Selbsthass: Ich werde es versauen!
Ich: Wie kannst du dir da so sicher sein?
Selbsthass: Sowas ist bei mir Standard. Ich mache die ganze Zeit über Fehler!
Ich: Aber wenn du angeblich so viele Fehler machst, wieso hat man dich dann nicht schon längst gefeuert?
Selbsthass: Weil es keinen Kündigungsgrund geben würde. Die einzige Möglichkeit rauszufliegen besteht darin, die Seele eines Sterblichen zu zerstören. Und so wie ich mich kenne, schaffe ich das auch ohne mich groß anstrengen zu müssen.
Ich: Behindert dich dein Wesen gelegentlich bei deiner Arbeit?
Selbsthass: Gelegentlich?! Du meinst wohl andauernd. Dank meiner Unfähigkeit kann ich meine Kräfte nicht kontrollieren. Meine Kunden nehmen mich öfters stärker war als üblich. Wozu so etwas führen kann weist du ja.
Ich: Allerdings. Du bist nicht zufällig mit der Wut oder der Angst verwand, oder?
Selbsthass: Das hast du gut erkannt. Ich bin der Cousin der Wut.
Ich: Habt ihr ein gutes Verhältnis zueinander?
Selbsthass: Man kann das was wir haben nicht wirklich als Verhältnis bezeichnen. Es ist viel mehr eine Art Hassliebe. Er regt sich regelmäßig und dass völlig zurecht über meine Dummheit auf, kann aber dafür, wenn es drauf ankommt, nicht auf mich verzichten.
Ich: Könntest du denn auf ihn verzichten?
Selbsthass: Ich könnte. Nur traue ich mich nicht ihm das zu sagen. Ich bin ein verdammtes Weichei!
Ich: Ich will wirklich kein Salz in die Wunde streuen...Aber wie muss ich mir eine solche Abgrenzung vorstellen?
Selbsthass: Sobald irgendeine Seele einen Grund hat mich zu rufen, tut sie das meistens wegen meines Cousins. Selbsthass ist eine natürliche Reaktion auf dauerhafte Wut und Frustration. Das Problem ist, dass es die Wut gar nicht braucht, damit ich die Bühne betreten kann. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass es viele Gründe geben kann warum ein Mensch sich selbst hasst. Ein paar dieser Gründe liegen so tief verborgen, dass sie selbst für mich unerreichbar sind.
Ich: Weißt du was in den Menschen vorgeht, sobald du mit deiner Arbeit beginnst?
Selbsthass: Ja dass weiß ich leider nur zu gut. Es ist schrecklich! Du kannst und willst dir nicht ausmahlen wie sich so etwas anfühlt. Ich werde dazu gezwungen zuzusehen, wie absolut jeder glücklicher Moment, jedes Erfolgserlebnis der Person zu Staub zerfällt. Hierbei nehme ich weder auf Kinder, noch auf alte, oder depressive Menschen Rücksicht. Am meisten quält mich hierbei meine Unsterblichkeit. Sie verschaft mir ein erschreckend gutes Gedächtnis. Hat sie oder er meinen Besuch verkraftet, genügt ein einziges Ereignis um alles rückgängig zu machen. Dann tauche ich wieder auf, dringe bis in die Seele vor und erzeuge mit meinem gespeichertem Wissen unerträgliche Schmerzen... VERSTEHST DU JETZT WARUM ICH MICH SELBST HASSE?!
Ich: Ich denke es fällt mir nun leichter. Hast du deine Existenz eigentlich schon einmal hinterfragt?
Selbsthass: Pff! Dutzende Male. Ich kam überraschender Weise auch zu einer Art Ergebnis.
Ich: Woraus bestand dein Ergebnis?
Selbsthass: Aus zwei Fragen: Warum hasst der Chef mich so? Und warum hat er in seiner ach so vollkommenden Weisheit ein Gefühl erschaffen, welches den Menschen mehr schadet als nützt? Weißt du es zufällig?
Ich: Leider nicht. Ich habe nicht den besten Draht zu deinem Chef musst du wissen.
Selbsthass: Keine Sorge. Nach diesem Mist hier wirst du ihm näher stehen als dir lieb ist.
Ich: Das denke ich auch.
Selbsthass: Hast du noch irgendwelche Fragen an mich?
Ich: Ähm... Nein. Ich glaube ich muss mir zuerst ein paar der Dinge die ich von dir erfahren habe durch den Kopf gehen lassen.
Selbsthass: Welch eine Überraschung! Ich habe es mal wieder versaut!
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Das wohl tiefgründigste Interview
EspiritualHey ihr Watpadfans! Nach einer längeren Pause möchte ich mit "Das wohl tiefgründigste interview" eine Geschichte vorstellen die mir sehr viel bedeutet. Um den doch recht ungewöhnlichen Titel ins rechte Licht zu rücken, lässt sich sagen: In diesem Bu...