Kapitel 3

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Aus Angst, welche Erinnerungen mich als Nächstes plagen würden, konnte ich die ganze Nacht nicht einschlafen. Dementsprechend schleife ich jetzt total verschlafen in die Dining Hall. Dort wurde ich davon begrüßt, dass Kaede und Shuichi vor Miu knien und sie anscheinend wegen irgendetwas anbetteln. Zu viel zu Frühstück.. Mir dabei nichts denkend, drehe ich mich um, um einen kleinen Spaziergang zu machen. Ich bin so verschlafen, dass ich fast Keebo übersehen habe, der vor dem Schuleingang steht. Leider ist auch Ryoma nicht weit entfernt, also beschließe ich, Keebo nur kurz zu begrüßen und anschließend weiter zu gehen. Die Hände in meiner Hosentasche gehe ich nun in Richtung Miu's Lab. Eigentlich will ich nur herausfinden, ob Gonta und Kokichi wieder ihre Machenschaften da drinnen treiben und ich irgendetwas Genaueres herausfinden könne. So stehe ich also vor der Tür und öffne sie langsam. Zu meiner Erwartung steht Kokichi dieses Mal alleine im Raum und hat etwas in der Hand, das man wirklich mit einer Süßigkeit für kleine Kinder verwechseln konnte, da in einer Glaskugel von gestern nun eine rosa Flüssigkeit enthalten ist. Mit einer Pipette tropft er etwas der Substanz auf ein funken sprühendes Kabel. Erst jetzt Fällt mir auf, dass er eine von Miu's Schutzbrillen trägt. Als irgendetwas nicht zu funktionieren scheint, wirft Kokichi die Pipette weg, legt die Brille ab und grummelt los: "Verdammt! Funktionier doch einfach du dummes Zeug!" Er beißt sich anscheinend konzentriert auf den Daumen. Erst jetzt bemerkt er mich, da die Tür hinter mir ins Schloss gefallen ist, jedoch scheint er nicht sonderlich überrascht über mein Dasein zu sein: "Was machst du jetzt hier?! Ich hab Gonta extra nicht mitgenommen und jetzt das..." Ich rolle auf diesen Kommentar nur kaum sichtbar mit den Augen: "Du dürftest hier eigentlich auch nicht sein." Daraufhin sagt er nichts mehr.

Stille übernimmt den Raum und es dauert eine ganze Weile, bis ich ihm die Frage stelle, was er gerade eben probiert hat. Er seufzt. "Ich kann dir das nicht anvertrauen.", mit diesem Argument hat er sich auch bei Shuichi schon ein paar Mal rausgeredet. Ich stochere aber nicht weiter nach und akzeptiere seine Antwort mit einem Schulterzucken. So langsam knurrt mein Magen jedoch. "Hunger?", frage ich Kokichi ohne Kontext, worauf er mit den Schultern zuckt. "Das hier funktioniert sowieso nicht...", beginnt er zu murmeln, steht vom Drehstuhl auf und folgt mir in die Dining Hall. Dieses Mal ist keine sonderliche Überraschung zu erwarten, außer dass...Trommelwirbel...Tsumugi an dem Gruppentisch sitzt und ein breites Grinsen auflegt, als sie mich hineinkommen sieht. Dieses verblasst jedoch sofort, als sie Kokichi hinter mir hereinstolzieren sieht. Sein Weg führt sofort zum Kühlschrank, wo er sich eine Dose Fanta...oder doch Panta?! ...Grape-Limo herausnimmt und mit einem Strohhalm aus seinem Schaal beginnt, diese zu trinken. Ich setze mich derweil auf die ganz andere Seite des Tisches, weg von Tsumugi und Kokichi setzt sich nach wenigen Momenten zu mir. Ein lautes knurren meines Magens ist durch den Raum zu hören, woraufhin auch ich aufstehe, um etwas zu essen. Im Kühlschrank ist jedoch nichts essbares zu finden, woraufhin ich mir eine Avocado und ein Messer hole, als sei ich auf Diät. Irgendwie hatte ich eine leise Ahnung, dass Tsumugi ihre Finger dabei im Spiel hatte. Zudem hat sie nicht eine Sekunde von mir weggesehen, als würde sie mich beobachten. Wie ein Blitz schießt mir kurz wieder Fushigi's leerer Blick durch den Kopf, wie sie vor mir liegt...leblos... Ich beginne zu zittern, Kokichi sieht von seiner Panta auf. Ich hab mich an einem Stück Avocado verschluckt und mir außerdem mit dem Küchenmesser in den Daumen geschnitten. Sofort Lasse ich beide Gegenstände fallen und gehe zum Waschbecken. Hinter meinem Rücken höre ich ein quietschendes Kichern von der werten Tsumugi. Aus dem Augenwinkel kann ich Kokichi sehen, der mir aus dem Regal ein Handtuch reicht. Dabei lässt er den Blick kaum bemerkbar die ganze Zeit auf Tsumugi stehen. Er scheint verdacht zu schöpfen...ob er dadurch in Gefahr gerät? Theoretisch könnte mir das egal sein, da es mein Ziel ist, dieses ganze Geschehen zu beenden, aber die Chance lässt weiterhin auf sich warten. Automatisch springt mir Kaede's Anblick ins Auge. Ich schüttele aus dem Nichts den Kopf, wofür Kokichi mich nun anscheinend für verrückt hält. Nein, ich muss jeden retten! Schuldgefühle krabbeln mir in Form eines eiskalten Schauers den Rücken hinunter, sodass sich überall eine Gänsehaut bildet, als ich an die letzte Erinnerung denke. Yuiko brennend, Aya leblos, Kichiro..dieser verbrannte Geruch und... Mein Gedankenfluss wird davon unterbrochen, dass ich Stimmen aus dem Flur höre, die anscheinend von Shuichi und Kaede stammen.

Aus dem Nichts sind fast schon kleine Sternchen in Kokichi's Augen zu sehen. "Sehen wir nach?!", fragt er wie ein kleines Kind vor mir auf und ab hüpfend, worauf ich nicke und mit ihm hinaus auf den Flur gehe. Tatsächlich stehen die beiden einige Meter entfernt von der braunen Eingangstür des Esszimmers und unterhalten sich. "Und du glaubst, das in der Bibliothek hat wirklich >>DAMIT<< zu tun?", fragt Kaede Shuichi, worauf dieser nickt. Ich, für mein Verhältnis, hätte den Beiden gerne noch eine Weile beim Tratschen zugehört, aber da macht mir nun Kokichi einen Strich durch die Rechnung, da er auf Shuichi los rennt und ihn von Kaede wegzieht. "Wir müssen reeeEEEEEeeeedeeEEeen!", war seine Ausrede, worauf Shuichi sogar ohne zu Fragen mit ihm nach draußen geht und Kaede stehen lässt. Kurz darauf bemerkt sie mich und lächelt mir zu, worauf sich mein Magen gefühlt umdreht. "Hey Rantaro, naa wie gehts?", fragt sie mich, während sie, das Gleichgewicht auf den Füßen haltend, fast wie ein kleines Mädchen nach vorne und hinten schaukelt. Ich lächle: "Na ja...verschlafen sonst gut und dir" Sie nickt darauf lächelnd und zeigt mir den Daumen nach oben. "Was habt ihr in der Bibliothek gemacht?", ertappe ich sie, worauf sie nun wirklich wie ein kleines Kind ihre Arme verschränkt und mich grimmig ansieht. "Du hast uns belauscht!", sagt sie schmollend, worauf ich nur mit den Schultern zucke und auf meine Antwort warte. Diese bekomme ich aber zu meiner Enttäuschung nicht. Dann muss ich es halt selbst herausfinden! Nach einer kurzen Weile ist Shuichi ohne Kokichi wieder zurück gekehrt. Nun bin ich es, der alleine stehen gelassen wird, da die Beiden nun Richtung Lagerhalle gehen. Plötzlich überkommt mir ein schauerhafter Gedanke. Haben sie die Tür hinter dem Regal gefunden?!

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