Kapitel 1

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Es ist ein lauer Sommerabend im Mai. Ich laufe durch eine Einfamilienhaussiedlung die Straße runter. Am Straßenrand stehen große Eichen, deren Blätter sich mit aller Freude in den letzten Sonnenstrahlen recken und die Nacht erwarten. Die Nacht, die einzige Zeit am Tag in der ich rausgehe. Ich spüre, wie die letzten Sonnenstrahlen meine Haut streifen. Es ist eine wohlige Wärme, die meinen Körper durchfährt.

Dieses Gefühl erinnert mich an meine Kindheit. Meine Mutter in einem wunderschönen, weißen Kleid, ihre braunen Haare wehen im leichten Sommerwind und ihre Augen strahlen voller Freude, Freude darüber, dass ich an ihrer Seite bin. Ich spüre wie das Gras meine Füße streift. Ich trage ein rosa Kinder-Kleid aus dünnem Lein, mit süßen Schleifen. Meine hellblonden Haare sind zu einem Zopf gebunden und ich laufe über das Feld in Richtung See und unserem Haus. Eine schöne Erinnerung, die sofort eine Sehnsucht in mir weckt. Unser Haus mit dem schönen Ausblick auf den Wasserfall, den großen Kamin und den Himmelbetten ist nichts im Vergleich mit dem, wo ich jetzt wohne.

Ich habe die Siedlung durchquert, laufe jetzt zu einer Bushaltestelle und warte auf den Bus der ins Stadtzentrum führt. Der Bus kommt nach 3 Minuten. Er ist voll. In der letzten Reihe ist noch ein Platz, auf den ich mich setze. Um 20 Uhr sind die Busse immer so voll. Das liegt daran, dass die Dunkelheit einbricht und mit ihr kommt auch Verbrechen. In der Dunkelheit haben sie Schutz. Tagsüber traut sich kaum jemand ein Verbrechen zu begehen, dafür ist alle zugut Überwacht.Nicht jeder hat die Chance dem allen aus dem Weg zu gehen, vorallem Leute mit weniger Geld sind gezwungen mit Gangs zu agiren um Schutz vor anderen zubekommen.
Ich gehöre dazu, zu den armen, ich werde allerdings micht duch eine Gang geschützt sondern von einem Netzwerk...
Das sagt doch so gut wie alles über mich aus, oder? Ich bin ein einfaches Mädchen.  Nach diesem einen Moment hat sich mein Leben komplett geändert:

Es war ein ganz normaler Herbstabend und ich hab mich in meinem Himmelbett schlafen gelegt. Ich habe von meinem 13 Geburtstag geträumt, der in wenigen Wochen stattfinden sollte. Ich habe davon geträumt, dass ich ein Einhorn bekomme und mit ihm auf einem Regenbogen entlang reite. Kitschich ? Das ? Nee... überhaupt nicht. Ist ja auch egal, denn so weit kam es nicht. Ich bin nämlich nicht in meinem Bett, sondern in einer dunklen Gasse in einer mir fremden Stadt aufgewacht. Was? Warum? Wie? , weiß ich nicht und werde ich auch nicht wissen. Ich habe gelernt, dass ich aufhören muss, Fragen zu stellen, egal wie sehr ich begehre, die Antwort zu wissen. Das mache ich seit fast 9 Jahren.

Der Bus hält an und ich steige aus, die Hauptstraße ist stark befahren und es tummeln sich immer noch viele Menschen hier, denn in diesem Teil der Stadt fühlen sich die Menschen wohl. Hier ist viel Licht und überall sind Kameras, die von Wächtern kontrolliert werden. Kein Verbrecher würde jemals das Risiko eingehen, so leicht erwischt zu werden. Dieses glauben jedenfalls die meisten. Deswegen ist die Straße immer belebt. Ein Shoppingziel am Tag und nachts eine Partymeile.

Ich biege in eine dunkle Gasse zwischen zwei Geschäften ein und laufe zum Ende. Das sind nur 10 Meter von der Hauptstraße und doch sieht man keine Menschenseele, nur Müll auf dem Boden und Ratten, naja das ist wenigstens was. Meister meinte immer: Besser was, als nichts. Ok, Ok die Gasse ist zwar am Ende der Straße, wo die Wohn- und Bürogebäude anfangen, aber sie ist trotzdem sehr nah am Geschehen. Sie liegt zwischen einem kleinen Café und eine high-class Bar und wenn man sie bis zu Ende geht, findet man drei schwere Holztüren. Hinter einer dieser Türen liegt der Flur zu meiner Einzimmerwohnung. Ich schließe die Tür auf und finde mich in einem dunklen Treppenhaus wieder. Das Licht funktioniert mal wieder nicht, so gehe ich im dunklen in den ersten Stock, wo ich zwei weitere Holztüren vorfinde. 109 und 108, beide haben einen Bunten Schuhabtreter, die den Hausflur freundlicher gestalten sollen, was aber nicht funktioniert, da dieser sehr zerfallen ist. Heißt: die grüne Tapete hängt fetzen weise von der Wand, jedenfalls da wo sie noch nicht abgefallen ist.

Out of the ShadowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt