Das sind aber nicht meine Pronomen

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Kurz nach seinem Coming Out befasst man sich automatisch mit positiven und negativen Konsequenzen. So ist zum Beispiel das Misgendering eine negative Konsequenz. Wenn ich über Misgendern spreche, meine ich damit, eine Personen mit falschen Pronomen anzusprechen. Manchmal aus Gewohnheit (zum Beispiel wenn die eigenen Eltern zu ihrem Sohn „sie" sagen, weil sie daran gewöhnt sind), manchmal aber auch, weil man es nicht besser weiß (zum Beispiel von fremden Menschen als Mann angesprochen zu werden, obwohl man weiblich ist, aufgrund der existierenden Stereotype).

Misgendert zu werden, kann sehr unangenehm sein, besonders anfangs, wenn man sich selbst noch unsicher über sich selbst ist. Jeder geht anders damit um. Einige fühlen sich nicht akzeptiert, für andere ist es eher kein Problem.

Wie kann man Misgendering verhindert? Gar nicht. Das muss man akzeptieren. Es kommt immer wieder vor und muss auch nicht als Nicht-Akzeotanz interpretiert werden, da es meist aus Unwissenheit oder eben Gewohnheit passiert. Selbst mir, als Trans Person, würde das passieren, wenn sich ein Freund von mir outen würde. Keiner ist perfekt und misgendert zu werden, hat nichts mit Ignoranz zu tun. Zumindest bei den meisten.

Wenn man misgendert wird, weil man es mit einer transphoben Person zu tun hat, ist das selbstverständlich anders. Ich musste die Erfahrung machen, dass eine Person, die ich schon lang kannte, sich weigerte mich mit meinem richtigen Namen und mit den richtigen Pronomen anzusprechen. Ich habe mich dann von dieser Person verabschiedet. Wer mich nicht akzeptiert, hat mich nicht verdient.

Aus Gewohnheit wird es selbst den akzeptierenden Eltern passieren, ihr Kind falsch anzusprechen. Bitte habt Nachsicht. Es ist schwer, in so einer Situation zu verstehen, dass es auch für Menschen im näheren Umfeld eine Umgewöhnung ist, da man selbst immerhin am meisten damit zu tun hat, wer man ist, aber es braucht Zeit, dass sich auch die anderen an Namen und Pronomen gewöhnen. Um ihnen zu helfen, kann man sie verbessern.

„Oh, kannst du mir die Butter geben, /Geburtsname/?"

„Mein Name ist /richtiger Name/."

Habt Geduld.

Mit fremden Personen ist das etwas schwieriger. Ich zum Beispiel, hatte immer das Gefühl, ich müsste alle verbessern und wenn ich es nicht geschafft habe, weil z.B. die Person zu schnell wieder weg war, habe ich mich darüber sehr geärgert. Das muss aber nicht sein. Es ist eine unangenehme Situation, aber sie führt nicht dazu, dass man weniger Trans oder weniger akzeptiert ist.

Außerdem kann einem das ständige Korrigieren auf die Nerven gehen. Oh, wie ist es mir auf die Nerven gegangen... Irgendwann war ich einfach nur noch resigniert. Das klingt jetzt nach etwas schlechtem, aber durch das stetige Korrigieren bin ich selbstbewusster geworden und auch immun. Wenn ich heute erlebe, dass mich jemand falsch anspricht, verbessere ich denjenigen, ohne mit der Wimper zu zucken und ärgere mich danach nicht mehr darüber.

Ich weiß auch, dass nicht jeder so sensibel ist wie ich und dass es auch Personen gibt, die es nicht so stört, falsch angesprochen zu werden. Und auch das ist okay. Jeder ist anders.

Haltet euch in einer unangenehmen Situation jedoch immer wieder eins vor Augen: Dass ihr falsch angesprochen wurdet, hat meist nichts damit zu tun, dass die Person euch nicht akzeptiert oder nicht mag, sondern liegt einfach an der Unwissenheit. Es gibt immer noch Personen, die keinen Kontakt zu Trans Menschen hatten oder sogar noch nichts von dem Thema gehört haben.

Bleibt stark und bleibt ihr selbst!

Jasper

P.S.: Wie reagiert ihr darauf, falsch angesprochen zu werden und was hilft euch in diesen Situationen?

How To Be TransWo Geschichten leben. Entdecke jetzt