Kapitel 9

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Der Dämon saß wie sie in einem Schneidersitz auf dem Boden. Seine ledrige, rote Haut schimmerte im Feuerschein und die Hörner auf seiner Stirn glänzten. Erde vom Boden hatte sich unter seinen schwarzen Krallen gesammelt, während er darin herumstocherte. Er hatte eine normal geformte Nase, volle Lippen und schwarze Augäpfel. Seine zahllosen Zöpfe in verschiedensten Dicken und Längen hingen ihm geflochten aus dem Gesicht und waren geschmückt mit Federn, kleinen Knochen, die an Geflügel erinnerten, und Perlen.

Er könnte nicht fremder und gruseliger wirken, außer wenn ihm Blut aus dem Mundwinkel tropfen würde und trotzdem hatte Iva den Drang, ihn wegen seiner Traurigkeit zu umarmen.

„Du hast deinen Vater verloren?", fragte sie sanft. „Deshalb musstest du gehen?" Das war ein seltsamer Grund, um ausgestoßen zu werden, oder?

Trotz seines dämonischen Aussehens fühlte Iva, dass sie vielleicht nicht bohren sollte. Weniger, weil sie sich fürchtete, sondern weil sie mitfühlte. Sie seufzte und legte vorsichtig eine Hand auf seinen massiven Unterarm. „Tut mir leid für dich."

Er zuckte mit den Achseln und starrte auf ihre Hand. Aber schüttelte ihre Hand nicht ab. „Genug schnacken?", fragte er schließlich und sah auf.

Nach einem unbeholfenen Tätscheln zog sie ihre Hand zurück. Sie hatte noch so viele Fragen, aber offensichtlich hatte er keine Lust mehr von sich zu teilen. Deshalb wog sie kurz ab, ob es die beste Idee war, diesen monströsen Dämon weiter zu belästigen. Doch sie brauchte noch einige Antworten. „Fast." Sie ließ seinen Arm los. „Was isst du hier?"

Er blinzelte, bevor er den Kopf senkte und mit einem eindeutigen Blick auf den leeren Teller antwortete.

„Nein, ich meine... Wenn ich nicht da bin und koche. Gibt es hier Tiere, die man essen kann? Pflanzen, die ich ernten kann, irgendwas...'?"

Seine Stimmung hob sich sichtlich, als er sie weise anstarrte und dann mit einer Kralle in Richtung seines Toilettenhauses zeigte. „Käfer, Fliegen, tausende! Sind gutes Essen." Dann fixierte er sie streng. „Meins."

„Ohman", seufzte Iva, bevor sie sich bremsen konnte. „Sonst irgendetwas?"

Er zuckte mit den riesigen Schultern und Iva betrachtete ihn. Auch er hatte offensichtlich in der letzten Zeit rapide abgenommen, denn seine Wangenknochen wirkten im flackernden Feuer erschreckend auffallend.Vielleicht war das aber auch nur Ivas Eindruck. Wer wusste schon, wie seine... Rasse gut gefüttert aussah?

„Gibt es hier sonst Dörfer in der Nähe? Irgendjemand mit dem ich reden kann und der mir vielleicht zeigen kann, ob es hier volle Beerenbüsche oder einen Burger King gibt?"

Er zuckte mit den Schultern. „Nur Ronheim und Sou."

Iva beugte sich vor. „Sind das Dörfer? Wo sind die?"

Er machte einen genervten Laut. „Ich zeige sie dir und dann genug schnacken?"

Sie nickte begeistert und folgte ihm, als er aufstand und zur Tür ging. Statt aber einen Marsch zu starten, blieb er kurz hinter der Tür stehen und zeigte in die Dunkelheit über der Ruine. „Dort ist Ronheim. Zwergentunnel, aber nun wohnen Menschen dort in einem Dorf. Und dort", er zeigte über das Hexenhaus hinweg. „ist Sou. Große Stadt."

Iva starrte in beide Richtungen, die nur Dunkelheit zeigten, während Vral sich entfernte. Sie fragte sich, ob sie wütend sein sollte über seine blöde Antwort, aber verwarf dann das Gefühl. „Hey!"

Er stoppte und drehte sich um.

„Hast du Lust morgen wieder zu kommen?"

„Mehr Essen und Schnacken?"

Heroes are stupid!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt