Kapitel 5

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-Paris
Das Cadan jetzt meine Gedanken lesen konnte, war schon etwas beunruhigend.
Ich hatte zwar keine Geheimnisse vor ihm. Er ist mein bester Freund und wir haben eigentlich immer alles gemeinsam durchgestanden. Er kannte jedes meiner Geheimnisse und ich jedes seiner.
Aber meine Gedanken sind der Ort an dem ich eigentlich nur für mich bin. Der Ort an dem alles privat ist. Es war seltsam Zu Hause aufzuwachen und mit meinem ersten Gedanken des Tages an Cadan fest zu hängen. Ich stand auf und zog mir meinen neuen schwarzen Kaschmir Pulli über. Zusammen mit dieser Levis Jeans sah es super aus. Dann machte ich mich auf den Weg zur Schule. Nachdem ich an dem gestrigen Tag nach Hause gegangen war hatten Cadan und ich kein Wort miteinander gesprochen. Umso seltsamer war das Wiedersehen in der ersten Stunde. Geschichte. Ich war total in gedankenversunken als mich Isaac der neben mir saß, ansprach. "Hey baby, was machst du so ein nachdenkliches Gesicht?" Ich sah in seine blauen Augen und versuchte so aufrichtig wie möglich zu wirken. "War nur kurz in Gedanken aber nichts Wichtiges."
Cadan sah selbst so aus, als würde er vom Unterricht nicht viel mitbekommen. Eigentlich sah er aus als hätte er diese Nacht nicht eine Stunde geschlafen. Hatte er wahrscheinlich auch nicht. Aber was ist wenn er jetzt gerade hört was ich denke? Gott diese Unsicherheit machte mich fertig. Jedoch schien er mich im Moment nicht gerade zu beachten. Er wirkte ganz abwesend.
Das Pausenklingeln erlöste mich schließlich von meiner Qual. Ich wartete ab bis Isacc den Raum verlassen hatte. Nach der ersten Stunde Geschichte hatte er immer im dritten Stock weshalb er sich oft beeilen musste. Wir hingegen hatten Mathe, und das war nur vier Räume weiter. Mathe war die einzige Stunde in der wir beide mit Lucy, London und Jason zusammen hatten. Sonst hatten wir alle einen anderen Stundenplan, es kam nur immer mal vor dass wir zu zweit oder zu dritt Unterricht hatten.
Als fast niemand mehr im Raum war, ging ich zu Cadans Platz. "Hey, alles in Ordnung? Du siehst naja..." Er beendete meinen Satz. "Furchtbar aus? Ich weiß. Ich habe diese Nacht nicht eine halbe Stunde geschlafen. Ich habe die ganze Nacht nachgedacht, dass hat mir einfach keine Ruhe gelassen."
"Würde es mir auch nicht. Hast du gehört was ich gedacht habe? Also im Unterricht?" Um ehrlich zu sein war das eine extrem seltsame Frage aber ich musste sie einfach stellen. Cadan nahm seinen Rucksack und warf ihn über seine Schulter. "Eigentlich , habe ich keine Ahnung. Irgendwie höre ich ständig Fetzen von Gedanken die ich nicht oder nur selten zuordnen kann. Ich kann das nicht kontrollieren, und vor allem bekomme ich Kopfschmerzen."
Das alles scheint so surreal, vor 2 Tagen lagen wir in irgendeinem Mausoleum, bewusstlos auf dem Boden und jetzt kann Cadan Gedanken lesen!

Wir gingen aus dem Geschichtsraum und setzten uns in die Klasse der Mathestunde.
"Hey Paris, was ist denn mit Cadan los?" Ich drehte mich zu meinem Bruder und zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung! Ich glaube er hat Kopfschmerzen oder so." Keine Ahnung was ich auf diese Frage hätte antworten sollen. Wir setzen uns.
Knapp 28 Schüler die nach wie vor mit einander redeten, trotzdem der Unterricht jeden Moment starten sollte. Die Lehrerin die uns dieses Jahr unterrichtete war noch relativ jung, weswegen sie sich noch nicht genug Respekt für Ruhe in ihrem Unterricht verschafft hatte. Alle quatschen einfach durcheinander.
25 Minuten später, also mitten im Unterricht, sollten wir eigentlich eine Aufgabe im Buch bearbeiten. Aber anstatt sich darauf zu konzentrieren, flogen papierflugzeuge und Stifte durch die Gegend. Wie in der fünften Klasse.
Es verging nicht eine Sekunde in der Ruhe war. Und dann stockte mir der Atem. Ich erkannte Cadan kaum wieder. Er hatte die Hände in seinen Haaren vergraben und starte mit Schmerz verzogenem Gesicht auf seinen Tisch. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht. Ich konnte ihn nicht einfach fragen weil er an der Tür und ich an der Fensterreihe saß. Dazwischen befand sich noch die Mittel Reihe. Langsam mache ich mir Sorgen.
2 Minuten später passierte das was ich befürchtet hatte. Cadan stand zügig auf und stürzte aus dem Raum. "Mr. Mikaelson!" Rief Ms.Borig. Sie können nicht einfach verschwinden. Sofort sprang ich auf und lief ihm nach. "Ms. Smith!"
Im letzten Moment sah ich noch wie Lucy, London und James gerade aufstehen wollten, doch ich gab ihn mit einem Kopfschütteln zu verstehen dass sie sitzen bleiben sollten.
Cadan lief mit schnellen Schritten über den Menschen deren Gang. "Cadan!" Rief ich. Er blieb stehen. Ich lief schneller zu ihm. Er stand mit dem Rücken zu mir und dem Blick zur circa hundert Meter entfernten Eingangstür. Ich lege ihm meine Hand auf seine rechte Schulter und sagte dann noch einmal ruhig "Cadan?" "Halt die Klappe!" Sagte er etwas laut. Dann fügt er hinzu "tut mir leid, aber ich brauche gerade Ruhe." Das konnte ich verstehen. Wenn mir so etwas surreales passieren würde, wüsste ich nicht mehr wo oben und unten ist. Ich trat vor ihn und umfasste sein Gesicht mit einer Hand. Daraufhin sah mich endlich an. "Du musst nach Hause Cadan!" Er nickte. "Ja ich fahre nach Hause." Ich schüttelte sofort den Kopf. "Nein! Sind wir ehrlich, Cadan du bist absolut im Arsch! Du kannst jetzt kein Auto fahren! Ich mache das! Gib mir die Schlüssel." Forderte ich ihn auf.
Cadans Rucksack war nach wie vor im Klassenraum, also ging ich genau dort hin. Ich öffnete die Tür und lief zielstrebig auf seinen Platz zu um mir seinen Rucksack zu nehmen. Die Ausrufe meiner Lehrerin interessiert mich hierbei herzlich wenig. Das war übrigens das erste Mal, dass nicht einer der restlichen Schüler etwas sagte. Alle saßen wie angewurzelt da und wussten nicht wie sie reagieren sollten.
Ich verließ den Raum und ging zurück zu Cadan der nach wie vor einfach mitten im Gang stand und auf mich wartete. Wir stiegen in sein Auto und ich fuhr ohne ein Wort zu sagen zu ihm nach Hause. Seine Eltern waren nicht da, was bedeutete, dass er dort endlich Ruhe hatte. Man sah deutlich, dass es ihm nicht gut ging. Er atmete unheimlich schnell, schwitzte und sah furchtbar aus. Trotz alledem hat er dennoch ein wunderschönes Gesicht.
Bei ihm zu Hause angekommen ließ er sich direkt auf die riesige Couch in der Stube fallen. Einige Minuten saß ich nur daneben. Ich wollte ihn einfach nicht allein lassen.

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Okay die Ferien sind vorbei und hier ist der nächste Teil💙🌍

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