Amaxophobie

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Definition:

Fahrangst, auch als Amaxophobie bezeichnet, ist die Angst vor dem Auto oder vor dem Autofahren im Verkehr. Darunter leiden insbesondere Fahrer, manchmal auch Beifahrer. Die Angst bezieht sich auf bedrohlich gedachte Situationen im Straßenverkehr, etwa auf der Autobahn oder beim Befahren unbekannter Strecken. Die Gedanken drehen sich um Katastrophen, es wird befürchtet, einen Unfall zu verursachen, andere zu verletzen oder zu töten. Die Betroffenen reagieren beim Versuch, solche Situationen trotz ihrer Angst aufzusuchen, mit heftigen körperlichen Symptomen. Daher vermeiden sie die bedrohlichen Situationen. Schließlich werden auch sehr harmlose Situationen mit Angst betrachtet, etwa Wohnstraßen, und das Fahren wird ganz eingestellt.

Das totale Vermeiden führt zu einem Verlust an Mobilität, Lebensqualität und Selbstbewusstsein. Die Fahrangst kann aber geheilt werden!


Entstehung:

Die Entstehung von Fahrangst ist – wie auch die der Ängste überhaupt – nur schwer zu bestimmen. Wahrscheinlich spielt eine „ängstliche" ererbte Disposition eine Rolle, eine besonders sensible Grundhaltung. Dazu kommen Einflüsse der sozialen Umwelt: So berichten viele fahrängstliche Menschen, schon in ihrer Familie sei sehr angstvoll über Autos, Führerscheinerwerb und Straßenverkehr gesprochen worden. In der ängstlichen Grundstimmung passieren vielleicht einige für diese Menschen schockierende Ereignisse. Bei der Führerscheinausbildung hat der Fahrlehrer eine grobe Bemerkung gemacht, der Partner hat die ersten Fahrversuche spöttisch kommentiert, oder es gab einen kleinen Blechunfall. Diese an sich eher harmlosen Vorkommnisse werden von den Fahrängstlichen geradezu traumatisch erlebt und verfestigen die ängstliche Einstellung.


Hilfe bei Amaxophobie:

In Deutschland sind seit den 1990er Jahren mehrere Organisationen entstanden, die sich der Probleme angstgeplagter Autofahrer annehmen. Dazu kommen Psychotherapeuten, zu deren Aufgaben die Behandlung phobischer Störungen und damit der krankhaften Fahrangst gehört.

Gesprächskreise:

Der Name „Angsthäsinnen" für Frauen mit Fahrängsten wurde zum ersten Mal von einem engagierten Verein in Magdeburg gebraucht. Dieser hat es sich zum Ziel gesetzt, Frauen mit Führerschein, die wegen ihrer Ängste nicht mehr fahren konnten, wieder eine Perspektive zu bieten. Den Frauen wurden theoretische Schulung, gemeinsame Gespräche (auch Stammtisch genannt), bei Bedarf psychologische Betreuung und praktische Übungsfahrten auf einem großen Parkplatz geboten. Der „Autoclub für Angsthäsinnen" ist heute in der „Beratungsstelle für Frauen und Familien, Verein für Gleichstellungsfragen und sozialen Schutz Sachsen-Anhalt e. V." aufgegangen. Vorteil dieses Ansatzes ist die lockere Form. Nachteil ist, dass ein Hauptteil der Angstbewältigung, die fahrpraktische Konfrontation, unverbindlich bleibt.

Besondere Fahrschulen:

Es gibt inzwischen mehrere Fahrschulen, die sich auf die Betreuung von Menschen mit Fahrängsten spezialisiert haben. Die Bewältigung der Fahrangst in der Fahrschule erfolgt in mehreren Schritten. Die ersten Schritte bestehen aus einem eher verhaltenstherapeutisch inspirierten Teil (Gruppenseminare, Gruppengespräche oder Einzelgespräche in der Fahrschule), die weiteren Schritte aus einem fahrpraktischen Teil, bei dem es um die mit angstauslösenden Situationen geht.

Wichtige Teile der Fahrangstbewältigung sind die Auseinandersetzung mit den quälenden Gedanken (z. B. „jeder kleine Fehler bedeutet einen schrecklichen Unfall"), der Umgang mit körperlichen Symptomen und Konfrontationsübungen im Pkw, bei dem die befürchteten Situationen unter Hilfestellung eines psychologisch geschulten Fahrlehrers aufgesucht werden. Zu Beginn der Fahrten wird ein vorsichtiger, beinahe übervorsichtiger „Angsthasenfahrstil" gepflegt. Damit können fahrängstliche Menschen die Fülle der einströmenden Informationen in Ruhe und mit weniger Angst verarbeiten und sich vernünftig entscheiden. Bei den praktischen Bewältigungsübungen stellt sich dann meistens heraus, dass die Angst gut ausgehalten werden kann.

Die ersten Versuche sollten aus Sicherheitsgründen nur im Fahrschulwagen stattfinden. Fahren die Betroffenen korrekt und sind geübt in der Angstbewältigung empfiehlt sich der Übergang auf das Fahren mit dem eigenen Wagen. Hier lauern noch viele Ängste, die in der geschützten Phase im Fahrschulwagen nicht zum Vorschein kommen. Auch in dieser Phase sollte der Fahrlehrer noch begleiten. Er kann allerdings nur noch raten, Eingriffe sind ihm jetzt verwehrt, die volle Verantwortung trägt der Fahrer/die Fahrerin.

Zum Ende der Betreuung verbessern selbstständig ausgeführte „Hausaufgaben" und Nachbesprechen der Bewältigungserfahrungen die Stabilität der Lerneffekte. Das Ziel ist, dass die Betroffenen hinterher selbstständig, sicher und unbeschwert von ihren Ängsten fahren können.

Verhaltenstherapie:

Für Menschen mit unspezifischer Fahrangst ist eine Therapie, am besten in Form einer , der klassische Weg zur Bewältigung der Ängste. Im konfrontativen Teil der Therapie, z. B. wenn jemand Panikattacken auf der Autobahn fürchtet und diese Situationen per Auto aufsuchen soll, gibt es inzwischen schon tastende Versuche, eine auf Fahrangstbewältigung spezialisierte Fahrschule hinzuzuziehen. Die Zusammenarbeit zwischen Therapeuten und Fahrschulen befindet sich allerdings noch in der Erprobungsphase. In der „Deutschen Angst-Zeitschrift" ist an einzelnen Artikeln gut zu verfolgen, wie viele Möglichkeiten mit jeweiligen Vor- und Nachteilen es gibt, den konfrontativen Teil der Angstbewältigung zu gestalten:

Der Therapeut macht die Therapie und die Konfrontationsübungen selbst: Dabei fährt er im Privatfahrzeug der Patientin mit zu den Übungen. Vorteil: Der Therapeut kennt die Patientin und den Stand ihrer Angstbewältigung. Nachteil: Der Therapeut hat keinen Fahrschulwagen und ist nicht in der Lage und geübt, im Gefahrenfalle einzugreifen. Ein irgendwie gearteter Eingriff könnte auch rechtliche und versicherungsrechtliche Konsequenzen haben.Der Therapeut macht nur die Therapie: Zu den Konfrontationsübungen schickt er die Patientin alleine los. Vorteil: Die Patientin übt das selbstständige Bewältigen ihrer Ängste in der Realität. Nachteil: Ängste können – auch bei bester gedanklicher Umstrukturierung – angesichts der Realität wieder aufflackern. In dieser Situation braucht sie Hilfe. Ohne Hilfe wird der konfrontative Teil der Therapie womöglich abgebrochen.Der Therapeut ist zugleich auch Fahrlehrer: Er therapiert und fährt im Fahrschulwagen und im Privatfahrzeug mit zu Konfrontationsübungen. Das ist ein seltener Idealfall.Der Therapeut schickt die Patientin zu Konfrontationsübungen mit einer bekannten Angstfahrschule: Dort wird im Fahrschulwagen und zu Ende der Betreuung im Privat-Pkw der Patientin Angstbewältigung trainiert. Fahrlehrer und Therapeut arbeiten zusammen. Für die Zusammenarbeit muss die Patientin den Therapeuten von seiner Schweigepflicht entbinden. Vorteil: Beide ergänzen sich mit ihrem jeweiligen beruflichen Können. Nachteil: Beide arbeiten womöglich nebeneinanderher.

Da weder Fahrlehrer noch Therapeuten in der Betreuung von fahrängstlichen Menschen besonders geschult sind, sind der Aufbau und die langfristige Organisation einer Schulung für diese Berufsgruppen dringende Aufgaben.

Universitäre Forschung:

Einen anderen Ansatz, Fahrangst zu bewältigen, verfolgen Wissenschaftler am , am Universitätsklinikum Dresden und am Psychologischen Institut der – die Therapie „in der ". Die Patienten sitzen in einem abgedunkelten Zimmer mit vor einem Bildschirm mit spezieller Software. Die Software stellt Bilder und Situationen dar, die bei der Angst vor dem Autofahren vorkommen. Die Patienten können die Annäherung bzw. die Entfernung von den Objekten bzw. Situationen selbst steuern. Sie sind verkabelt, so dass der begleitende Arzt oder Psychologe jederzeit die Intensität der Nervosität feststellen kann. Die Wissenschaftler vermuten, dass diese Therapie „möglicherweise genauso erfolgreich sein kann wie herkömmliche Methoden". Vorteil: Die Versuche sind genormt, lassen sich daher gut auswerten. Nachteil: Die Realität ist immer für Überraschungen gut. Hamm weist auf „das häufig beobachtete Phänomen des Wiederauflebens von Furcht" hin, das sich besonders zeigt, „wenn das gefürchtete Objekt in einem neuen oder anderen Kontext auftritt (der sog. Renewal Effekt)." Und nichts ist bekanntlich so variantenreich wie die Realität.

Ein Vergleich und eine Wirksamkeitsuntersuchung für diese verschiedenen Ansätze stehen noch aus. Hamm spricht von „Selbstwirksamkeitserleben" und einem höheren Maß „an Kontrollüberzeugungen", wobei die bloße Gewöhnung an Angst nicht ausreiche. Wichtig sei vor allem eine Variation der Umgebungsbedingungen. Der Wunsch der Betroffenen und Dreh- und Angelpunkt bei der Bewältigung der Fahrängsten ist natürlich das selbstständige, sichere und von Ängsten unbeschwerte Fahren.



Quellen: Wikipedia

Datum: 23 Dezember 2019 um 00:05 Uhr

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 22, 2019 ⏰

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