5 - MatBoj VS JanNik

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»Einen Bananen-Himbeeren Smoothie ohne Zimt, aber mit Pfefferminzblättern«, gibt Martha ihre Bestellung an der kleinen Bar auf. »Zum Mitnehmen in einem der recycelten Pappbecher, einen von diesen Bambus-Strohhalmen bitte dazu. Ach, und diese Gummibärchentüten da drüben auch noch.«

Bei »Der da zahlt« deutet sie auf mich und ich muss über ihre komplexe Bestellung schmunzeln. Die Kassiererin, eine sehr motivierte und junge Aushilfe, hat alles eifrig mitgekritzelt und wendet sich an mich: »Und was hätten Sie gerne?« 

Dabei hält sie den Stift bereits erwartungsvoll gezückt. Als ich nur mit »Eine Cola reicht, danke« antworte, lässt sie den Stift ein wenig enttäuscht sinken, lächelt aber tapfer und gibt ihren Notizblock an den Typen an der Smoothie-Maschine weiter. Im Summersmash kann man sich nämlich jedes Saftgetränk seiner Wahl mit allen möglichen Topics machen lassen. Aber jeder Schnickschnack kostet natürlich extra.

Ich grinse Martha gut gelaunt an. Sobald wir uns von den anderen entfernt hatten, ist sie gleich viel lockerer geworden. Sie ist eine wirklich nette Begleitung und mit ihr kann man sich echt gut unterhalten. Ihre Anekdoten über die Sommerferien in ihrer Kindheit, in denen sie mit ihren total schrägen Großeltern in einem klapprigen VW-Bus durch ganz Europa getourt ist, bringen mich jedes Mal zum Lachen.

»In Frankreich wollte mein Opa unbedingt Käse kaufen und nach Deutschland importieren. Meine Oma und ich dachten dabei an etwas Hart- oder Schnittkäse, vielleicht auch einen Camembert. Aber mein Opa hatte dann einfach zwei Kisten feinsten französischen Stinkekäse mit. Boah, hat der gestunken! Außer Opa, der wollte keine, haben wir uns dann alle Wäscheklammern auf die Nase geklemmt. Als wir beim Zoll vorbei gefahren sind, hat meine Oma gesagt: ›Hoffentlich denkt keener von den Beamten, dat wir eine Leiche im Kofferraum haben!‹ Dann ist mein Opa ganz hektisch geworden und meinte: ›Um Himmelswillen, sag doch nich sowas, Liebling! Ich hab doch noch fünf Flaschen von dem guten Wein im Wagen versteckt und den sollten die besser nicht finden.‹ Wir wurden dann tatsächlich zu einer Kontrolle angehalten und mein Opa hat die ganze Zeit nervös auf den Hund geguckt, den die mithatten. Die Wachleute meinten dann aber, dass sie den Hund nicht reinlassen können, weil der noch ganz jung ist und sein antrainierter Geruchssinn sonst abgeändert werden könnte. Ich weiß nicht mehr genau was sie gesagt haben, aber danach hab ich meine Oma wohl total schockiert gefragt: ›Omi? Warum muss der Hund nicht am Auto riechen, aber ich muss die ganze Zeit drin sitzen? Geht meine Nase jetzt kaputt?!‹ Meine Oma erzählt immer noch gerne, dass ich dann die ganze Fahrt meine Nase zugehalten, lautstark durch den Mund und manchmal ganz, ganz flach geatmet habe. Am Ende war mir durch meine Atmung so schlecht, dass ich kotzen musste.«

Ich lache und die Bedienung kommt mit meiner Cola-Flasche wieder. Mir ist schon vorher aufgefallen, dass immer wenn ich lache, Martha mich freudestrahlend betrachtet. Aber etwas von dem komischen Ausdruck in ihren Augen, den sie vorhin auch hatte, ist immer noch da. Und ich kann ihn immer noch nicht deuten. Egal, ich freue mich einfach, dass sie mich jetzt doch mag. 

Wir warten noch fünfzehn Minuten auf Marthas Smoothie und dann noch mal sieben, bis ich Esmes Rhabarberschorlen Flasche zurückgeben und eine neue ordern kann. Dann müssen wir beide nacheinander nochmal aufs Klo. Der Laden ist voll, die Kloschlange ist lang und so ist es schon halb neun, als wir zu den anderen zurückgehen. Nur ist es noch immer genau so heiß wie vor ein paar Stunden. Nur die Sonne knallt nicht mehr so, denn sie geht gerade unter. Um diese Uhrzeit füllt sich der Park mit Studenten, die sich treffen um ein Bierchen zu trinken und zu labern. Also Leute genau wie wir.

Bojan und Janko haben ihr Kartenspiel ausgepackt und führen Esme kleine Kartentricks vor, die Matteo und ich schon hundertmal gesehen haben. Martha setzt sich zu Esme auf die Bank und die beiden fangen direkt an zu quatschen, während Matteo zu den Zwillingen auf die Decke auf dem Boden rutscht. Ich setzte mich neben ihn und nehme meine Karten auf die Hand.

positive, reckless & late [very, very slow updates]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt