7️⃣ Szeretet - Liebe

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»Fanni? Alles okay?« Meine Stimme überschlug sich.

Keine Antwort. Einfach nur Totenstille.

Panisch ließ ich alles fallen und rannte auf die Blechtür zu, die ich sonst nutzte, um den Müll nach draußen zu schaffen. Ich stieß mit Timea zusammen, die aus der Küche geeilt kam. Anscheinend hatte sie die Angst in meiner Stimme trotz zischender Pfannen gehört.
Wir schlugen schmerzhaft mit den Schultern zusammen, als wir versuchten, uns gleichzeitig durch die enge Tür zu quetschen. Doch wir ignorierten das Pochen in unseren Oberarmen und hetzten zu Fanni, die mit verkrampftem Gesicht an der Hauswand lehnte; die Insulinspritze schwebte wenige Millimeter über ihrem Bauch. Auf ihrem nach oben geschobenen Top hatten sich nun deutliche Schweißflecken gebildet.

Timea legte eine Vollbremsung neben ihrer besten Freundin hin, nahm ihr fast behutsam die Spritze aus der Hand und schob diese entschlossen in eine zwischen ihren Fingern zusammengeschobene Hautwulst. Gespannt beobachtete ich, wie das Insulin die kleine Kammer verließ.
Fanni schien es nicht besser zu gehen. Sie schwitzte noch immer stark und jammerte leise vor sich hin.

»Hilf mir mal, sie reinzutragen. Wenn sie hier in der prallen Sonne sitzt, ist das auch nicht gut.«, befahl Timea scharf.

Ich folgte dieser Aufforderung augenblicklich und legte Fannis Arm um meinen Hals. Vorsichtig stemmte ich mich und damit auch sie nach oben. Timea packte an der anderen Seite an.

László sprang erschrocken von seinem alten Schemel auf, als wir mit der halb bewusstlosen Kanadierin in die Küche kamen. Er verschwand in Richtung Bar, kehrte aber nur wenige Augenblicke später mit großen Schritten und einem Glas Wasser zurück. Eilig nahm ich ihm den Becher ab und reichte ihn an die Schwarzhaaige weiter, die das Wasser mit zitternden Händen entgegen nahm. Sie trank nur zögerlich etwas von der lebendserhaltenden Flüssigkeit - Schluck für Schluck.

Während der alte Koch Timea und mich wieder zum Arbeiten verdonnerte, blieb er neben Fanni auf dem Boden sitzen. Langsam kehrte aber Farbe in das Gesicht des Mädchens zurück, sodass sie auch nicht mehr so schlapp und leblos wirkte.

Die restliche Schicht verlief ohne Zwischenfälle. Allerdings war ich fast durchgängig von meinen eigenen Gedanken abgelenkt - den Gedanken zu meinem ersten eigenen Song. Wie würde er heißen? Was genau würde ich mit ihm ausdrücken wollen? Was würden die anderen Studenten und vor allem die Zuschauer davon halten?

»Hilfst du uns eigentlich auch bei der Performance, dem Outfit und der Choreografie deines Liedes? Ich meine, wir stecken ja weder in deinem Kopf noch in deinem Herzen; wissen also auch nicht, was du für eine Geschichte vor deinem inneren Auge siehst!«, riss Timea mich aus meinen Gedanken, während wir die Bar um kurz vor 8 verließen.

»Ich habe aber keine Ahnung von alldem. Ich kann ein bisschen Gitarre spielen, habe ein ganz gutes Rhythmusgefühl, aber das war's auch schon mit meinen musikalischen Fähigkeiten.«

»Oh, 'tschuldigung, ich habe vergessen, dass du ja gar nicht mit uns studierst... Dann versuche uns, so gut es geht, einen Einblick in deine Gedanken und Gefühle zu geben. Daraus basteln wir dann die Szene.«

»Okay, dann machen wir es so. Könnt ihr mir irgendwie die Melodie vorspielen, damit ich weiß, in welchem Rhythmus das Lied komponiert werden muss?«

Augenblicklich begann Fanni, in ihrem Rucksack herumzukramen. Mit einem stolzen »Tada!« hielt sie mir schließlich ein kleines Gerät mit angeschlossenen Kopfhörern entgegen. Verwirrt schaute ich abwechselnd von ihr zu dem Gerät und wieder zurück.

»Das ist ein MP3-Player. Da sind all unsere Songs von der Abschlussarbeit gespeichert und abspielbereit. Die Nummer 7 ist Timeas komponierte Melodie.«, erklärte die Kanadierin augenrollend, »Mit den Pfeiltasten kannst du den Song durch Scrollen auswählen und mit dem mittleren Knopf hier abspielen beziehungsweise pausieren. Kapiert?«

Arany Város - Einsam in der GoldstadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt