~Kapitel 1~

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Der Wind weht kalt und ungemütlich in die Wohnung der Bakerstreet 221b, als John Watson das Fenster aufreißt. Rosie, seine 4 Jahre alte Tochter, schaut neugierig vom Boden, auf dem sie ausgelassen spielt, hoch und beobachtet das Schneetreiben der Londoner Innenstadt. Gedankenverloren starrt John hinaus und stützt sich kraftlos auf die verschneite Fensterbank.

Er hat Nächte nicht mehr richtig geschlafen....immer wieder träumt er das selbe Senario, das ihn aufzufressen scheint, wie ein Parasit. Seine Arbeit hat er auch vernachlässigt und Rosie braucht dringend mehr Zuneigung.....der Ex Soldat seufzt geschlagen und hebt den Kopf.

Kleine Schneeflocken setzen sich beinahe schwerelos auf seine Finger, die immer noch mitten auf der verschneiten Fensterbank ruhen und langsam zu Prickeln beginnen. Doch das ist John egal, wenigstens zeigt ihm dieses Gefühl, das er noch am Leben ist, das es kein Traum ist was hier passiert und geschehen ist.

"Verdammt Sherlock....", flüstert er und krallt seine Hände in den Schnee. Kalt. Genau wie Sherlock. Immer ausdruckslos, intelligent und abweisend. Doch genau das hat der Docktor an ihm geliebt. Seine kalte aber doch klare und liebevolle Art, die er ihm als Freund und Partner gegeben hat.

Wieso er? Wieso musste gerade er mich alleine lassen? Die Gedanken gehen John Tag für Tag durch den Kopf, scheinen kein Ende zu nehmen und lenken ihn von den wesentlichen Dingen ab. Vom hier und jetzt. Freundlos lacht der Arzt auf und starrt aus dem Fenster. Sherlock ist tot. Niemand wird ihn zu ihm zurück bringen. Auch nicht das ewige nachdenken und träumen.
Sherlock hat ihm oft gesagt, das er zu ihm zurück kommt, doch von den Toten kann nicht einmal der große Sherlock Holmes auferstehen.

Als Rosie zu weinen anfängt, strafft John sich und schließt das Fenster. Vorsichtig trocknet er seine nassen und jetzt kalten Hände ab und greift liebevoll nach seiner 4 Jährigen Tochter. "Bist du müde mein Engel?", seine Stimme ist kaum mehr als ein flüstern und Rosie sieht ihn aus Marrys Augen prüfend an. "Papa nicht traurig...." Langsam kuschelt sie sich an ihren Vater und versucht ihm Trost zu schenken.

Der junge Mann umklammert seine Tochter und sinkt zu Boden. Er schluchzt hemmungslos, hält seine Tochter fest und flüstert ihr alles zu was er niemals gesagt hat. "Danke das es dich gibt mein Kind. Danke das du da bist. Danke." Rosie hebt den Kopf und löst sich aus dem liebevollen Griff. Lächelnd steht sie vor ihm und strahlt ihn an. "Ich habe Hunger. Essen?"

John lächelt unter Tränen und nickt. "Natürlich." Gerade als der Docktor aufstehen und seine Tochter in die Küche geleitet will wird die Wohnung geöffnet und eine lächelnde Misses Hudson steht im Türrahmen. "John mein lieber ich habe Kekse und Tee mitgebracht."

Rosie läuft auf ihre Nachbarin zu und umarmt sie stürmisch, was ziemlich süß aussieht, da sie kaum bis zu ihrer Hüfte reicht. John lächelt abermals und hebt seine Tochter hoch, die die Vermieterin nur neugierig ansieht. "Ein Goldstück. Hier Rosie ein Keks..."

Dankbar nimmt Rosie ihn entgegen und zappelt in dem Griff ihres Vaters, der sie darauf hin am Boden absetzt. Schon ist sie in ihrer Spielecke verschwunden. Augenblicklich wird Misses Hudsons Blick ernst und sieht John tadelnd aber auch voller Mitgefühl in die Augen. "Sie sollten sich Hilfe suchen. Ich weiß wie sehr sie das mit Sherlock mit nimmt. Schließlich haben sie ihn ja geliebt."

Ein gequältes aber auch abweisendes Lächeln erscheint in Johns Gesicht. "Ich danke ihnen Misses Hudson aber ich denke nicht das ich mir deswegen jemanden suchen müsste. Ich komme darüber hinweg. Es ist schon gar nicht mehr so schlimm." Auf die Tatsache das John Sherlock immer noch liebt geht er nicht ein. Die Erinnerung schmerzt noch zu sehr. Und das nach 2 Jahren.

Die Dame nickt unbeholfen und lächelt dann. "Was Rosie angeht...." John sieht sie fragend an. "Ja was ist mit ihr?" Misses Hudson stellt das Tablet auf den Wohnzimmer Tisch ab und faltet die Hände. "Ich kann sie auch Mal ein paar Tage zu mir nach unten nehmen falls sie eine Auszeit brauchen."

Fast ist John der Versuchung unterlegen das Angebot auszuschlagen, doch dann nickt er dankbar. "Das wäre schön. Ich danke Ihnen." Die Vermieterin lächelt nur mitfühlend und drückt ihm eine Karte in die Hand. "Gehen sie Mal ein paar Tage in das Zentrum am anderen Ende der Stadt. Da sollten sie sich austoben können und gut ablenken. Sie können mir Rosie morgen Mittag hinunter bringen...." Sie zwinkert John zu. "Bei mir ist sie gut aufgehoben."

Der Ex Soldat nickt und winkt ihr zum Abschied. "Danke für ihre Mühe. Ich bringe sie morgen." Sie lächelt und schließt die Tür hinter sich.
Nachdenklich betrachtet John die Karte. Sollte er? Ein paar Tage in der Stadt wären auch keine schlechte Ablenkung....er war zu lange nicht mehr da. Kurz entschlossen steckt er die Karte in die Hosentasche und tritt zu Rosies Spielecke.

Zu seinem Erstaunen muss er feststellen, das sie auf dem Boden eingeschlafen ist. Lächelnd streicht er ihr das blonde Haar aus der Stirn und hebt sie schließlich hoch um sie ins Bett zu legen. Als das erledigt ist und die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen ist schaut er auf die Uhr.

21:07 Uhr. Er gähnt einmal herzhaft, bezweifelt aber in dieser Nacht Ruhe zu finden. Mit schnellen Schritten geht er in die Küche und öffnet den Kühlschrank. Ein wenig vermisst er auch Sherlocks Experimente. Nun ist jedes kleinste Detail aufgeräumt. Ohne Reagenzgläser oder menschlichen Organen oder Körperteilen.

Er nimmt sich einen Apfel aus dem Kühlschrank und beißt hinein. John hat in den letzten 2 Jahren auch drastisch abgenommen und wiegt kaum noch 50 kg. Auch damit sollte er Mal zu einem Arzt gehen. Er ist bestimmt untergewichtig. Als er alles ausgeschaltet und den Tee von Misses Hudson ausgetrunken hat, den sie sie so liebevoll immer zubereitet, geht er in sein Zimmer um sich hinzulegen.

Schnell zieht er sich um und legt sich ins Bett. Wie jeden Abend schweifen auch jetzt die Gedanken in seinem Kopf umher. Was wäre wenn Sherlock wieder zurück kommt? Er schüttelt den Kopf und starrt an die Decke. Das wird nie passieren. Er hat sich vom Dach des Sankt Barts geworfen. Einfach so....
Er legt sich auf die Seite und schließt die Augen. Er sollte versuchen etwas Ruhe zu finden. Was er aber nicht weiß ist das er von der Straße aus beobachtet wird. Von einem Mann mit dunklen Locken und Augen die man nicht so Recht definieren kann. Wie glühende Kristalle in der Dunkelheit, wachen sie über den ehemaligen Soldaten.

A promise ~ Johnlock Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt