Kapitel 3: Entführt

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Als meine Füße wund gelaufen waren, brach die Nacht ein und ich musste schauen, wo ich schlafen konnte. Ich hatte einen Schlafsack dabei, doch unten auf dem Boden zu schlafen traute ich mich nicht. Irgendwie hatte ich seit einiger Zeit das Gefühl, dass mir jemand folgte. Meine Nackenhaare standen seit Stunden zur Berge und eine eisige Kälte ergriff mich, die nicht der Temperatur von Außen geschuldet war. Es war die Angst vor der Gefahr, die hinter jedem Busch lauern konnte.

Ich entschloss mich auf einem Ast eines großen Baumes Rast zu machen, meinen Schlafsack an dem Stamm zu binden und dort zu liegen wie in einem Kokon. Gesagt getan, ich kletterte den großen Stamm hinauf, kinderleicht, da ich das früher so oft am Obstbaum im Garten gemacht hatte, obwohl meine Füße durch die vielen Blasen protestierten. Als ich oben war genehmigte ich mir eine kurze Verschnaufspause, ehe ich meinen Schlafsack auspackte, meine Gürteln um mein Kleid löste und den Schlafsack am Stamm anband. Nach einiger Zeit des Kontrollierens der Festigkeit meines Versuches, schlüpfte ich vorsichtig in den Schlafsack. Es knackte leicht und ich bekam Angst. Was wenn ich im Schlaf herunter falle und mir dadurch einen Fuß breche. Dann hatte ich wirklich ein Problem. Außerdem fing ich nach einigen Minuten an zu schwitzen, weshalb ich wieder aus den Schlafsack herauskrabbelte und überlegte, wie ich nun schlafen sollte. Ich entschied mich den Reisverschluss des Schlafsackes weit zu öffnen, um diesen als normale Decke nutzen zu können, gurte mich mit meinen Gürteln am Stamm fest, wobei ich die beiden Gürtel zu einem Verband, damit die Länge reichte und lehnte mich am Baumstamm. Die Schlaflage war im Gegensatz zu einem weichen kuscheligen Bett ziemlich unbequem, aber ich war sicher vor wilden Pokémon...jedenfalls dachte ich das.

Weit Weg von meinem Schlafplatz rannte ein kleines Geschöpf durch das Gestrüp hinter ihnen Schatten von großen Wesen, die es verfolgten. Das Wesen mit dem braunen Fell und spitzzulaufenden Ohren sprang in Büsche, rannte durch dichtes Gestrüpp und sprang über umgefallene Baumstämme in der Hoffnung den Abstand zwischen es und dessen Verfolger zu vergrößern. Doch diese waren clever und beschossen das Wesen mit verschiedenen Attacken. Fast hätte ein Feuerstrahl das Fellknäule mit den vier Pfoten erwischt, hätte es nicht rechtzeitig ausgewischen. Es ließ einen schrillen Laut von sich, als es auf eine Lichtung kam, ehe ein Schweif von der Seite kam und es gegen einen Baum brettern ließ, kurz stand es noch auf den vier Pfoten ehe es erschöpft einknickte und am Boden liegen blieb, verletzt und erschöpft.

Ich hatte gerade die Augen zu gemacht und war in einen unruhigen Schlaf gefallen, als ein Geräusch mich aufschrecken ließ. Benommen blinzelte ich in die Dunkelheit. Dann ein weiteres Rascheln und ich war sofort wach. Aus meinem Rucksack zog ich ein Klappmesser hervor das einst meinem Vater gehört hatte. Ich sah mit dem Messerchen in der Hand bestimmt lächerlich aus, denn sollte mich ein großes Pokémon angreifen, so hätte ich keine Chance gehabt. Doch mit dem Messer in der Hand fühlte ich mich sicherer als ohne. Vorsichtig blickte ich nach unten und lauschte nach den Geräuschen, die zunehmends lauter wurden. Stimmen waren zu hören, hier und da ein Gelächter. Menschen! Ich drückte mich gegen den Baumstamm und zog den Schlafsack bis zu meinem Kinn. Da der Schlafsack ein dunkles Braun besaß, war ich vom Hals abwärts gut getarnt. Nur meine leuchtend rosa Haare stachen durch das Dunkle hervor, weshalb ich meinen Kopf so gut es ging duckte, aber so, dass ich das Geschehen unter mir noch beobachten konnte. Es war eine ganze Gruppe aus Personen in weiß grauen Einteiler-Anzügen. Auf ihrem Rücken war ein großes C zu sehen.

Cyros! Diese Leute arbeiteten für die größte Firma dieser Region und schienen Pokémon eingefangen zu haben, denn in ihrer Mitte unter einem dicken Glas lagen die verschiedensten Pokémon darin. Was mich schockierte war in welchem Zustand sich die Pokémon befanden. Einige bluteten, hatten Kratzer oder gar blaue Flecken am Körper. Es sah so aus, als wären sie halb tot geprügelt worden. Ich wollte ihnen helfen, aber hielt es für das Beste im Hintergrund zu bleiben. Wenn die mich entdeckten würden sie mich zurück in meine Heimatstadt bringen und meine Mum bekäme gewaltigen Ärger. Dass meine Mutter dafür büßen musste war Zweitrangig, doch ich wollte nicht zurück in mein eigenes Gefängnis.

Pokécircle - Generation 1 - Der Baum des Lebens + HörbuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt