Kapitel 4

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"Ich freue mich sehr darauf. Immerhin habe ich damals nicht beim Frühlingsfest mit dir getanzt, um mich abends mit betrunkenen Halunken abzugeben, während mein Mann durch die dunklen Gassen schleicht!", tadelte sie mich, bevor sie mir eine gute Nacht wünschte.

Ich hatte Isalie zum ersten Mal auf einem Fest gesehen. Sie war damals sechzehn Jahre und tanze zusammen mit anderen Mädchen bei einem Frühlingsfest in einer Nachbarstadt. Traumfänger und ich hatten den Abend genützt, um unseren Geschäften nachzugehen. Er versprach seinen Kunden das Blaue vom Himmel und auch ich erleichterte einige Geldbeutel. Natürlich auf meine Weise. Damals begann ich erst gerade der Nachtschatten zu werden und musste mich noch nicht in meinen nachtschwarzen Umhang hüllen. Als ihr während meiner Diebestour einen Blick auf die Tanzenden erhaschte, stockte mir der Atem. Ich war wie gebannt von Isalie. Ihre langen, lockigen Haare hatte sie mit weißen Blumen verziert und ihre grauen Augen strahlten vor Freude. Sie trug ein einfaches, jedoch wunderschönes hellblaues Kleid und tanzte im Takt der Musik. Mittellos wie ich war, wusste ich, dass ich mir keine allzu großen Hoffnungen machen durfte. Mit meinen achtzehn Jahren hatte ich es immer noch nicht geschafft die Gunst eines Mädchens zu erlangen.

Dennoch nahm ich allen meinen Mut zusammen, ging zu ihr auf die Tanzfläche und bat um einen Tanz. Isalie strahlte mich an und sie lächelte auch noch, als sie merkte, welch grausamer Tänzer ich doch war. Bald holte ich sie aus dem Loch heraus, dass sie ihr zu Hause nennen musste und nahm sie mit. Eine rosige Zukunft konnte auch ich ihr nicht bieten, doch Isalie blieb bei mir. Sie wusste, womit ich mein Geld verdiente und hat mich nie davon abgehalten. Als Nachtschatten war ich herzlos. Vielleicht auch nur, weil ich vor fünf Jahren, als ich zum Nachtschatten wurde, ihr mein ganzes Herz für immer geschenkt hatte.

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