1

719 76 64
                                    

~ᵈᶤᵉ ᵃᶰᵍˢᵗ ᵛᵒʳ ˢᵗᵘʳᵐ ᵘᶰᵈ ˢᵗᶤˡˡᵉ~

Ich machte mich noch ein bisschen kleiner, als der nächste Blitz mein Zimmer für den Bruchteil einer Sekunde erleuchtete und gleich darauf ein ohrenbetäubender Donner erklang. Ich hasste Gewitter. Sie waren für mich vielleicht ertragbar, wenn sie nicht allzu heftig waren, doch wenn sie wie dieses aus der Hölle zu kommen schienen, dann brachten sie mich zum Zittern.

Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich den Sturm, der vor meinen Fenster tobte, zu ignorieren, doch es wollte mir nicht ansatzweise gelingen. Ich wusste nicht mal woher die Angst vor Gewittern rühte. Manche Ängste waren vielleicht auch einfach irrational. Ich konnte mir einfach nicht helfen, doch immer, wenn ein Gewitter aufzog, so spürte ich einen Kloß in meinem Hals, der mir den Atem zunehmen drohte und die Angst nistete sich in meiner Brust ein. Andere hatte vielleicht Angst vor Hunden, andere vor der Höhe - und ja vielleicht machte das alles mehr Sinn, als die Angst vor Gewittern - aber Angst waren fast genauso unbezwingbar und entzog sich jeglicher Kontrolle, wie Gefühle. Eine Tatsache, die ich auch grade nur zu deutlich zu spürte.

Mein Herz war in Moment eine Ruine, in der Angst, Trauer und Einsamkeit ein Zuhause gefunden hatten.

Wieder ertönte ein Donner und ein Wimmer kam über meine Lippen. Ich hatte mir das selbst zu zu schreiben. Mehr oder weniger. Vielleicht hätte ich egoistischer sein sollen. Vielleicht auch weniger. Fakt ist, dass ich mich ganz so scheußlich fühlen müsste, wenn er jetzt noch hier wäre. Ich blinzelte und sah zu meinen Nachtisch. War ich derart verzweifelt, dass ich ihn anrief? Meine Hand krallte sich in die Bettlaken, während versuchte das Schluchzen, dass sich meine Kehle nach oben kämpfen wollte wieder runter zu schlucken. Was war ich nur für ein Totalausfall. Es war nur ein Gewitter. Nur. ein. Gewitter. Und doch kam ich nicht um hin mich zu fürchten, als würde dieser Storm das Ende der Welt einläuten. Der Schweiß stand mir auf der Stirn und ich schluckte leer.

Ich konnte dem Film gar nicht mehr folgen und als ich beim nächsten Donnern heftig zusammen zuckte entging auch Soonyoung nicht mehr, dass ich wohl ein Problem hatte. Es war mir peinlich. Wer hatte schon Angst vor Gewittern? Ich sollte... ich musste mich zusammen reißen. "Hast du etwa Angst, Seokmin?" Ich schüttelte schnell den Kopf, doch ich konnte ihn nur leise lachen hören. "Du steckst voller Überraschungen, ich hätte nicht gedacht, dass du dich von sowas aus der Ruhe bringen lassen würdest, du bist immer so souverän." Ich fuhr mir verlegen durch die Haare. "Ich weiß, es ist dumm..." Soonyoung schüttelte nur den Kopf und ich unterbrach mich. Er lächelte und seine Augen funkelten liebevoll und irgendwie konnte ich seine Wärme in meinem Inneren spüren, als würde sie in mir wiederhallen. "Es ist nicht dumm. Es ist okay."
Er rutschte zu mir rüber und für einen ganz kleinen Augenblick hatte ich das Gewitter vergessen, denn ... Hilfe, mein Crush kam näher. "Lass mich dir helfen." Ehe ich mich versah hatte ich meinen Crush noch näher bei mir, denn er stand tatsächlich auf und stieg auf die Couch. Er ließ sich zwischen mich und die Sofalehne rutschen und zog mich an sich. Mir wurde heiß. Das konnte er nicht bringen, mein Herz blieb stehen.
Vorsichtig schlag er die Arme um mich und legte den Kopf auf meiner Schulter ab. "Ich beschütz dich." Ich atmete tief durch und auch wenn meine Wangen brannten vor Verlegenheit beruhigte mich seine Nähe. Allein sein Geruch hatte etwas, was meine strapazierten Nerven entspannte. Eine Mischung aus Lavendel und Melisse.
"Vergiss den Sturm Seokmin, dir kann nichts passieren."

So schlimm war es lange nicht mehr gewesen. Aber ich war auch lange nicht mehr alleine bei einem Gewitter gewesen. Ich sollte mich nicht beschweren. Ich sollte mich nicht nach der Geborgenheit sehen, die er mir stets geboten hatte, wann immer ich sie auch brauchte, schließlich war ich es gewesen, der ihn weg geschickt hatte.

Ich hatte ihn von mir gestoßen, ich hatte ihn vermieden, ich hatte abgewiesen.

Es war nur zu seinem Besten. Ich hatte kein Recht ihn festzuhalten. Soonyoung war ein Mensch auf den die Welt wartete. Er war talentiert, er konnte gut mir Menschen und war eine reine Seele. Er hatte alles Gute dieser Welt verdient. Soonyoung war jemand der nie etwas verlangte und immer etwas gab ohne Fragen zu stellen.

Dass seine Karma ihn irgendwann vor die Wahl stellte war wirklich nicht fair.

ThunderstormWo Geschichten leben. Entdecke jetzt