~ˡᶤᵉᵇᵉ ᵇᵉᵈᵉᵘᵗᵉᵗ ᵛᵉʳᶻᶤᶜʰᵗ~
Als ich den Briefumschlag sah, wusste ich, dass mir nicht gefallen würde egal was auch immer sein Inhalt sein mochte. Ich seufzte und mein Hand verspannte sich derart, dass ich den Brief ein bisschen knickte. Schnell entspannte ich meine Hand wieder. Es half nichts. Ich seufzte und brachte die Post nach drinnen. Ich legte sie Soonyoung auf den Schreibtisch und er sah zu mir auf und lächelte.
"Du hast die Post mit reingebracht." Eine sanfte Feststellung, die er mir zusammen mit einem Lächeln entgegen brachte. Es war nicht unüblich, dass wenn ich zu ihm ging, ich mich selber rein ließ - ich hatte einen Schlüssel zu seiner Wohnung und er auch einen für meine - und ich mir den Briefkastenschlüssel nahm und noch mal kurz die Treppen runter zu den Briefkästen ging, um Soonyoung die Post mit rein zu bringen, wenn ich denn schon mal da war.
Ich nickte seine Aussage nur ab und fuhr mir nervös durch die Haare. Ich wartete bis Soonyoung den Brief der Royal Academy of Arts entdeckte und biss mir auf die Lippe. Er blinzelte und sah mich an. "Nun mach ihn schon auf, du hast gefühlt ewig auf ihn gewartet." Ich bekam es tatsächlich hin aufmunternd zu klingen, auch wenn mir nicht danach war. Er nickte und öffnete den Brief aufgeregt. "Es ist wahrscheinlich so wieso eine Absage."
Er unterschätzte sich. Ich konnte sehen, wie er den Brief überflog und seine Augen immer größer wurden. Mir wurde heiß, als ich seine nächsten Worte hörte. "Ich.. bin angenommen wurden." Warum überraschte ihn das und mich nicht? "Ich freu mich für dich, Soonyoung." Es war keine Lüge. Ich freute mich wirklich für ihn. Das war die Chance seines Lebens. Er hatte sie verdient, wie kein anderer und ich wollte, dass er glücklich wurde und dieses Geschenk annahm. Doch ich wusste auch, dass ihm dazu etwas ihm Weg stand. Und dieses Etwas war ich.Nervös befeuchtete ich meine trockenen Lippen mit der Zunge und stieß angestrengt die Luft aus meinen Lungen aus. Noch immer klammerte ich mich an meine Decke. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als das Soonyoung zurück kam. Oder besser... gar nicht erst wirklich ging. Es war ein so egoistischer Gedanke. Ich konnte und ich wollte nicht von ihm verlangen, dass er diese Chance verstreichen ließ. Niemand sagte nein zur Royal Academy, es sei denn er trug seinen Kopf unter dem Arm. Ich wusste das.
Nur Soonyoung schien das nicht sofort zu kapieren, als er sagte, dass er sich da doch eher blind beworben hatte, nur um es mal zu testen und weil er sowieso abgelehnt werden würde. Er wollte sich später einfach nicht fragen müssen: 'Was wäre, wenn es es doch geklappt hätte?' Nun das war nun mal kein Was-wäre-wenn, es war die Realität.
Er musste sich jetzt damit auseinandersetzen. Wir mussten uns damit auseinandersetzen und er wollte in Idiot sein. Er liebte mich, das wusste ich. Aber ich liebte ihn eben auch und ich war der Vernünftigere von uns beiden. Man konnte nie wissen, wie eine Beziehung verlaufen wird. Menschliche Interaktionen waren schwierig und unvorhersehbar. Gefühl ließen sich nie erzwingen, sie flossen durch die Zeit und manchmal entglitten sie einem auch. Was ist, wenn er mich in ein paar Jahren nicht mehr liebte? Dann wäre jeglicher Verzicht umsonst gewesen.
Inzwischen konnte ich gar nicht mehr sagen, warum genau ich weinte. War es meine Angst oder mein schmerzendes Herz? Das Vermissen oder das Bereuen? Was sollte ich tun?
Es donnerte wieder und mittlerweile war ich so weit, dass ich für eine glänzende Idee hielt mich unter dem Bett zu verkriechen. Ich hatte es getan. Ganz sicher. Aber mein Bett war ein Futon-Bett. Also war das nicht so wirklich möglich. Ich griff nach meinen Handy und sah auf die Uhrzeit. Selbst wenn ich jetzt schwach werden und ihm eine Nachricht senden würde, dann würde sie nicht durch kommen, denn sein Flug ging vor gut zwei Stunden ab. Es war lächerlich von mir genau zu wissen, wann er so starten und landen würde, obwohl ich ihm nicht mal einen guten Flug gewünscht hatte. Ich hatte mich zurück gezogen, schon alleine um keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Soonyoung konnte es nicht gebrauchen sich Gedanken um mich zu machen. Wahrscheinlich machte er es trotzdem. Doch wenn ich ihn auch noch zu textete, dann wurde es nur noch schlimmer.
Liebe bedeutete Verzicht.
Hatte das nicht irgendwann mal irgendein schlauer Kopf gesagt?
Er hatte ja so recht.
DU LIEST GERADE
Thunderstorm
FanfictionSeokmin hasst Gewitter, um nicht zu sagen, er fürchtet sie. Normalerweise hat er das ganz gut im Griff, wenn er nur seinen Freund Soonyoung bei sich hat, der ihm ein Gefühl von Sicherheit und Ruhe vermittelt. Doch Soonyoung ist nicht mehr da und da...