Kapitel 1: Katarina

206 14 44
                                    

Cesca war sowas von langweilig. Der gleiche Trott. Tag ein, Tag aus. Jeder blieb dort, wo er war. Keiner kam auf den Gedanken diese kleine Stadt zu verlassen, irgendwo anders hinzugehen, raus in die freie Welt.... Dieser Ort war an einer riesigen Felsklippe, die die Gesichtsform eines Palkias hatte, jenes legendäre Pokémon, dass den Raum verzerren konnte. Hier in „Little Town"... verdammt können wir sie nicht Einöde des Grauens nennen? Ich bin vierzehn Jahre alt und will aus diesem Kaff heraus! Es gibt nichts, was einen wirklich dort hielt. Nicht einmal Schwimmbad oder gar Kino gibt es dort. Nein unsere Stadt war sogar durch eine Mauer geschützt, damit wilde Pokémon nicht eindringen und Unfug anrichten konnten.

Pokémon, Wesen, die unser Land bewohnen und von denen wir lernen, dass sie gefährlich waren. Pokémon aus der Wildnis waren ungezähmte, wilde Bestien, die einen töten konnten. Ich musste in der Schule so lachen, als Frau Füller unsere Klassenlehrerin einst sagte, dass der Platscher eines Kapardors nicht zu unterschätzen war. Zu Hause besaß ich eine ganze Buchreihe nur über Pokémon und ich wusste das Kapardor eine Witzfigur von Pokémon war, eine Lachnummer seines gleichen.

Doch wir besitzen Pokémon... naja wenigstens die Reichen, denn gezähmte Pokémon kosteten Geld und das nicht zu wenig. Sie gab es bei den reisenden Händlern zu kaufen, die ab und an hier vorbeikamen. So konnte man gleich erkennen, wer genug Geld besaß. Wer ein Pokémon hatte, war reich und wohlhabend. Die Meisten hielten ihre Pokémon als Schmusetier und manchmal taten mir diese Wesen sehr leid, wenn sie Hüte oder Schleifen tragen mussten in denen sie einfach schrecklich aussahen. Aber es gab auch Leute in der Einöde von Stadt, die ihre Pokémon, wie vor vielen Generationen, trainierten und untereinander kämpfen ließen. In unserer kleinen Arena fand regelmäßig ein Wettkampf statt. Dieser Wettkampf war unsere Eintrittskarte an etwas Geld zu kommen, da dort viel gewettet wurde. Wir, also meine Mama und ich, gehören zu dem armen Volk, dass froh war, jeden Abend etwas Nahrhaftes auf den Tisch zu haben. Wir besaßen trotz unseres Status als arme kleine Familien ein Pokémon. Ein Giflor um genau zu sein. Und dieses Giflor setzten wir im Wettkämpfen ein, um noch etwas mehr Geld zu verdienen, denn unsere kleine Apotheke für Menschen und Pokémon reicht nicht aus, um uns über die Runden zu bekommen. Das lag vor allem daran, dass seit einigen Jahren ein Supermarkt in Little Town aufgemacht wurde und bessere und vor allem billigere Arznei anbot. Das nahm uns die Kunden zum Teil weg.

Normalerweise müssten wir bei den reichen Leuten beliebt sein, denn wir besaßen ein Pokémon, doch das war nicht der Fall. Wir wurden sogar noch mehr ausgestoßen und gemieden, denn unser Giflor war ein ungezähmtes, wildes Pokémon und das wurde nicht gern gesehen. Mama hatte es als Myrapla heimlich auf der anderen Seite der Mauer gefunden, dessen Wunden versorgt und auf Gehorsam und Respekt erzogen, sofern das überhaupt möglich war. Das war viel Arbeit gewesen, da es, wenn es wieder die Trotzphase erreicht hatte, Giftpuder ausstieß. Doch meine Mama war die Giftigere und das Pokémon hatte gemerkt, dass es nur etwas zu Essen bekam, wenn es gehorchte. Dann entwickelte Mama die Idee es zu trainieren und eines Morgens rief sie ein lautes HALLO als in dem Gehege kein Myrapla, sondern ein Duflor zu finden war. Das Pokémon hatte sich entwickelt. Und kaum vier Monate später hatte Mutter von etwas Geld einen Blattstein erhalten und nun hatten wir ein kräftiges Giflor, dass sich manchmal sehr divamäßig verhielt. Deswegen nannte ich es Gismara, weil es sich so anhörte wie „Gieß mich mal" und das sehr hochnäsig klang.

Bald stand der große Wettkampf wieder an und ich konnte jeden Tag von meinem Fenster aus beobachten, wie meine Mutter erbittert mit Giflor trainierte, damit sie es wenigstens ins Halbfinale schafften. Auf einen absoluten Sieg hofften wir nie und es war gut, dass wir niemals den Sieg holten, obwohl uns dann ein ordentliches Sümmchen zu winkte. Denn die Reichen und Wohlhabenden, die ihre Pokémon in den Kampf schickten, waren ganz schlechte Verlierer. Selbst als meine Mutter einst ins Halbfinale kam und einen starken Gegner ausgestochen hatte, der sogar ein Eispokémon namens Keifel besaß bei dem Giflor im Nachteil war, hatte sie am Ende viel einkassieren müssen, ehe der Sheriff der Stadt eingeschritten war. Sie wurde mit einem Eisstrahl attackiert. Direkt aus dem Hinterhalt. Meine Mutter musste tagelang das Bett hüten und warme Getränke zu sich nehmen, damit die Wirkung des Eisstrahles nachließ. Damals war ich zwölf und musste vier Tage die Schule ausfallen lassen, damit das Geschäft lief. Ich wünschte, ich hätte etwas tun können, um es diesem Dreckskerl heim zu zahlen, doch als Kind hast du erstens nichts zu sagen und eines, dass kein Pokémon besaß noch weniger. Demnach wurde ich wie andere Kinder ohne Pokémon gemieden und verspottet, vielleicht sogar noch ein wenig mehr, weil wir ein wildes Pokémon bei uns zu Hause hatten.

Pokécircle - Generation 1 - Der Baum des Lebens + HörbuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt