Kapitel 7

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Einer der Deutschen hatte die Pistole in der Hand. "Kein Laut oder ich leg dich um und deinen Freund hier auch." Er sprach mit deutschem Akzent, doch sein Englisch war flüssig. Sie hatten uns reingelegt. Der Andere packte mich unter den Achseln und zog mich aus dem Bett. Ihre Koffer standen fertig gepackt neben der Tür. Mit der Pistole im Rücken lief ich ihnen voraus. Das Haus war wie ausgestorben, niemand konnte mir helfen. Wir stiegen in ein Auto, welches an der Straße parkte. Es hatte getönte Scheiben. Der eine setzte sich hinter das Steuer und der andere neben mich auf die Rückbank. "Du wirst uns jetzt jede Frage beantworten, wenn dir dein Leben wichtig ist. Verstanden?" Ich nickte und schielte auf die Pistole, die mir an die Stirn gehalten wurde. "Was denkst du zahlt dein Daddy für dich? Und die Nummer, wo ich anrufen muss, wäre auch nicht schlecht." Ich riss die Augen auf. Sie hatten alles gehört. "Oder denkst du dieser Vater von dieser Naima zahlt mehr?" Ich schluckte. "Naimas Vater würde gar nichts zahlen. Er würde euch auch umbringen lassen. Ich weiß nicht, wie viel mein Vater zahlen würde." Er grinste. "Das klappt ja gut! Dann werden wir ihm einen Preis nennen und wenn er nicht zahlt, finden wir bestimmt eine Alternative. Du siehst sehr stark aus. Vielleicht kannst du an den Kämpfen teilnehmen." Ich starrte ihn an und nannte ihm die Telefonnummer als er erwartungsvoll sein Handy herausholte. Ich fragte mich, ob mein Vater wohl um diese Uhrzeit ans Telefon gehen würde. Der Deutsche stellte auf Lautsprecher und es wählte. Es wurde sogar sehr schnell abgenommen. "Ja hallo, Waliyha Malik." Mir stiegen Tränen in die Augen, als ich die Stimme meiner kleinen Schwester hörte. Der Typ bedeutete mir, zu sprechen. "Waliyha, hier ist Zayn..." meine Stimme brach ab und jetzt konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten. "Zayn! Wo bist du? Daddy hat gesagt du wärst weggelaufen nach einem Streit! Komm bitte zurück!" Ich versuchte, meine Stimme wiederzufinden, doch bevor ich es geschafft hatte, ergriff der Typ mit der Pistole das Wort. "Dein Bruder ist nicht weggelaufen. Er wurde entführt und ich halte ihm gerade eine Pistole an den Kopf. Also wenn du nicht willst, dass ich deinen Bruder töte, läufst du jetzt zu deinem Vater und sagst ihm, er soll mir 500.000 Pfund zahlen." Ich hörte sie am Ende der Leitung weinen. "Waliyha, wer ist da?" Es war mein Vater. Jetzt war er am Hörer. "Wer ist da?" Der Deutsche verlangte wieder das Geld und mein Vater antwortete lange nicht. "Zayn, ich habe dir das letzte Mal gesagt, wir sitzen auf der Straße, wenn ich nachgebe und das wäre jetzt wieder der Fall!" Waliyha weinte lauter. "Daddy, das kannst du nicht sagen! Es ist Zayn!" Die Typen wurden sauer. "Ist das ihr letztes Wort." Mein Vater bestätigte es. Auf einmal riss der Mann die Pistole runter und schoss mir in die Schulter. Ich schrie, meine Schwester schrie, dann wurde die Leitung getrennt.

Ich umklammerte die Schusswunde. Es tat sehr weh und ich wagte es nicht, meinen Arm anzuschauen. "So, jetzt denkt deine Familie du wärst tot und wir können machen, was wir wollen, ohne dass jemand nach dir sucht." Ich starrte ihn an und auf einmal wurde mir bewusst, dass ich es niemals schaffen würde, nach Hause zu kommen. Mir liefen die Tränen über das Gesicht, wenn ich an die Stimme meiner kleinen Schwester dachte und wie sie geschrien hatte. "Jetzt schlafe!" der Typ hielt mir ein Tuch unter die Nase und mir wurde schwarz vor den Augen.

Ich erwachte in einer kleinen Zelle. Sie hatte kein Fenster, aber die Tür bestand aus Gitterstäben. Ich schaute auf den Gang. Es waren ganz viele dieser kleinen Räume aneinander gereiht und überall saßen Jugendliche. Einige sahen verängstigt aus, so wie ich wahrscheinlich, andere wirkten, als fänden sie es hier richtig cool. Diese waren allerdings auch ziemlich muskulös mit hartem Gesicht und sahen aus wie typische Schläger. Ich sah zu meiner Schulter. Sie tat nicht mehr weh und ich begutachtete sie genauer. Es war wohl nur ein Streifschuss gewesen. "Na auch mal wach?" der Junge aus der Zelle gegenüber schaute mich an. "Wie lang bin ich schon hier?" Ich hatte keine Ahnung, wann diese Kerle mich entführt haben. "Hm, so eine Woche. Immer wenn du aufgewacht bist, haben sie dir wieder etwas zum einschlafen gegeben. Wahrscheinlich damit deine Wunde da verheilen kann." Erst jetzt fiel mir auf, dass er in fließendem Englisch mit mir sprach. "Woher weißt du, dass ich aus England bin?" "Du warst zwischendurch wach, aber zu vernebelt, um dich daran jetzt noch zu erinnern. Auf jeden Fall haben sie dann auf Englisch mit dir geredet. Ich bin auch aus England." Ich setzte mich hin und lehnte mich gegen die Wand. Es war nichts in diesem Raum und er war grade so groß, dass ich mich hinlegen konnte. Ein Mann lief den Gang entlang. Er sah, dass ich wach war und rief jemanden mit seinem Handy an. Der eine Deutsche, der mich entführt hatte, kam auf ihn zu und redete mit ihm. Ich konnte die Sprache nicht verstehen. "Tut der Arm weh?" er wendete sich nun an mich. Ich schüttelte den Kopf. "Dann kannst du kämpfen." Er schloss die Tür auf und stellte mir eine Schüssel mit Suppe hin. "Du wirst gegen Toni antreten. Er ist da vorne in der Zelle." Er deutete auf eine Zelle, die neben der von dem Typ gegenüber war, dann ließ er mich alleine. Ich schaute zu Toni. Er saß an der Gittertür und schien einer von denen zu sein, denen es hier gefiel. Ich schluckte.

Entführt-allein in der HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt