Kapitel 2

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Der blonde Junge nahm mich am Oberarm und schob mich aus der Tür und die Kellertreppe runter. Zwei der anderen Männer folgten uns. Mir fiel auf, dass der Blonde viel sanfter war, als die anderen. Unten angekommen gingen wir in einen anderen Kellerraum. Dort war ein Laptop aufgebaut und daneben ein Beamer. Der Junge machte sich daran zu schaffen, während einer der Männer mich packte und zu Boden stieß. Auf einmal erschien ein Bild auf einer Leinwand vor dem Beamer. Es war mein Vater. Anscheinend hatten sie einen Videoanruf zu ihm gemacht, um ihm alles mitzuteilen. Er schaute erschrocken auf den Bildschirm. "Zayn! Geht es dir gut?!" Mir stiegen Tränen in die Augen. Als ich antworten wollte. hielt mit jemand den Mund zu. "Die Sache ist ganz einfach Mr. Malik. Wir wollen beide den New York Auftrag, aber nur einer kann ihn bekommen und wenn sie ihren Sohn wiedersehen wollen, werden wir das sein." Ich konnte meinen Vater deutlich nachdenken hören. Ich hatte die Frage, was mit mir passieren würde, nicht ohne Grund gestellt. Wir waren vier Kinder und meine Eltern, hatten allerdings nur eine Wohnung mit vier Zimmern. Das Geld war immer knapp und mit diesem Auftrag würde sich entscheiden, ob wir eine größere Wohnung bekommen würden oder ganz auf der Straße landen würden, da unser Mieter uns wegen fehlender Miete gekündigt hatte. Außerdem enttäuschte ich meinen Vater ständig. Egal ob in schulischen Leistungen oder auch sonst. Das Vertrauen war dann endgültig weg, als ich betrunken und zu spät nach Hause kam. Meine Freundin Elena war auch nicht gut genug für ihn. Aber trotzdem war ich doch sein Sohn! Er musste sich doch für mich entscheiden, oder? "Was ist, wenn ich mir den Auftrag trotzdem hole?" Ich wusste es doch. Der Griff des Mannes verstärkte sich. "Dann werden sie ihn nie wieder sehen, Mr. Malik! Und um ihnen zu zeigen, dass wir es ernst meinen..." Er zog mich auf einmal zu sich hoch und rammte mir sein Knie in den Bauch. Ich krümmte mich vor Schmerz und keuchte. Da landete noch seine Faust in meinem Gesicht. Ich taumelte nach hinten und stürzte. Der Mann drückte mich nach hinten, dass ich auf dem Rücken lag. Dann stand er wieder auf und trat auf mich ein. Ich schrie. Sein Fuß traf mein Gesicht, meine Hüfte. Ich spürte, wie mir das Blut das Gesicht herunterlief. "Dad! Hilf mir!" Ich schaute zu ihm hoch. Sein Gesicht war kalt, so als würde er mir sagen wollen, dass er mich hier nicht herausholt. "Zayn, denk an deine Schwestern. Willst du, dass sie ins Heim kommen, weil wir aus der Wohnung fliegen?!" Ich schaute ihn ungläubig an. Für einen Moment fühlte ich gar nichts. Dann kam ein seelischer Schmerz zu dem Körperlichen. Mir wurde bewusst, was mein Vater gerade gesagt hatte. Lieber sollte ich hier sein und geschlagen und gequält werden, als dass wir im Heim landen. Ich verstand, dass er das meinen Schwestern ersparen wollte, aber was war mit mir. Er hatte gerade gesehen, wie ich zusammengeschlagen wurde und sagte so etwas?! Jetzt konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. "Es tut mir leid Zayn, aber ich werde mir diesen Auftrag holen!" Ich war ihm also mittlerweile so egal? "Ist das ihr letztes Wort?" Der Mann wirkte sauer. Mein Vater nickte, dann wurde der Bildschirm schwarz. Ich wurde gepackt und gegen die Wand geschleudert. Mein Kopf landete hart auf dem Boden, doch ich war wie betäubt. Ich schloss die Augen. Das durfte doch alles nicht wahr sein.

Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Ich zuckte zusammen. "Ist gut, ich tu dir nichts." Ich öffnete die Augen und blickte in die blauen Augen von dem blonden Jungen. Mir tat alles weh und ich lag immer noch auf dem Boden in dem Raum mit dem Beamer. Der Junge half mir, mich aufzusetzen. "Ich heiße übrigens Niall." Ich musterte ihn unschlüssig. Warum war er so nett zu mir? Er reichte mir eine Schüssel mit Suppe. Ich aß sie schnell leer, doch sie sättigte mich nicht. "Du bist so freundlich...wieso?" Er schaute mir in die Augen. "Bitte denk nicht, dass ich das hier will! Ich wurde dazu gezwungen. Mein Vater ist der Besitzer von Pocket Industries." Ich ließ mich wieder nach hinten sinken und schloss die Augen. "Was hat er jetzt mit mir vor?" Ich hörte ihn schlucken. "Die Firma geht pleite ohne den Auftrag und dann haben wir kein Geld mehr. Ich soll eigentlich nichts darüber wissen, was dann passiert, aber ich hab meinen Vater mal belauscht. Er hat Kontakte zu Sklavenhändlern in vielen arabischen Ländern..." Ich öffnete die Augen. Ich verstand nicht, was er meinte. "Er wird dich verkaufen und du wirst dort als Sklave arbeiten." Ich starrte ihn an. "Du willst mich doch verarschen!" Niall schüttelte traurig den Kopf. "Ich wünschte es wäre nicht so!"

Als Niall weg war, schlief ich schnell wieder ein. Geweckt wurde ich durch das Quietschen der Tür. Ich wusste nicht genau, wie lange das Telefonat her war. "Dad, das kannst du nicht machen!" Niall folgte dem Mann, den ich für den Chef gehalten habe, in den Raum. Ich hatte also Recht gehabt. Er packte mich am Oberarm und zog mich auf die Beine. "Falls es dich interessiert...wir haben den Auftrag nicht bekommen!" Ich schluckte. "Ich brauche aber das Geld, also muss ich es mir anders beschaffen! Ich werde dich an einen Sklavenhändler verkaufen. Komm jetzt, er wird gleich da sein!" Niall stellte sich zwischen die Tür und uns. "Nein! Das kannst du nicht machen!" Sein Vater schubste ihn einfach zur Seite. Oben wurde ich wieder auf das Sofa geworfen und bekam dann ein Tuch in den Mund gestopft. "Wehe du sagst auch nur einen Ton!" Es klingelte und eine Minute später betrat ein ausländisch aussehender Mann den Raum. Er musterte mich und setzte sich dann in den Sessel. "Das ist er also? Ich denke, dass ich ihn gebrauchen kann. Er wirkt, als könnte er viel anpacken. Wie viel willst du für ihn?" Während sie über den Preis stritten, suchte ich den Raum nach einer Fluchtmöglichkeit ab. Das Fenster stand offen. Es schneite und das Fensterbrett sah eingeeist aus, aber ich musste es versuchen. Ich blickte zu den Männern und dann zu Niall. Er hatte mich nicht aus den Augen gelassen und gesehen, was ich vorhatte. Er schlenderte zu dem kleinen Tisch und schob ihn unauffällig so, dass die Männer um ihn herum laufen müssten, wenn sie mir folgten. Dann stellte Niall sich so, dass er die Sicht auf mich verdeckte, aber den Blick zu seinem Vater gerichtet. Blitzschnell rannte ich los zum Fenster. Der Sklavenhändler stürzte mir sofort hinterher. Ich kletterte auf die Fensterbank und ließ mich auf die andere Seite fallen in der Hoffnung, dass es nicht zu hoch war.

Entführt-allein in der HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt