<12> Hug

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Ich nahm den Zettel wieder zur Hand und drehte diesen um. Auf der Rückseite stand seine Adresse und seine Handy Nummer.

Ich bekam langsam aber sicher ein schlechtes Gewissen. Wieso war ich so ein Mensch? Wieso musst ich immer so abweisend sein? Ich hasste mich selbst und sah daraus keinen Ausweg.

Ohne eine weitere Sekunde zu verschwenden schnappt ich mir mein Handy und machte mich auf den Weg zu Felix Haus. Ich hoffe mal, dass er zu Hause sein würde.

Ich wusste wo die Adresse war, den Weg dahin wusste ich allerdings nicht wirklich. Das hatte zu Folge, dass ich mich nicht nur einmal verlief.

Ganze vier mal war ich falsch abgebogen. Als ich aber dann vor seinem Haus stand, atmete ich erleichtert aus. Ich war fast den ganzen Weg bis hier hin gejoggt, nie wieder sage ich euch, nie wieder.

Über das Anwesen konnte man auch nichts als staunen. Ich wusste zwar, dass seine Eltern erfolgreiche Geschäftsleute waren, aber dass sie schon fast in einer Villa wohnten erstaunte mich.

Ich zögerte kurz davor die Klingel zu betätigen. Was ist wenn er mich nicht sehen will? Aber dann hätte er ja nicht seine Adresse aufgeschrieben und mir den Bilderramen geschenkt. Oder?

Ich verwarf alle meine Gedanken und drückte einfach auf die Klingel und trat einen Schritt zurück.

Selbst die Klingel klang edel. Vielleicht aber bilde ich mir das auch gerade nur ein. Wundern würde es mich nicht.

Plötzlich öffnet sich die Tür vor meinen Augen und Felix steht vor mir. Seine Haare waren komplett verwuschelt und er sah auch nicht wirklich wach aus. Hatte ich ihn geweckt.

,,Wer- Lena?" Meint er überrascht. ,,Es tut mir so leid. Ich hätte mich nicht so verhalten sollen. Ich war unfair, ich habe dich unfair behandelt. Ich bin so ein schlechter Mensch und es tut mir leid. Ich wollte dich nur nicht in alle reinziehen. Mein Leben ist nicht perfekt und ich tue mich schwer darin Kontakte zu halten."

Alles sprudelte einfach so aus mir heraus. Atmen vergaß ich dabei vollkommen.

,,Lena atmen." Meint er schmunzelnd.
Ich atme tief durch und versuchte runter zu kommen. Ich komme mir gerade so erbärmlich vor.

,,Es ist alles in Ordung. Ich war auch nicht unschuldig. Ich meine, ich wusste immerhin wo du wohnst. Ich hätte vorbei kommen können. Mir tut es auch leid." Entschuldigt er sich.

Mir fiel ein rießen Stein vom Herzen als er das sagte. Ich frage mich, wie er mir in so kurzer Zeit so wichtig geworden war.

,,Da bin ich beruhig. Ich...ehm, geh dann wieder." Meinte ich und wollte gerade los gehen.

,,Warte, willst du nicht rein kommen? Meine Eltern sind sowieso nicht da und ich würde mich freuen." Meint er.

Ich musste erst überlegen, entschied mich aber dann doch dafür mit rein zu kommen. Zu Hause wartet ja sowieso keiner auf mich.

,,Willst du was trinken oder so?" Fragt er mich.

,,Wenn ihr Wasser da habt, gerne." ,,Kommt sofort, du kannst dich solange an die Kücheninsel setzen." Meint er und verschwindet kurz.

Ich machte was er mir vorgeschlagen hatte und setzte mich in die Küche.

Das Haus sieht von Innen einfach noch größer aus als von Außen. Dass das noch möglich war, ist verwunderlich.

,,Hier ist dein Wasser." Meint Felix und stellt mir ein Glas vor die Nase.

,,Danke." Bedanke ich mich und trank einen Schluck.

,,Und wie geht es dir so?" Fragt er mich.

,,Gut." Antworte ich.

,,Sicher?" Hackt er nach.

Wow, so weit hatte nie jemand gefragt gehabt. Andere nahmen es immer einfach hin und sagten nichts weiter.

,,Schätze schon." Meine ich doch er runzelt seine Stirn.

,,Wenn was ist, du kannst mit mir reden." Meint er ernst.

,,Ich weiss, aber wie geht es dir?"

,,Mir geht es großartig. Ich bin froh, dass das zwischen uns geregelt ist." Meint er lächelnd.

,,Ich auch." Lächle ich ebenfalls.

,,Du hast nebenbei einen coolen Schlüsselanhänger, hab den gleichen." Sage ich.

,,Echt? Zeig mal." Meint er.

Ich taste meine Taschen nach meinen Schlüssel ab, wurde aber nicht fündig. Ich bekam langsam panik, erinnere mich aber daran, dass meine Tante noch einen haben müsste.

,,Ich hab ihn zu Hause vergessen." Erkläre ich ihm und schlage mir selbst mit der Hand gegen die Stirn.

,,Und wie willst du jetzt nach Hause kommen?" Fragt er beunruhigt.

,,Meine Tante hat einen Ersatz, muss dafür aber erstmal ein paar Stunden fahren. Ich sollte mich auf den Weg machen." Meinte ich.

,,Hast du mal raus geschaut? Es ist stockdunkel und ich will nicht dass dir etwas passiert. Bleib doch über Nacht hier, dann fahre ich dich morgen früh zu deiner Tante." Schlägt er vor.

,,Ich will keine Umstände machen." Meine ich.

,,Mach keine Witze, ich bin sowieso alleine. Du machst hier niemanden Unstände, außerdem könnte es doch ganz witzig werden. Wir schauen ein paar Filme oder so." Meint er.

,,Sicher?" Hacke ich nach.

,,Hundertprozentig. Du bleibst." Meint er entschlossen und klatscht in die Hände.

,,Danke, Felix." Bedanke ich mich bei ihm und umarme ihn herzlich.

,,Kein Problem." Meint er und erwidert die Umarmung.

Seit wann Umarme ich andere Menschen?! ...

Dead Angel || Felix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt