Er war krank. Dieser Kerl war absolut Geisteskrank, seine Worte waren ehrlich und die Emotionen die mitschwangen eindeutig. Er hatte diese verdrehte Art und dachte allen ernstes er würde mich beschützen, dabei war er es vor dem ich beschützt werden musste.
Ich würde hier niemals lebend raus kommen wenn ich mich weiterhin gegen ihn zur wehr setzen würde. Er war unbestreitbar größer und stärker als ich, aber sein Kopf war eindeutig geschädigt.
Kurzerhand fasste ich einen Entschluss, von dem ich hoffte er würde mich nicht in noch größere Schwierigkeiten bringen als die in denen ich momentan steckte.
Also senkte ich meinen Kopf und murmelte, gerade so laut dass ich mir sicher sein konnte, er hört es: " Es tut mir leid".
Ich legte soviel Aufrichtigkeit in diese Worte wie es mir möglich war, es tat mir leid, dass war keine Lüge.
Es tat mir leid dass ich an jenem Abend den Weg durch die dunkle Gasse genommen hatte.
Es tat mir leid, dass ich diesem Monster jemals über den Weg gelaufen war.
Es tat mir leid, dass ich Su nicht erzählt hatte was er getan hat.
Es tat mir leid, dass ich nicht sofort die Polizei gerufen habe.
Was mir nicht leid tat war, dass dieses Arschloch jetzt vor mir stand und so tat als wäre als das hier meine Schuld, weil ich ihm nicht blindlings vertrauen wollte. Nein. Ich würde mir sein Vertrauen erschleichen und dann, wenn er es nicht erwartet, dann würde ich zuschlagen.
Ich hörte wie er ein paar Schritte auf mich zuging, zögerlich, als würde er genau abwägen was er als nächstes tun sollte.
Immer noch hielt ich meine Beine fest in einem Klammergriff, meinen Blick hatte ich gesenkt und musterte die Bettdecke.
Das leichte beben der Matratze unter mir, ließ mich erkennen, dass er sich neben mich gesetzt hatte.
"Du musst mir nur Vertrauen, dann wird alles gut ".
Ich hielt die Luft an, es war unangenehm ihn so nah neben mir zu wissen.
Den Blick weiterhin gesenkt nickte ich kurz.
Er seufzte leise "Wir sollten ein wenig Schlaf finden, morgen wird ein langer Tag", mit diesen Worten ließ er sich auf die Matratze sinken und schloss die Augen.
Erst als ich sein gleichmäßiges Atmen vernahm, dass erkennen ließ das er eingeschlafen war, konnte ich mich ein wenig entspannen.
So weit es in diesem Bett möglich war, rutschte ich auf die Seite um soviel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen.
An Schlaf war jedoch nicht zu denken, meine Gedanken kreisten immer wieder um seine letzten Worte.
Wie konnte er ernsthaft davon ausgehen dass ich ihm nach all dem hier noch mein Vertrauen schenken könne?
Was hatte er für morgen geplant?
Obwohl ich es nicht für möglich gehalten hatte, wurden meine Augen schwer und nach kurzer Zeit fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
"Frühstück ist fertig"!
Erschrocken fuhr ich nach oben und erblickte einen schief grinsenden Nick, der eine Tüte in der Hand hielt.
Verdammt. Ich war tatsächlich eingeschlafen.
Sauer über mich selbst musterte ich die Tüte in seiner Hand.
"Hunger"? Er wedelte damit herum.
Obwohl mein erster Impuls ein klares Nein als Antwort zu geben ziemlich stark war, rebellierte auch schon wie zur Bestätigung mein Magen. Ja, ich hatte definitiv Hunger, ich konnte mich nicht erinnern wann ich das letzte Mal etwas gegessen hatte.
Das Frühstück war wirklich lecker, er hatte belegte Brötchen gekauft und noch für jeden von uns einen Kaffee mitgebracht.
Nach der Mahlzeit fühlte ich mich schon etwas wohler in meiner Haut, zufrieden lächelte er mich an.
"Möchtest du kurz in das Badezimmer gehen um dich frisch zu machen? Wir haben heute eine lange Autofahrt vor uns".
Verdattert starrte ich ihn an, ich konnte mich nicht erinnern, dass er mir bisher eine Wahl gelassen hatte.
"Was"? Ich hatte ihn wohl einen Moment zu lange angestarrt denn seine Augenbraue zuckte verärgert.
"Nichts" beeilte ich mich schnell zu sagen, ich wollte die lockere Stimmung die gerade herrschte nicht schon wieder zerstören, "ich würde mich gerne kurz erfrischen, dann können wir los".
Ich Spritze mir etwas Wasser ins Gesicht und richtete so gut es ging meine zerzausten Haare. Gegen meine verquollenen Augen die immer noch etwas gerötet waren, konnte ich nichts tun.
Ein paar Minuten später waren wir auch schon auf dem Weg nach unten zu seinem Auto. Kurz davor blieb er noch einmal stehen und lächelte mich leicht an.
"Ich bin froh das du verstehst, dass ich dir nur helfen möchte. So wird es viel angenehmer für uns beide. Wir können eine schöne Zeit haben, weißt du"
Mit einem verkrampftem Lächeln auf den Lippen erwiderte ich etwas stockend: "Das denke ich auch" und stieg in den schwarzen Audi.
Dir mach ich dein Leben noch zur Hölle auf Erden, du Arschloch. Waren meine letzten Gedanken als er den Wagen viel zu schnell auf die angrenzende Straße lenkte.
Die meiste Zeit verbrachten wir schweigend nebeneinander im Wagen, das Wetter hatte sich seit gestern stark gebessert und die Sonne strahlte vor sich hin.
Da es im Auto ziemlich warm geworden war öffnete Nick nach einiger Zeit die Fenster und ich genoß die Kühle Briese die der Fahrtwind mir entgegen blies.
Nach circa drei Stunden hielt Nick an einer kleinen Tankstelle um den Wagen zu füllen und uns einen kleinen Snack zu kaufen.
Während ich auf meinem labrigen Sandwich herum kaute schielte ich immer wieder zu dem Mann neben mir.
"Sag mal", fing ich so unschuldig wie möglich an "wohin fahren wir eigentlich"?
Die Frage brannte mir schon seit einer ganzen Weile auf der Zunge, allerdings wollte ich den richtigen Moment abwarten.
Vor einigen Meilen hatten wir die Schnellstraße verlassen und fuhren seitdem über viele kleine Nebenstraßen, ein oder zwei kleinere Ortschaften hatten wir auch schon durchquert.
"Wir fahren zu einem meiner Sommerhäuser, es liegt sehr schön und hat einen angrenzenden Weiher in dem man schwimmen kann, ich denke es wird dir gefallen".
Er hatte recht, unter normalen Bedingungen war diese Aussicht wirklich verlockend. Ich liebte des Wasser und im Urlaub war ich schon lange nicht mehr gewesen.
Weitere Fragen die ich ihm nur allzu gerne stellen würde, schossen in meinem Kopf. Doch ich musste vorsichtig mit meinen Worten sein, denn das letzte was ich wollte war ihn wieder zu verärgern, also beschränkte ich mich auf eine, meiner Meinung nach, unschuldige letzte Frage.
"Und.. Wie lange werden wir noch fahren"?
Der Himmel würde langsam schon dunkel und die Sonne hatte ihre letzten Kräfte mobilisiert um uns noch ein wenig von ihrer Wärme zu schenken, bevor auch sie dann unterging.
Nick lenkte den Wagen durch eine scharfe linkskurve und fuhr dann auf einem schmalen Waldweg entlang.
Nach ein paar Metern mündete der Weg an einer kleinen Rundfläche die von Bäumen umrahmt war.
"Wir sind angekommen, Liebes".
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Dunkles Verlangen [✔️]
Horror„Ich möchte dir nicht weh tun, doch wenn du mir keine andere Wahl lässt.." Den Rest des Satzes ließ er im Raum stehen.. Ich schluckte schwer und sah ihm direkt in die Augen. „Ich werde niemandem etwas sagen, ich verspreche es." Sein Mundwinkel began...
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