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"Wissen Sie noch genau wie viele es waren?", fragte Marcel. Der alte Mann mit dem griesgrämigen Gesichtsausdruck schüttelte nur den Kopf. "Was weiß ich, zu viele, wenn Sie mich fragen. Und was soll eigentlich die ganze Fragerei, sind Sie vom FBI? CIA? Interpol? Sind das Schwerverbrecher die Sie da jagen?", fragte er neugierig. Marcel und Neal wechselten einen kurzen genervten Blick ehe Marcel antwortete:" So was ähnliches. Können Sie uns vielleicht sagen wo sie ihre Unterkunft haben? Gibt es hier vielleicht ein Hotel, oder so was ähnliches?" Der Mann schnaubte verächtlich. "Ein Hotel? Für welche Gäste? Normalerweise ist das hier ein ruhiger Ort, ohne Drama, jedenfalls bis Sie und diese Schwerverbrecher aufgetaucht sind, jetzt geht es hier ab als wären wir in irgendeinem Krimi.", knurrte er gereizt. "Na sowas, sie wissen was Fernsehen ist?", flüsterte Neal sarkastisch. Der Blick des Mannes durchbohrte ihn regelrecht. "Was heißt hier Fernsehen? Ich rede von Büchern!", fuhr er ihn an. Neal hob beruhigend die Hände. "Schon gut, wir wollen Ihre Zeit nicht weiter verschwenden.", murmelte er und zog Marcel mit sich. Dieser sträubte sich noch einen Moment, doch ein Blick von Neal genügte, und er gab nach und folgte seinem Bruder. "Wartet!", rief plötzlich der Mann ihnen hinterher. Die beiden wechselten einen vielsagenden Blick und drehten sich um. Der Mann seufzte resigniert. "Wenn ich Ihnen sage wo sie stecken, verschwinden Sie dann von hier und nehmen sie mit?", fragte er. "Darauf geben wir Ihnen unser Wort, Sir.", versprach Marcel mit einem falschen Lächeln. Der Mann nickte zufrieden. "Die alte Miss Sherrigan vermietet ein paar ihrer Zimmer. Die Herberge finden Sie direkt neben der alten Kirche.", verriet er den beiden ehe er am Absatz kehrt machte und davon stürmte. "Direkt neben der alten Kirche, wer hätte das gedacht, sie waren andauernd direkt vor unserer Nase.", murmelte Marcel überrascht. "Das müssen wir sofort Dad sagen!", meinte Neal und stürmte los.

Skylar wanderte den Strand entlang, wich den Kindern und Eltern aus und lugte in jede einzelne Höhle. Dabei wiederholte sie immer und immer wieder dieselben Worte. "Javic Thawn? Javic Thawn? Javic Thawn?" Irgendwann blieb sie genervt stehen und sah zu den Stein in ihrer Hand. "Wenn du vor hast in nächster Zeit einmal hilfreich zu sein dann schlage ich jetzt vor. Also mach endlich wofür du geschaffen wurdest und führe mich zu diesem verdammten Javic Thawn.", fuhr sie den Stein gereizt an der teilnahmslos in ihrer Hand liegen blieb. "Du suchst nach Javic Thawn, was willst du von ihm? ", ertönte plötzlich eine kratzige, raue Stimme aus der Höhle ihr am nächsten. Skylar drehte sich zu der Höhle und kniff die Augen zusammen um die Gestalt die in den Schatten hockte genauer zu erkennen. Es war ein Junge mit schwarzen Haaren. Er war blass und ausgemergelt, ebenso wie der Rest dieser erbärmlichen Gestalten hier unten, doch in seinen Augen funkelte nicht die ungezügelte Gier oder die abgrundtiefe Hoffnungslosigkeit, die sie in den Blicken der anderen Vampire gesehen hatte. Nein, im Blick dieses Vampires sah sie nach wie vor Stolz. Skylar trat näher an den Jungen heran. "Sag mir, wer bist du?", befahl sie interessiert. Obwohl er schwach und ausgehungert war erhob sich der Vampir würdevoll, musste sich jedoch an der Wand der Höhle abstützen, damit seine Beine nicht nachgaben. "Mein Name ist Cole Thawn. Ich bin der Sohn des Mannes den du anscheinend so verzweifelt suchst. Also sag du mir, warum suchst du nach meinem Vater?" Skylar antwortete nicht sofort sondern musterte diesen faszinierenden Jungen der trotz seiner augenscheinlichen Schwäche so viel Würde beibehielt. "Ich habe eine Frage und nur er kann mir die Antwort darauf geben.", verriet sie ihm wahrheitsgemäß. Cole runzelte die Stirn. "Was ist das für eine Frage?" Skylar überlegt einen Moment ihm die Antwort zu verweigern, doch möglicherweise konnte er ihr weiterhelfen. Ein Versuch war es wert, sie kann nichts verlieren, nur gewinnen. Wusste er die Antwort hätte ihre Suche endlich ein Ende, wenn nicht konnte ihr das auch egal sein, er würde diese Höhle niemals verlassen, wem sollte er es schon verraten. "Ich hörte dein Vater besitzt das Wissen, wie man einen Schattenjäger tötet.", flüsterte sie ihm zu und auf ihren Lippen erschien ein bösartiges Lächeln. "Ich würde mir dieses Wissen gerne zu Eigen machen." Cole sah sie einen Moment misstrauisch an. "Wozu? Welchen Schattenjäger möchtest du töten?", fragte er. Skylar Augen funkelten diabolisch. "Nicht nur einen, sie alle. Allen voran einen alten Freund von dir.", murmelte sie manipulativ. Coles Augen funkelten wütend auf. "Lillian Hunter.", presste er durch zusammengekniffenen Lippen hervor. Skylar nickte nur. Cole trat näher an sie heran, sodass er knapp vor ihr stehen blieb. Ein Schritt weiter, und er wäre dem Sonnenlicht ausgesetzt. "Ich weiß wie mein Vater es damals vollbracht hat." Skylars Augen funkelten triumphierend. "Wie?", fragte sie aufgeregt. Cole sah ihr in die Augen. "Darin liegt das Problem. Es gibt keine Möglichkeit das ein Schattenwesen einen Hunter tötet." Skylars Lächeln entglitt ihr und sie sah ihn fassungslos an. "Was?", zischte sie aufgebracht. Cole zuckte mit den Schultern. "Aber dein Vater!", rief sie Entzürnt. Cole lächelte leicht. "Er hat einen Weg gefunden sich des Jägers zu entledigen ohne ihn selbst zu töten.", murmelte er kryptisch. Skylar atmete tief durch. "Wie?", fragte sie ungeduldig. Cole trat einen Schritt zurück und versuchte eine möglichst gleichgültige Miene aufzusetzen. "Ich weiß nicht, es ist schwer sich zu erinnern wenn man so durstig ist.", murmelte er und warf Skylar einen vielsagenden Blick zu. Diese versuchte nicht zu lachen. Versuchte diese erbärmliche Kreatur gerade sie zu manipulieren? Das konnte er vergessen! Ohne Vorwarnung trat Skylar einen Schritt vor, packte den Vampir am Kragen und zog ihn zum Höhleneingang. Durch den Blutentzug geschwächt konnte der Vampir nichts dagegen tun das sie ihn mit sich zog. Dann ergriff sie sein Handgelenk und hielt seine Hand aus dem schützenden Schatten. Kaum berührte das Sonnenlicht seine Haut entflammte diese. Der gerade noch so manipulative, stolze Vampir verwandelte sich in sekundenschnelle in einen erbärmlichen Schwächling. "Nein, bitte nicht, hör auf!", flehte und jammerte er unter Schmerzen. Skylar lächelte schadenfroh. "Dann sag mir was ich wissen will, wenn dein Vater diesen Jäger nicht getötet hat, wie hat er es dann vollbracht das besagter Jäger nun Tot ist?" Cole stöhnte gepeinigt auf während seine Hand langsam aber sicher zu Asche wurde, herab rieselte und sich mit dem Sand unter ihnen vermischte. "Ich würde reden, denn ich habe noch eine weitere Hand, zwei Füße und dann ist dein hübsches Gesicht dran. Und das beste ist ich kann es solange wiederholen bis du mir endlich sagst was ich wissen will.", drohte Skylar. Ehe sie auch seine andere Hand der Sonne aussetzen konnte gab er nach. "Manipulation!", rief er. Skylar ließ ihn los und er stolperte ein paar Schritte zurück in die schützenden Schatten während er den Stumpf umklammert wo ehemals seine Hand gewesen war. "Manipulation?", wiederholte Skylar langsam? Cole nickte resigniert. "Mein Vater hat den Jäger nicht getötet. Er hat ihn nur dazu gebracht, sich selbst zu töten. Das ist der einzige Weg um sich einen Jäger zu entledigen. Er muss sein Leben freiwillig aufgeben."

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