Kapitel 2

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Nach wenigen Sekunden sondern sich die drei verschwommenen Bilder zu einem Ganzen zusammen. Zuerst hab ich keine Ahnung, wo ich mich befinde. Aus heiterem Himmel wird mir dann alles klar. Vier Personen bauen sich vor mir auf, die sich als Aya, Tsumugi, Tadashi, Kameko und Yuiko entpuppen. Ich stehe mitten im Classtrail MEINES Mordfalls und keiner hat die Annahme dazu gemacht, mich zu verdächtigen. Klar, ich hab ihr blindes vertrauen. "Dann lasst uns wählen!", schreit Kichiro, wie immer mit genügend Temperament los. Klar, als Ultimativer Polizist braucht er das auch, um sich durchzusetzen. Tsumugi hält sich wie immer aus allem heraus und mittlerweile weiß ich auch wieso. SIE ist immerhin die Verursacherin dieses Wahnsinns! Kameko hat den Hinweis gefunden, dass das Taschenmesser in Aya's Tasche ist. Seit einer ganzen Weile schweigt Aya deswegen. Sie hat alles versucht, um die Schuld von sich zu bekommen, aber als Yuiko ihr Alibi nicht bestätigen konnte, ist es für Kameko und Kichiro entschieden gewesen. Ich hab mich aus allem raus gehalten, was verhaltensmäßig eigentlich untypisch ist. Tsumugi hat ein paar mal zumindest versucht, Hinweise auf mich zu leiten. Dieser Plan ist aber gescheitert. Die gefährlichste Zeugin ist tot...Fushigi. Gewissermaßen vermisse ich sie. Sie ist immer freundlich gewesen, hilfsbereit, zuvorkommend und man konnte ihr vertrauen. Sie war die letzte, von der ich erwartet habe, dass sie mich so verraten würde...oder könnte! Mein Gedankenfluss wird von Yuiko gestoppt: "Ich stimme Kichiro zu. Du Rantaro?" Ich atme kurz durch, um klare Gedanken zu fassen. "Es gibt immerhin keine Indizien, dagegen.", murmele ich. Auf Kommando öffnet sich in den Mamorbildschirmen ein neues Fenster. Das mittlerweile wohl bekannte Wahlfenster. Ich bringe es nicht ums Herz Aya's Bild anzutippen, also wähle ich mein eigenes Bild aus. Bereits nach wenigen Momenten sieht man über einen Monitor das Glücksrad mit allen Gesichtern der Überlebenden. Zu großer Überraschung der Anderen und Erwartung meiner- und Tsumugi seits kommt mein Gesicht unter der Nadel zum Stehen.

Aya beginnt fürchterlich zu weinen und sackt zusammen, Yuiko sieht mich verloren an, Kichiro hat sich enttäuscht von mir weggedreht und Kameko verliert völlig die Fassung. "Wie?! Wie konntest d-", ihre Worte werden abgeschnitten, als mehrere Roboterarme von irgendwo aus der Decke schießen. Tsumugi beginnt ohne Hemmung und ohne die Absicht ihren Titel als Mastermind alias Drathzieher weiter zu verstecken, an zu lachen. Monokuma und Monorumi hören unverzüglich auf zu funktionieren. Die roten Augen erlöschen in Dunkelheit, rühren sich nicht mehr. Tsumugi rauft sich mittlerweile vor Wahnsinn die Haare zu einem Vogelnest zusammen. Es passiert so viel...zu schnell. Und das alles hab ich verursacht! Wieder schießen mir die Gedanken durch den Kopf, dass das sein musste und dass nicht um sonst gewesen sein wird. Das schwöre ich mir, selbst wenn Tsumugi nicht mit fairen Mitteln spielen wird. Mittlerweile sind vier verschiedene Apperate zu vorschein gekommen. Aya wurde auf eine Art Operationstisch geschnallt. Eine Nadel schießt herunter...und...ende...der ganze Aufbau erinnert mich insgesamt an eine Nähmaschine. Gleichzeitig wird Kameko in einen hohlen Zylinder verfrachtet, der zugeschweißt wird. In rasender Geschwindigkeit strömt Wasser in den Behälter und ihre letzten Augenblicke sind Gott  sei Dank schnell vorbei... Auf der anderen Seite höre ich Yuiko schreien. Sein Pelzmantel steht lichterloh in Flammen. Als Ultimativer Erforscher der Antarktis hasst er hitze. Dennoch fällt er nun so zu Boden und nur noch ein Feuerspiel ist zu beobachten. Von Tadashi ist immernoch kein Laut zu hören. Nur ein Geräusch, das Stromschlägen zuzuordnen ist sind zu hören. Es riecht verbrannt und ich wage es nicht, ihn anzusehen. Nun habe ich sechs Menschenleben auf dem Gewissen und Tsumugi gewissermaßen so viele mehr. Es passiert so schnell, dass ich nicht wirklich realisiert habe, dass meine zweite kleine Familie jetzt dank mir ausradiert wurde, als hätte es sie nie gegeben! Tsumugis lachen umhüllt den kompletten Raum.

Im nächsten Moment wird mir meine Schuld erst richtig bewusst. Durch Tränen kann ich nichtsmehr sehen. Ich weiß nicht was genau passiert ist, auf alle fälle kann ich mich nichtmehr rühren und wache im anderen Augenblick an einem ganz anderen Ort auf. Schweißgebadet liege ich irgendwo. Es ist weich, bequem und irgendwie erneut bekannt. Wieder Fügen sich die verschwommenen Bilder zusammen und ich erkenne Kaede, die neben mir sitzt. Sie sieht mich wieder besorgt an. Als ich in die andere Richtung sehe, ist nur eine Wand zu sehen, an der aber eine Weltkarte befestigt ist. Das scheint mein Raum zu sein. "Du bist wach!", fällt Kaede auf und legt ihre Hand auf meine Schulter. Ich sehe sie verwirrt an, was sie zu erkennen scheint. "In dem Tunnel wurdest du von einer der Fallen, die Monokuma aufgestellt hat, getroffen!", anscheinend versucht sie mich zu besänftigen, was aber nicht hin haut. Das war kein Zufall... Ich setze mich hin. Wie als Deja-vu schießen mir die Bilder von Feuer und Wasser, die blitzende Nadel und der verbrannte Geruch durch den Kopf. Ich springe von meinem Bett und sehe Kaede aufgelöst an. Mein Körper beginnt zu zittern. Kaede steht auf und geht auf mich zu. Ich gehe aber von ihr weg, Richtung Tür. Die Klinke hab ich mittlerweile zu fassen bekommen und bin dazu gefasst gleich vor ihr wegzurennen, wenn sie mir einen Schritt näher kommt. Aber nun ist es sie, die mich verwirrt ansieht: "Was ist los mit dir?!" Ich lache sarkastisch und sehe von ihr weg. Ich kann ihr gerade nicht in die Augen sehen. "Was mit mir los ist...ist dass ich gefährlich bin!", beichte ich ihr und renne aus dem Raum. Ich weiß nicht genau wohin, aber ich renne trotzdem. Wohin auch immer so schnell ich kann. Fast habe ich Ryoma überrannt, der mich jetzt wohl nur noch mehr hasst, aber das kann ich ihm JETZT auch nichtmehr wirklich übel nehmen. Letztendlich sprinte ich in Miu's lab. Mein Tempo wird von etwas gestoppt. Gonta?! Keine Ahnung, was er genau in diesem Lab zu suchen hat, aber ich sehe vor ihm nur etwas Karriertes herum tanzen. "Gonta, du musst das halten!", erklärt er. Anscheinent haben beide, nicht einmal Gonta, davon Wind bekommen, dass ich hier bin. Um nicht als Späher abgestempelt zu werden trete ich hinter Gonta hervor. "Was macht ihr hier?", frage ich mit immernoch zitternder Stimme.  Kokichi dreht sich um und versteckt irgendetwas hinter seinem Rücken.

"Was hast du da?!", frage ich. Meine erste Frage hat er mir immernoch nicht beantwortet. Planlos sieht er mich an. "Wir bauen Bombe dann Monokuma machen kaputt damit!", verrät ihn nun Gonta. Mit der Hand schlägt er sich gegen die Stirn und holt hinter seinem Rücken eine Kugel heraus, die mich irgendwie an eine Glühbirne erinnert. Kokichi sieht zu Boden und lacht. "Etwas um diesen Wahnsinn zu stoppen!", er schreit und schmeißt das leere Gefäß zu Boden: "An sonsten macht hier ja keiner was! Deswegen, Rantaro....DESWEGEN SIND WIR HIER!" Mit so einer Ehrlichkeit hab ich ihn noch nie erlebt. Vielleicht, weil ich ihn noch nicht lange kenne. Lügen hätten ihn jetzt sowieso nicht geholfen. Immerhin hab ich davon mitbekommen, dass er in einem fremden Lab etwas baut. Außerdem hat Gonta ihn verraten und zumindest er würde niemanden anlügen. "Ich arbeite daran, das alles hier zu beenden...mein Lieber...sicher um Einiges Länger als du.", versuche ich ihm mitzuteilen, er ignoriert mich aber fast komplett. Er zieht das gruseligste Grinsen, das ich je in meinem Leben gesehen habe: "Wie? Wie will ein Ultimatives Ni-" Ich unterbreche ihn: "Ich bin etwas! Ich bin Rantaro Amami, der Ultimative Abenteuerer...vielleicht trotzdem niemand Besonderes, aber ich WERDE diesen Kreislauf stoppen!" Mir wird zu spät klar, dass ich jetzt zu viel verraten habe. Nun will er wahrscheinlich alles wissen, aber ich kann ihm nicht aufs Blinde vertrauen... Ich lasse ihn nicht reden: "Ich bin dabei, den Mastermind zu finden. Mehr kann ich nicht verraten und wenn du mehr wissen willst, verrate ich Miu, dass ihr in ihrem Lab rumstreunt..." Relativ Emotionslos sehe ich ihn an und er lächelt wieder: "Das will ich sehen." Anscheinend will er mich jetzt herausfordern, worauf ich mich umdrehe und wieder gehe. Draußen fällt mir auf, dass die Sonne bereits langsam unter geht und mir ist klar, dass Tsumugi, wo auch immer sie ist, weiß, dass ich sie fast an Kokichi und Gonta verraten habe. Sie wird wahrscheinlich alles tun, um mich zu stoppen. Sie sitzt am längeren Hebel als ihre Marionette, mit der sie so ziemlich alles machen kann, . Sie könnte ganze Morde auf andere schieben. "Dieses Mal wirst du verlieren.", murmele ich fast unverständlich, aber ich weiß, dass sie mich hören muss und ich weiß mittlerweile auch, dass diese Träume wahr sind.

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