich geschlossen hatten. Allison sah sich um. "Hat es funktioniert? Könnt ihr mich sehen? Könnt ihr mich hören?", fragte sie aufgeregt und sah sich ungeduldig um. Auch Killian sah zu den anderen. Sie standen da und fixierten Allison. Im Raum war es totenstill bis Damien die Stille durchbrach. "Verdammt. Es gibt sie wirklich."

"Gott! Das ist so aufregend! Ihr könnt mich sehen. Und mich hören. Und mit mir reden! Es gibt so viel was ich euch fragen will.", sprudelte es begeistert aus Allison heraus. Damien sah zu Killian. "Redet sie immer so viel?", fragte er ihn. Killian grinste spöttisch. "Manchmal sogar mehr.", antwortete er schadenfroh. Damien seufzte genervt, was Allisons Aufmerksamkeit auf ihn zog. "Du bist das größte Rätsel für mich. Nach Killian.", sagte sie und sah ihn neugierig an. Damien runzelte die Stirn. "Danke?" Allison kam mit einem breiten Lächeln auf ihn zu. "Ich hab so viele Fragen an dich, zuerst einmal, wie bekommst du deine Haare so hin wenn du dich nicht im Spiegel sehen kannst?" Damien verdrehte genervt die Augen. "Das man Vampire nicht im Spiegel sieht ist ein Mythos.", erklärte er ihr. Allison sah ihn mit großen Augen an. "Echt? Und was von den ganzen Geschichten ist wahr? Kannst du in die Sonne raus?", hakte sie neugierig nach. Killian nickte. "Ich ja, dank Tessa. Andere Vampire haben da so ihre Probleme.", antwortete er. "Was ist mit Gott? Kannst du Gott sagen?" Damien sah zu Tessa. "Gott, bitte, mach sie wieder unsichtbar und vor allem unhörbar.", knurrte er gereizt, doch Allison ließ nicht locker. "Knoblauch?" "Konnte ich schon vor meiner Verwandlung nicht leiden." "Kreuz?" "Nervig." "Weihwasser?" "Trinken würd ichs nicht." "Pflock durchs Herz!" Damien schnaubte spöttisch. "Wen würd das nicht umbringen?" Allison zuckte zustimmend mit den Schultern. "Schläfst du in einem Sarg?", fragte sie weiter. Damien ließ sich auf den Stuhl nieder und massierte sich genervt die Schläfe. "Schlafen wird überbewertet." Allisons Augen begannen zu leuchten. "Kannst du Fliegen?", flüsterte sie ehrfürchtig. Damien sah sie mit hochgezogener Augenbrauen an. "Ja.", antwortete er nur und Allisons Augen wurden noch größer. "Echt? Wie? Als Fledermaus?", fragte sie begeistert. Damien grinste. "Nein." Allison sah ihn verwirrt an. "Wie dann?" Damien stand auf und strich seine Jacke glatt. "Mit dem Flugzeug.", antwortete er spöttisch. Allison verschenkte vorwurfsvoll die Arme. "Haha, sehr lustig. Aber das mit dem Blut stimmt, nicht wahr? Du brauchst es um zu überleben." Damien sah sie schweigend an, seine Miene war unmöglich zu deuten. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Raum. Allison sah ihm einen Moment perplex hinterher bevor sie sich an die anderen wandte, die alles schweigend beobachteten. "Schlechtes Thema?" Scott nickte. "Allerdings. Sehr schlechtes Thema."

Tessa und Allison saßen in der Küche und hörten die gedämpften Stimmen der Jungs aus dem Nebenraum. Killian erklärte ihnen gerade ihre Aufgaben, bevor sie dann aufbrechen würden. Scott und Tyler zu den Wölfen, um sie zu warnen und ihnen zur Seite zu stehen, wenn es nötig wäre, und Damien zu den Vampiren, um sie zu unterwandern und hoffentlich zu verhindern, dass es überhaupt so weit kommt. "Wie ist es eigentlich?", durchbrach Tessa plötzlich die Stille. Allison sah sie verwirrt an. "Was meinst du? Ein Geist zu sein?" Tessa nickte. Allison seufzte und dachte kurz nach ehe sie antwortete. "Einsam." Tessa wartete darauf das mehr kommen würde, doch Allison war im Gedanken versunken. So still kannte Tessa sie gar nicht. Jedenfalls hat sie die Zeit wo Tessa Allison nun sehen konnte keine Minute lang die Klappe gehalten. Sie jetzt so still zu sehen war ungewohnt. Beunruhigend. Tessa wollte sie in Ruhe lassen, sie ihren Gedanken überlassen, doch sie war zu neugierig. "Wie war es? Zu sterben.", fragte sie leise. Allison sah auf, doch ihr Blick war abwesend. "Wenn du stirbst sagen sie, dein ganzes Leben zieht an dir vorbei. All die Erinnerungen, die schönen und guten, aber auch die schlechten. Sachen die du bereust getan zu haben, oder auch nicht getan zu haben. Dann ist da ein Tunnel. Ein Licht am Ende. Und dann ist man wiedervereint. Mit all deinen Liebsten die bereits tot sind. Mit allen die du verloren hast. Dann seid ihr wieder vereint. Nichts davon ist wahr. Ich sah nichts. Da war nichts. Nur Dunkelheit. Keine Erinnerungen, kein Tunnel, kein Licht. Keine geliebten Menschen. Einfach nur Nichts. Es wollte mich verschlingen es wollte mich hineinziehen in die Dunkelheit. Ich wollte es. Ich wollte eintauchen in diese unendliche Schwärze. Wollte der Kälte entkommen. Der Einsamkeit, dem Gefühl verloren zu sein. Doch irgendwas hat mich davon abgehalten aufzugeben. Dann öffnete ich die Augen und sah den Himmel. Wolken, die Sonne, die heller strahlte als je zuvor. Und die Menschen, all die Menschen. Ich wollte jubeln, ich wollte feiern, ich dachte ich habe es geschafft. Habe es überlebt. Ich wollte zu den Menschen rennen, ihnen sagen was passiert ist. Was für ein Glück ich hatte. Doch sie gingen an mir vorbei als wäre ich nicht da. Sie sahen mich nicht an, hörten mir nicht zu. Ich wusste nicht was los ist. Ich wollte jemanden an der Schulter packen um ihn zu zwingen mir zuzuhören. Mich anzusehen. Von mir Notiz zu nehmen. Doch meine Hand ging durch ihn hindurch. Tagelang, Wochenlang versuchte ich Kontakt herzustellen. Mit irgendjemanden. Doch jedes Mal scheiterte ich. Ich hielt es nicht mehr aus, daher versuchte ich, allem ein Ende zu bereiten. Doch selbst da scheiterte ich. Da begriff ich es erst. Ich hatte kein Glück gehabt, ich habe es nicht geschafft, ich habe nicht überlebt. Ich war tot. Ein Geist. Verdammt dazu für die Ewigkeit auf der Welt zu wandeln, alleine."

SchattenweltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt