Kapitel 3

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Ein schmerzhaftes Pochen in meinen Schläfen ließ mich hochkant aufschrecken. Blitzschnell riss ich meine Augen auf, doch erst nach ein paar Mal blinzeln sah ich scharf.

Warum lag ich auf dem Boden?

Und wo zum Teufel war ich?

Verwirrt schaute ich mich um und wich erschrocken zurück, als ich ein fremdes Gesicht kurz vor meinem sah.

"Scheint wieder alles in Ordnung zu sein", rief der Typ, dem das Gesicht gehörte und widmet sich damit wieder seinem Handy.

"Meine Güte, Alex! Geht's dir wirklich gut?" Vor mir tauchte wieder ein Gesicht auf, doch dieses Mal ein sehr bekanntes.

"Lola", rief ich erleichtert, "Was ist bitteschön passiert?"
Belustigt schüttelte Lola den Kopf hin und her.

"Du weißt echt nicht mehr, was passiert ist? Aber du weißt doch sicher noch, dass du mit mir und Samantha hier im Kino bist, nicht wahr?"

Mein Gesichtsausdruck musste ungefähr einem Kugelfisch gleichen, denn als Lola mich ansah, fing sie leise an zu kichern, ehe sie sich wieder beruhigte und mir eine ausführliche Zusammenfassung der letzten zwanzig Minuten gab.

"Na, wenn du tatsächlich nichts mehr weißt, dann werde ich dir mal das erzählen, was ich weiß, also, als du nach zehn Minuten immer noch nicht wieder da warst, bin ich zu den Toiletten gegangen und dann lagst du da im Gang vor den Toiletten. Ich habe total den Schock bekommen und dann einen Angestellten geholt!"

Lola beendete ihren Redeschwall mit einem leisen schnaufen und strich sich hastig ihre pinken Haare hinter die Ohren.

"Wie lange war ich Ohnmächtig?", fragte ich das erste, was mir dazu einfiel. Der Typ vom Anfang kam Lola zuvor.

"Keine Sorge", anscheinend hat er meinen leicht ängstlichen Gesichtsausdruck bemerkt, "Es waren höchstens zehn Minuten."

Zehn Minuten? Der Typ hatte echt Nerven! Gerade als ich meiner Empörung Luft nachen wollte, kam Lola mir zuvor und verhinderte damit, dass ich diesen unverschämten Mann anschnauzte.

"Komm Alex, ich glaube wir sollten gehen."

Gute Idee. Dankbar schaute ich Lola an, denn ich fühlte mich etwa so, als wäre ich unter ein Auto geraten, ohne darüber nachzudenken, dass Autos gefährlich sein könnten und ohne von einem Einhorn gerettet zu werden.

Also rappelte ich mich leicht stöhnend auf und rieb mir meine schmerzenden Gelenke.

"Komm schon!" Ungeduldig zog Lola mich hinter sich her, während ich mich darauf konzentrierte gerade zu laufen. Als wir vor unseren Fahrrädern standen, schüttelte Lola leicht den Kopf.

"So kann ich dich doch nicht fahren lassen! Guck dich doch mal an."

Genervt verschränkte ich die Arme. "Ich schaff das schon. Es ist ja nicht weit. Aber was ist eigentlich mit Sam?"

Lola schnaubte ärgerlich. "Sam hat noch ein paar ihrer Klassenkameraden getroffen, und sich dafür entschieden mit ihnen den Film zu sehen. Aber auch egal. Bist du dir wirklich sicher, ob du so fahren willst?" Wiederholt nickte ich und verschloss meinen weißen Wintermantel. "Jaja, wird schon klappen."

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, und ich Lola ausdrücklich versprochen hatte, anzurufen, wenn ich zu Hause sein würde, fuhr ich vorsichtig los.

Meine Muskeln fühlten sich unter der blauen Jeans an, als ob sie brennen würden, oder sonst irgendwelchen schmerzhaften Mist gebaut hätten.

Gerade als um die letzte Kurve fuhr, sah ich aus dem Augenwinkel einen Schatten am Rand des Bürgersteins, der met den Büschen und den Bäumen im Hintergrund verschwand.

Mein Herz schlug schlagartig schneller und ich verschnellerte meine Fahrt noch ein Stückchen. Was, wenn dort jemand war. Vielleicht ein Einbrecher? Oder Mörder? Es war unwahrscheinlich aber möglich.

Als ich endlich zu Hause ankam, fiel mir ein, dass Mom ja noch bis morgen auf Fortbildung ist.

Also kramte ich hektisch nach meinem Schlüssel und als ich endlich in die wohlige Wärme schlüpfte, sank ich erschöpft im Wohnzimmersessel zusammen.

Nachdem ich mich schwerfällig von meinem Sessel gelöst hatte, ich ausgiebig unter dampfendem Wasser geduscht hatte und noch schnell bei Lola angerufen hatte, fiel ich wie ein Stein in mein Bett.

Kurz bevor ich entgültig ins Land der Träume verschwinden konnte, dachte ich noch über diesen verrückten Tag nach, und was ich nur immer für ein Pech hatte.

EngelsbluttropfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt