Kapitel 3 Teil 1

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Abends auf dem Sofa angekommen, hoffte ich, dass Tom noch länger arbeiten würde. Ich hatte mir Pizza bestellt und schaute irgendeinen Film der gerade lief.

Plötzlich hörte ich die Haustür aufgehen und Tom's darauf folgende Stimme. Mir verging der Appetit als er kurz ins Wohnzimmer kam und mir entgegen lächelte. Ich schaute ihn kurz an und er ging in den Gang um seine Jacke und Schuhe auszuziehen. „Na, was schaust du schönes?", fragte er mich als er sich neben mich setzte. Ich rutschte reflexartig ein paar Zentimeter weg. „Einen Film den ich gerne alleine sehen würde.", dann viel mir ein, dass ich mich lieber nicht unbeliebt machen sollte, „Wenn es kein Problem für dich ist.", und zwang mir ein hoffentlich nett aussehendes Lächeln auf den Mund. Er nickte und mir viel ein Stein vom Herzen, als er den Raum verließ und duschen ging. Ich erhoffte mir meine Ruhe für den restlichen Abend, aber Tom hatte da ganz andere Pläne.

Als er duschen war und etwas gegessen hatte kam er wieder zu mir. Inzwischen hatte ich einen neuen Film angefangen und Tom schien er zu gefallen. „Wollen wir noch etwas spielen bevor du schlafen gehst?", erkundigte er sich bei mir. Ich schluckte bei den Worten. „Ehm... und was?". „Mau Mau vielleicht?", er wirkte auf einmal so harmlos und wie ein ganz normaler Kumpel.

Gruselig. Er war doch sonst nie so, wie soll ich sagen... normal.

Ich stimmte verwirrt zu und stand vom Sofa auf und wir setzten uns zusammen an den Küchentisch, während der Fernseher im Hintergrund weiter lief. Wenigstens war es dann nicht so still. Nach ein paar Runden stand es 5:1 für mich. "Ich bin müde wir können morgen weiter spielen", sagte ich und konnte mir ein herzhaftes Gähnen nicht verkneifen, während ich ihn fragend anschielte. "Gut, na dann. Ach ja, Kim? War irgend etwas in der Schule? Hast du Freunde gefunden?", ich wunderte mich warum er genau jetzt diese Frage stellte. "Nein.", log ich. Ich wollte von ihm nicht ausgefragt werden, wenn ich ihm von Ju erzählen würde.

Ich taumelte verträumt ins Badezimmer, wo ich mir meine Zähne putzte und anschließend in mein Zimmer ging um mich sofort aufs Bett zu schmeißen.
Ich war bereit im Stehen einzuschlafen, wenn ich nicht schnell genug an meinem Schlafplatz ankam.

Als ich die Tür hinter mir schloss und anfing mich auszuziehen hörte ich immer lauter werdende Schritte in meine Richtung kommen, ehe sie vor meinem geschlossenen Raum ankamen und plötzlich verstummten. Mit meinem bereits ausgezogenem Bh in meiner linken Hand, hielt ich mir meinen rechten Arm vor den Brustkorb. Ich fühlte mich auf eine schräge Art und Weise beobachtet. Auf einmal bemerkte ich, wie die Schritte sich wieder entfernten. Ob es nun Tom, oder einfach eine blöde Einbildung gewesen war, wusste ich nicht. Sofort als ich mir meine Bettdecke über meinen Körper legte, schlossen sich meine Augen.

»Mein Traum bestand daraus, wie ich mit Tom redete und er auf einmal anfing mich anfassen zu wollen. Egal was ich tat, ich fühlte mich zu schwach um seinen Taten entgegenzukommen und sie abzuwehren. Es endete damit, wie meine Mutter nachhause kam und sie es einen feuchten Dreck interessierte, was gerade mit mir passierte. Im Gegenteil; sie Verlies den Raum und ging in ihr Schlafzimmer und lies mich mit Tom alleine, der ohne eine Sekunde zu zögern weiter machte und seine Hand versuchte unter mein Oberteil zu schieben um mir an die Brüste zu fassen. Ich schrie und wollte um mich schlagen, aber ich war körperlich wie gelähmt.«

"Aufwachen, du Schlafmützchen!", flüsterte mir eine tiefe Stimme in mein Ohr. Ich zuckte zusammen und gab ein leises, genervtes Stöhnen von mir und ich drehte mich weg von dieser Stimme, welche Tom gehörte. Meine Tat forderte ihn anscheinend dazu auf mir - um mich aus dem Bett zu bekommen - die Decke vom Leib zu zerren. Ich erschrak mich und kam innerhalb weniger Millisekunden zu vollem Bewusstsein. Ich presste meine Handflächen auf meinen entblößten Oberkörper und blickte Tom ins geschockte Gesicht. Aller Anschein nach wusste er nicht, dass ich nackt schlief. "BIST DU JETZT KOMPLETT GESTÖRT?!", schrie ich ihm entgegen. Er reagierte dann auch endlich mal und hielt sich eine Hand an die Schläfe, sodass er mich nicht mehr sehen konnte. "Tut mir leid, Kim, ich wusste nicht das d-", ich sprang aus dem Bett, krallte mir meine Klamotten und rannte ins Bad.
Ich war so durcheinander, dass ich mich auf den Badewannenrand setzte und mir durch die schwarzen, circa Schulterlangen, lockigen Haare fuhr.

Mir war das so unendlich peinlich gewesen, dass ich ihn den restlichen Morgen weder ansprach, noch ansah. Ich ging als ich fertig war einfach aus dem Haus und machte mich beschämt auf den Weg zum Bus.

In meinem Klassenzimmer angekommen, ließ ich mich auf meinen Stuhl fallen. "Wo ist Ju?", fragte ich ein Mädchen aus meiner Klasse, welches als einzige noch keinen blöden Kommentar zu mir oder Ju abgegeben hatte. "Diese Schlampe? Hoffentlich tot". Das mit dem Kommentar hatte sich dann wohl auch geklärt. "Hey, Kim. Wenn du es unbedingt wissen willst: Jana ist im Krankenhaus.", sagte Chris lächelnd. "Oh mein Gott was ist passiert?", fragte ich aufgebracht. "Naja sie... sie ist mir und meinem Kumpel in einen Streich gelaufen.", stolz grinste er in meine Richtung. Alle Blicke an mich geheftet starrte ich gestresst um mich. "Was habt ihr denn alle gegen ihn?! Seit ihr jetzt geistig komplett weg oder was? Ihr seid solche kranken Wichser!", brüllte ich ins Klassenzimmer und mir lief vor Wut eine Träne übers Gesicht. "Was habt ihr ihm angetan?!?".

"Wir haben ihr, dem Möchtegern Jungen nur einen harmlosen Streich gespielt, der zum Schluss nur etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Naja, also sie hat eine Kopfplatzwunde weil sie über etwas gestolpert ist. Sie überlebt das schon. Leid-", bevor er fertig sprechen konnte, sprang ich von meinen Stuhl auf, rannte in seine Richtung und gab ihm eine durch den ganzen Raum wiederhallende Ohrfeige. Chris schaute mich verdutzt an, während er sich die anscheinend schmerzende Wange hielt. Ich warf ihm einen letzten verachtenden Blick zu, schnappte meine Tasche und rannte aus dem Klassenzimmer.

Being LostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt