Kapitel 5

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Als Lola und ich über den Schulhof zur Sporthalle gingen, fing es leicht an zu regnen. "Was für ein Sauwetter," schimpfte Lola, "Und noch nicht einmal Schnee!"

Da konnte ich ihr nur zustimmen. Wenn es schon so kalt war, sollte es gefälligst auch schneien!

Lola und ich liefen etwas schneller. Kurz darauf durchbrach ein gleißend heller Blitz die dunkle Wolkendecke, gefolgt von ohrenbetäubendem Donner und prasselndem Regen. Lola und ich fingen an zu rennen. Meine Sporttasche schlug unangenehm gegen meine Hüfte und meine nassen Haare peitschten mir wie Lederstriemen ins Gesicht.

"Schnell! Beeilt euch!" Die Stimme unserer Sportlehrerin drang nur verzehrt zu und durch. Ich strengte mich noch mehr an und legte einen Endspurt zur Turnhalle hin. Schnaufend traf ich etwas eher als Lola ein.

Keuchend und pitschnass blieben wir vor dem Eingang stehen. Frau Hirleg musterte uns von oben bis unten.

"Alles in Ordnung? Am besten ihr duscht euch noch vor der Stunde. Habt ihr Handtücher dabei?" Lola nickte, sodass noch mehr Wasser von ihren Haare auf den Boden tropft.

Frau Hirleg schloss uns die große Tür auf und ich schlüpfte dankbar ins trockene und machte mich auf den Weg in die Duschräume.

Bibbernd und noch immer etwas außer Atem holten wir unsere Handtücher aus den Taschen und schlossen uns im Duschraum ein.

"Oh mein Gott! Sogar meine Socken sind nass!" Angewiedert schüttelte Lola, die neben der Heizung auf den gekachelten Boden stand, ihren tropfenden Fuß und wrang gleichzeitig ihre mindestens genauso nasse Jacke aus. Ich sah wahrscheinlich nicht besser aus und auch ich fühlte schon die Nässe durch meine Socken sickern.

"Ich geh schon mal duschen." Ich nahm Handtuch und Duschzeug in die Hände und betrat eine Duschkabine. Der rote Vorhang sah schon reichlich mitgenommen aus und auch die Kacheln schienen nicht mehr ganz neu zu sein. Naserümpfend betrachtete ich einen Schimmel-Fleck oben an der Wand und wante mich schnell ab.

Noch immer leicht zitternd schlüpfte ich aus meinen triefenden Klamotten und hängte mein Handtuch an den Haken vor der Kabine. Danach versuchte ich den Wasserhahn der Dusche aufzudrehen, doch er klemmte. Diese doofen Dinger sollten unbedingt mal geölt werden!

Ich stemmte mich mit meinem ganzen Gewicht gegen den Wasserhahn und schon prasselten die ersten eiskalten Tropfen auf meinen Körper. Erschrocken quitschte ich auf. "Ahhhhh! Das- das ist ja eisig!" Schnell versuchte ich das Wasser wieder abzudrehen, doch der Wasserhahn klemmte und bewegte sich keinen Millimeter.

"Alex! Bist du übergeschnappt? Du schreist wie ne' Verrückte." Als Lola angetrabt kam und mich schließlich sah, hielt sie inne und lachte los.

Wahrscheinlich war der Anblick von einer im Kreis hüpfenden, nackten und dabei fluchenden Alexa das Lustigste überhaupt. "Lustig, Lola. Wirklich lustig!" Lola lachte nur noch lauter.

Mit einem grimmigen Grinsen schnappe ich mir den Duschkopf, drehe noch kälter und hielt ihn schließlich auf Lola. "Alex! Hilfe! Fuck, ist das kalt!" Ich lachte. "Nana!" tadelnd schüttelte ich den Kopf, "so was sagt man aber nicht." Nach ein paar Sekunden griff auch Lola nach einem Duschkopf und eröffnete damit die Wasserschlacht. Die Tatsache, dass wir dabei, beide splitterfasernackt waren, war mir zwar ein bisschen peinlich, doch ich ließ mir nichts anmerken.

Zehn Minuten später standen wir so beide sauber und lachend in einer riesigen Pfütze aus Wasser und Schaum. Nachdem wir uns immer noch leise kichernd unsere Sportkleidung angezogen hatten, guckte ich erschrocken auf meine Uhr. Gott, wir hatte total die Zeit vergessen.

"Lola! Schnell, wir haben exakt noch 4 Min. und zwanzig Sek., bis die Stunde anfängt!" Ich raffte meine Sachen zusammen und rannte hinter Lola her.

EngelsbluttropfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt