„Warte! Erzähl mir doch wenigstens was los ist!“
„Ich kann nicht!“
Sie sah ihn an. Ihre Augen waren verquollen.
„Ich darf es nicht! Versteh das doch! Bitte lass mich gehen!“
Sie drehte sich um, aber er sah, dass ihre Schultern vom Weinen bebten.
„Bitte...“
Sie wandte sich wieder zu ihm.
„Michael, ich... ach, es geht für mich einfach nicht so weiter!“ Ihre Stimme wurde immer leiser.
„Ich kann mich nicht für immer vor dir verstecken, ich...“
dann brach sie abrupt ab und ging auf ihn zu. Sie sah ihm in die Augen und küsste ihn. Und er wusste, dass es das letzte Mal sein würde. Eine Träne stahl sich aus seinem Augenwinkel. Er sah weg. Er machte sich Vorwürfe, überlegte, was er wohl falsch gemacht hatte.
Ein Fünkchen Hoffnung war noch in ihm.„Vor mir verste... was? Hör mir doch zu- ich kann es besser machen! Bitte sag mir was ich falsch gemacht habe- ich werde alles anders machen! Ich... ich nehm mir mehr Zeit für dich, für die Kinder –“ Er sah sie mit einem gequälten Lächeln an.
Sie seufzte.
„Michael. Es ist nicht wegen dir. Bitte versteh mich. Ich werde jetzt gehen. Wenn du etwas für mich tun willst, dann sag deiner Familie und den Bekannten, dass ich- dass ich tot bin.“ Sie senkte den Kopf. Ihn ihm war nun auch dieses letzte Fünkchen Hoffnung erloschen. Er weinte leise.
„Vielleicht ist es besser so.“ flüsterte er nach einer Weile. Dann drehte er sich enttäuscht um und ging ohne sich noch einmal umzusehen ins Haus zurück. Sie sah ihm lange nach, als sie sich schließlich dem Meer zu wandte, darauf zu lief und wenig später in den Wellen verschwand.
Ich schreckte auf. Hatte ich geträumt? Nein. Ich saß im Klassenzimmer. Merkwürdig. Keiner schien sich für mich und meine Abwesenheit zu interessieren. Im Gegenteil: Das Klassenzimmer saß stocksteif und keiner regte sich. Nicht einmal zum Atmen. Und- auch nicht die zwei neuen Schüler vorne. Was war hier los? Ich sah auf die Uhr. Es war keine Zeit vergangen. Anscheinend war ich im Sekundenschlaf gewesen. Aber- warum rührte sich keiner und warum war es so still? Ich sah nach draußen. Vor unserem Klassenzimmer sah man nämlich auf eine alte Trauerweide, die für Vivi und mich zu einem unserer Lieblingsplätze in der großen Pause geworden waren. In jeder Pause, die wir draußen verbringen durften, hatten wir diesen Schatten für uns beansprucht, sowohl im Winter als auch im Sommer. Und nun sah ich auf diesen Baum- der genauso wie der Rest der Klasse mitten im Wind stehen geblieben war... Was ging hier vor sich? Langsam stand ich auf. Noch immer keine Reaktion. Alle schauten starr nach vorne- oder wie die zwei Neuankömmlinge nach hinten. Außer- ich erstarrte ebenfalls in der Bewegung, allerdings aus meinem eigenen Willen- war da der Blick von Helena kurz zu mir gehuscht? Nein, denn jetzt starrten sie wieder so ausdruckslos Richtung Wand, wie zuvor. Ich wurde fast verrückt vor Angst, als ich aufstand und aus der Klasse stürzte. Selbst als ich aus der Klasse verschwunden war, blieb es still. Kein Lufthauch, nichts regte sich. Ich bemerkte erst jetzt, dass ich aus lauter Nervosität auf meinen Nägeln herumkaute. Was war geschehen? Das war nicht normal?! Ich lief hinunter und machte mich auf den Weg nach Hause. Auf der Straße waren alle Autos auf der Straße stehen geblieben und auch der Fahrer schien wie auf seinem Stuhl eingefroren. Es war totenstill in dem kleinen Ort. Nicht einmal das Meer war zu hören. Fußgänger standen starr auf den Gehsteigen, und als ich versehentlich einen davon anstieß und ihn am Arm berührte, fühlte es sich so an, als wäre ich in eine Granitstatue gerannt. Völlig am Ende lief ich schließlich quer über die Straßen und versuchte, die Menschen irgendwie aus ihrer Starre zu erwecken. Aber ich erreichte damit nichts. Schließlich gab ich es auf. Ich war total verängstigt. Leise weinend lief ich nach Hause, um mich in meinem Bett zu verkriechen, als ich plötzlich Fabi sah- lebend! „Fabi!“ rief ich, schluchzend. „Was ist denn los?“ fragte sie erstaunt. Ich sah sie verdutzt an. Hatte sie den nichts bemerkt? Und- wo waren ihre Pusteln? „Warum weinst du- hat dir jemand etwas getan? Feeny, rede mit mir!“ (´Feeny´ war ihr Spitzname für Phoenix)
Ich starrte sie nur perplex an. „DRAUSSEN . AUF DER STRASSE.“ Ich konnte nicht weitersprechen. Ich sank auf dem Boden zusammen. „Feeny!“ Fabi versuchte mich, wieder auf die Beine zu ziehen. „Molly! Komm mal schnell!“ Nichts regte sich- genauso wie ich es erwartet hatte. „Das ist es ja“ flüsterte ich Fabi zu. „Alle außer uns ... erstarrt... “ Fabi sah mich verständnislos und fast schon mitleidig an. „Feeny, du gehörst ins Bett.“ „Aber- hör doch-...“ „Feeny!“ energisch zog sie mich auf die Beine und schob mich in meinem Zimmer. Als sie die Bettdecke zurücklegen wollte, damit ich mich ins Bett legen konnte, bemerkte sie, dass die Bettdecke steinhart war. Was mich nun nicht mehr verwunderte. „Feeny- was- was hast du gemacht?!“ sie sah nun komplett geschockt zu mir. „Das ist es ja“ seufzte ich. Und dann erzählte ich ihr von meinem höchst beängstigenden Erlebnis in der Schule. Fabi wollte mir trotzdem nicht recht glauben. Daher wollte ich ihr das Beispiel mit der Bettdecke nochmal demonstrieren- allerdings verhielt sich die Bettdecke auf meine Absicht absolut normal- als ich sie zurückzuschieben versuchte- funktionierte das! Weil ich mich aber auf der Decke regelrecht abgestützt hatte, fiel ich der Länge nach nach vorne hin. Verdutzt richtete ich mich wieder auf. Ich lächelte verlegen zu Fabi und wollte ihr erklären, dass ich mir das eingebildet haben musste, als ich ihren verstörten Blick bemerkte. „Fabi, tut mir leid, ich hab mich wohl...“ „Nein, hast du nicht.“ Ihr Blick huschte von meinen Händen zu der Bettdecke. Erstaunt blickte ich hinunter. Sie leuchteten hellblau- warte, hellblau? Wie konnten Hände hellblau leuchten? Entsetzt starrte ich auf das pulsierende blaue Licht, welches von meiner Hand ausging. Fabi sah mich nun ebenso verängstigt an, wie meine Hand zuvor. Was ist mit dir los? fragten ihre Augen mich. Fabi griff nun selbst wieder auf die Decke- aber sie regte sich kein bisschen. Sie schien sich wieder in Stein verwandelt zu haben. „Was ... ist mit mir los?“ Ich setzte mich verzweifelt auf das Bett- welches bei meiner Berührung, wie auch sonst immer, nachgab. Fabi war unschlüssig, wo sie sich hinsetzen sollte, entschied sich dann aber für ein glatteres Stück der für sie steinharten Decke. Dann legte sie mir einen Arm auf die Schulter. „Ich... ich weiß es nicht. Wir können nur abwarten.“ Seufzend lehnte ich mich an sie. Ich fuhr aber gleich wieder auf- am Fenster war eine seltsame Fratze aufgetaucht- und sofort wieder verschwunden. Sie hatte einen grimmigen Gesichtsausdruck gehabt. Ich wollte schreien, aber der Ton blieb mir in meiner Kehle stecken, denn im selben Moment erschien ein zweites Gesicht, das einer Frau. In dem kleinen Moment, in dem ich ihr Gesicht erhaschen konnte, strahlte sie eine seltsame Anmut aus, und anders als die erste Fratze lächelte sie! Was mich aber nicht weniger beunruhigte. Fabi war aufgestanden und sah mich verstört an. „Was war das?“ fragte ich sie. „Was?“ fragte sie, nur noch verwirrter. Ich antwortete nicht. Meine Augen starrten auf das Fenster. Eine dritte Fratze sah mich an. Nein, das war nicht möglich. Ich sah direkt auf das Gesicht einer mir seltsam vertrauten Person.
Es war eine Frau. Meine Mutter.
************************************************************Hallo!!
Danke für soviele Reads und vorallem die netten Kommentare!!!
ICH LIEBE EUCH <3 <3 <3Ich bin gerade total motiviert, leider hat ja vor ein paar Wochen die Schule angefangen, und da für mich dieses Jahr die Oberstufe anfängt, hab ich ein wenig Stress.. Tut mir echt leid, dass so lang kein neues Kapitel rauskam! Ich hoffe ihr nehmt mir das nicht übel :)
Danke für eure tolle Unterstützung!!!!
<3<3<3<3<3 Hannah
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The Ocean - Band 1
Teen FictionPhoenix (16) lebt mit ihrer Zwillingsschwester Fabienne und ihren Geschwistern ,ihrem Vater und ihrer Tante Lucy als Ersatz-Mutter in South Carolina. Als sie eines Tages mit ihrer besten Freundin Vivi und Fabienne ihre Geburtstagsfeier zu Silvester...