Ich schließe die Tür auf und ich höre, wie jemand in der Küche Besteck in einer Porzellanschale loslässt. Dann steht mir auch schon meine Mutter gegenüber.„Nero!", quietscht sie enthusiastisch und umarmt mich kräftig.
„Hallo Mama", grinse ich, „Ich freue mich auch dich zu sehen." Ich umarme sie zurück und schiebe meine Reisetasche aus dem Weg. „Ich habe dich vermisst.", murmle ich in ihr Haar.
„Pah, mein Essen hast du vermisst.", erwidert sie lachend und lässt mich los.
„Das auch", gebe ich zu. „Aber du motivierst mich immer und gibst mir zur richtigen Zeit immer einen Arschtritt, damit ich mich für was auch immer aufraffe.", füge ich hinzu und muss sie einfach nochmal in den Arm nehmen. „Außerdem sind Mama-Umarmungen immer die besten!"
„Ach und meine sind doof?", fragt Papa und kommt aus seinem Arbeitszimmer auf uns zu.
„Du bist halt nicht Mama.", meint Mama und steckt ihm frech die Zunge raus.
„Ja, sonst könnte ich dir nicht meinen-"
„STOP!", schreite ich ein, bevor ich etwas höre, was ich definitiv nicht -nein, niemals jemals- hören möchte. „Euer Sohn ist jetzt hier und ich freue mich, dass euer Sexleben noch so toll ist, aber ich möchte kein Kopfkino von euch beiden beim Akt haben.", lächle ich und mache ein eindeutiges Gesicht.
„Okay, wir führen dann das Gespräch heute Abend im Bett weiter.", bestimmt Mama und ich schüttle verzweifelt den Kopf.
„Ich bringe dann mal meine Sachen ins Zimmer und dusche. Ich kleben und so eklig es auch klingen mag, ich bin bis auf die Unterhose durchgeschwitzt. So eine Affenhitze.", ich ziehe meine Schuhe aus und gehe dann die Treppe nach oben.
„Okay, aber beeil dich! Das Essen ist gleich fertig."
„Geht klar." Mit den Worten öffne ich meine Zimmertür und lasse den Gurt meiner Reisetasche von meiner Schulter gleiten. Mein Zimmer kann ich es kaum noch nennen, da ich die meisten Möbel mitgenommen habe, als ich ausgezogen bin, jetzt steht ein anderes Bett hier drin und nur eine Kleiderstange mit etlichen Bügeln und eine Kommode, die gleichzeitig auch als Nachttisch dient.
Trotzdem wird es immer mein Zimmer bleiben, wie viele Stunden ich in diesem Raum verbracht habe. Es war schon immer mein Rückzugsort vor der Welt.
Vorhänge zu, Tür verschlossen und das große Licht aus. Und der Sternenhimmelprojektor an. Ja, dann konnte ich am besten nachdenken.
Ich pelle mein Klamotten eher von mir als sie auszuziehen und lege sie dann über die Kleiderstange, selbstverständlich unordentlich.
Nur noch in Unterhose und mit einem frischen Satz Kleidern in der Hand, husche ich ins Badezimmer, wo ich mich komplett nackig mache, um dann meine ersehnte Dusche zu nehmen.
Frisch und gut duftend trockne ich mich ab, um dann in eine Bermudashorts zu steigen und ein luftiges T-Shirt über zu werfen.
Es klopft an der Badtür und dann ertönt die Stimme meines Vaters: „Nero, würdest du bitte das Fenster noch öffnen und dann zum Essen kommen?"
Ich öffne die Tür und schaue Papa mit einem irritierten Blick an. „Seit wann...?"
„Deine Mutter schickt mich.", erklärt er sich.
„Ah... Ich komm' mit runter.", informiere ich ihn und mache die Badezimmertür hinter mir zu. „Verrätst du mir, was Mama heute gezaubert hat?"
„Wenn ich es aussprechen könnte ja, aber ich weiß noch nicht mal welche Sprache es wäre."
„Hat sie wieder eine experimentelle Phase?", frage ich und sehe ihn mitleidig an.
„Es ist nicht so schlimm, wie die indischen Wochen. Es wird meistens richtig lecker und mein Magen macht auch keine Probleme.", stellt er gleich klar.
„Dann bin ich gespannt! Aber die indischen Wochen werde ich nie wieder vergessen...", bei dem Gedanken muss ich mich schütteln. Von der Zeit möchte niemand mehr Details haben, vertraut mir.
„Denkst du ich?", schnaubt er und betritt vor mir die Küche.
„Ga Nuong Mat Ong!", preist Mama das Essen an, das sie auf den Tisch stellt.
„Und jetzt bitte noch mal in unserer Sprache.", bitte ich.
„Ich habe Hühnerbrust mit Honig und Knoblauch mariniert und eine Mangosauce dazu angerichtet. Als Beilage dient Reis.", erklärt Mama während sie sich auffüllt.
„Ich hoffe, dass es genauso schmeckt wie es riecht mein Schatz.", mit großen Augen verfolgt er, wie Mama die Mangosauce über sein Hühnchen laufen lässt.
„Ich bediene mich mal." , meine ich und fülle mir selbst auf, während Mama und Papa miteinander turteln.
„Guten Appetit!", sagen wir uns und beginnen zu essen.
„Also Roro, was hast du heute noch vor?", fragt Mama zwischen zwei Happen.
„Ich dachte, ich geh noch bei Juni und Juli vorbei.", sage ich nach dem ich meinen Bissen heruntergeschluckt habe.
„Ach, die Zwillinge sind auch da?", fragt Papa neugierig.
„Habe ich am Telefon nicht erwähnt, dass wir ihre Geburtstage feiern?", ich runzele nachdenklich die Stirn.
„Stimmt ja, übermorgen ist der 30.!", fällt Mama auf.
„Ich weiß auch noch nicht wie lange ich drüben bleiben werde."
„Ich denke", meint Papa, „Wir wissen uns schon zu beschäftigen, nicht meine Liebe?"
Mama zwinkert ihm zu und ich esse stillschweigend weiter.
Papa faltet als erstes sein Geschirr zusammen und meint dann: „Mira, das hat sehr gut geschmeckt!"
Ich stimme ihm zu und decke dann das Geschirr ab.
„Papa, willst du die Töpfe abwaschen oder sollen sie mit in den Geschirrspüler?"
„Wenn Platz im Spüler ist, immer rein damit!", erwidert er und lässt Wasser in die Spüle laufen um die Pfanne abzuwaschen.
Also sortiere ich um und bekomme beide Töpfe und den großen Glasmessbecher in den Geschirrspüler.
„Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie du da alles rein bekommst. Egal wie ich umräume, es will hinten und vorne nicht passen!", beschwert sich Mama.
„Unser Sohn ist eben ein Genie!"
Sie zieht nur skeptisch die Augenbraue hoch und sieht mich an. „Ich sag jetzt lieber nichts."
„Danke, Mama", erwidere ich, „Das waren die nettesten Worte seit Wochen. Ich mache mich mal auf den Weg. Ich habe meinen Schlüssel mit!"
Ich schlüpfe in meine Schuhe, kontrolliere, ob ich alles habe, dann ziehe ich die Haustür hinter mir ran.
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Detours to our Love
Short StoryWenn du aus Versehen fast von einem deiner besten Freunde während seines Outings geoutet wirst. Und sich daraus irgendwie ein One Night Stand entwickelt, denn ist es nur ein einfacher One Night Stand? A/N: Ich weiß nicht, ob Nero das Chaos wahr nimm...