Container

31K 932 191
                                    

Wie gebannt starrte ich auf die Schere in seiner Hand, verfolgte die einzelnen Tropfen die sich quälend langsam ihren Weg nach unten bahnten und deren Weg fast lautlos auf dem hellen Holzboden endete.
In meinem Kopf herrschte das reinste Chaos. Meine Gedanken überschlugen sich regelrecht.
"Was hast du getan"? Erschrocken über meine eigene Stimme, die viel zu schrill und unnatürlich hoch war, zuckte ich zusammen.
Ich versuchte mich selbst zur Ruhe zu zwingen, es gab schließlich immer eine relativ normale Erklärung für so etwas. Auch wenn ich mir in der ersten Sekunde schon die schrecklichsten Horror Szenarien durch den Kopf geschossen sind, war ich ein Mensch der immer an das gute glaubte.

So war ich schon immer, selbst als Kind, als der Junge von nebenan mir die Bratpfanne seine Großmutter über den Schädel gezogen hatte, habe ich ihn danach beschützt. Zwar unter vielen Tränen und mit einer dicken Beule am Hinterkopf, aber ich habe mir selbst und meiner Mutter glaubhaft versichert dass es ein Unfall gewesen sein musste. Was es tatsächlich war kann ich bis heute nicht mit Sicherheit sagen, denn eine Woche nach diesem Vorfall sind wir in eine andere Stadt gezogen.

Als ich jetzt allerdings in die kalten ausdrucklosen Augen, des Mannes vor mir blickte, war ich mir ziemlich sicher, dass meine gutglaubigkeit ziemlich ins wanken geraten würde.
Leiser als beim ersten mal wiederholte ich meine Worte:"Was hast du getan"?
Ein ungläubiger Ausdruck breitete sich auf seinen Zügen aus und ironisch erwiderte er:" Was denkst du denn"?

Wenn das seine kranke Art von Kommunikation war, hatte ich absolut kein Bedürfnis nach mehr.
"Wo ist die Barbie, du krankes Arschloch"?
Ohne weiter darüber nachzudenken was ich eigentlich sagen wollte platzen diese Worte auch schon aus mir heraus.
Ich ging einige Schritte auf ihn zu und stieß ihn unsanft an die Schulter. "Ich wiederhole mich wirklich ungern, Caine. Also sag mir, was hast du getan"?!
Ich hatte mich mittlerweile fast schon in Rage geredet, die Heckenschere, die er immer noch in seiner Hand hielt ignorierte ich.
Da stand dieser arrogante Drecksack direkt vor mir und lächelte mich schwach an. Als wäre meine Frage das lustigste dass er seit Jahren gehört hätte. Obwohl er ungefähr einen Kopf größer war als ich selbst holte ich mit der Hand aus und verpasste ihm eine Ohrfeige die sich gewaschen hatte.
Seine einzige Reaktion darauf war seine rechte Augenbraue etwas anzuheben und mich weiterhin zu Mustern.
Diese Reaktion machte mich noch wütender als ich es ohnehin schon war und so holte ich ein weiteres Mal aus um ihm die nächste Ohrfeige zu geben, doch gerade als ich Schwung geholt hatte packte er meine Hand und blickte grimmig zu mir herunter.

"Einmal war schon einmal zu viel, Liebes" ruhig, fast schon zu ruhig sprach er diese Worte aus.
"Dann beantworte meine Frage" giftig erwiderte Ich das Blickduell, fest entschlossen diesmal nicht nachzugeben.
"Ich hatte das Gefühl du mochtest meine blonde Rezeptionistin nicht sonderlich"
"Also hast du sie entlassen oder wie soll ich das verstehen"?
"So ähnlich"
Eine Gänse Haut überzog meinen Körper. Das schlechte Gefühl dass ich von Anfang an hatte verstärkte sich, aber ich brauchte die Gewissheit, ich musste wissen was er getan hatte, auch wenn es nur war um den letzten Zweifel den ich hinsichtlich dieser ganzen Situation hatte, zu beseitigen.
"Wo ist sie" ein leises Flüstern, mein Mund war trocken. Ich wollte nicht hören was er antworten würde, doch ich musste es.
Sein Lächeln wurde breiter und seine Augen funkelten Vergnügt.
"Ich hab sie entsorgt meine schöne. Die Müllcontainer hinter dem Gebäude hatten noch viel Platz."
Genau behielt er mich im Blick, ich wusste schon vor seinen Worten, egal wie diese ausfallen würden, dass ihm meine Reaktion wichtig war.
Trotzdem konnte ich es mir nicht verkneifen tief Luft zu holen und taumelte leicht nach hinten.
Ich hatte gewusst das er etwas schreckliches getan haben musste, ich war mir auch im klaren darüber, was für eine Art Mann da vor mir stand. Jemand der ohne mit der Wimper zu zucken einem anderen die Kehle durchschnitt, jemand dem es egal war ob er anderen Menschen weh tat, sie entführte oder einsperrte. Nur sein Motiv war es, dass ich absolut nicht verstehen konnte.

"Warum"? Meine Stimme war dünn und drohte zu versagen, doch ich musste mir einfach Klarheit verschaffen.
Schulterzuckend überbrückte er die letzten centimeter die uns trennten. Die Schritte die ich zurückgegangen war, endeten Aprupt denn ich konnte den Tresen in meinem Rücken spüren.
"Du mochtest sie nicht", nur das, keine weitere Erklärung. Als wäre es das normalste der Welt, Menschen umzubringen nur weil man sie nicht mag. Würde ich nach diesem Prinzip vorgehen, wäre die Weltbevölkerung schon extrem geschrumpft.

"Bist du völlig übergeschnappt" ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und spie im diese Worte gerelrecht entgegen, "wie armselig muss dein Leben eigentlich sein, um so eine verbohrte und kleingeistige Sicht auf Dinge zu haben wie du sie hast. Du bist krank"!

Seine Miene verfinsterte sich mit jedem meiner Worte mehr, seine Augen waren dunkel und das Lächeln auf seinem Gesicht war wie weggeblasen. Langsam und mit bedacht sprach er seine nächsten Worte:"Und du, bist ein kleines naives Ding, dass überfordert mit sich selbst ist", seine große Hand packt mich und drückt mich unsanft mit dem Rücken auf die Anrichte hinter mir, sein Mund nur ganz knapp neben meinem Ohr flüstert er :"Unser kleines Katz und Maus Spiel hat mir wirklich kurzzeitig Freude bereitet. Aber jetzt wird es Zeit dir klar zu machen, wer von uns beiden bestimmt wie es weitergeht".

Mein verzweifeltes Schreien stieß auf Taube Ohren, während ich wie ein Sack Müll von ihm die Treppe hinaufgezogen wurde.
Mit einer Hand schloß er die Tür auf und stieß mich kurz darauf auf das Bett im Zimmer. Verängstigt kauerte ich mich in der hintersten Ecke zusammen und schlang meine Arme um meinem Körper.
Aus dem Augenwinkel erkannte ich wie Nick aufgebracht in dem kleinen Zimmer auf und ab ging und sich dabei immer wieder durch seine Haare fuhr.
"Scheiße" er donnerte seine Faust gegen die Wand, was mich erneut zusammenzucken ließ. Tränen, die sich nicht zurückhalten ließen, liefen über meine Wangen.
Als er sich mir wieder zuwand war sein Blick klarer, ein Hauch von bedauern spiegelte sich darin. "Ich will dir doch nicht weh tun. Ich möchte dich beschützen, warum willst du das denn nicht verstehen" er schloss einen Moment seine Augen, als er sie wieder öffnete und er weiter sprach, konnte man den Schmerz der sich in seiner Stimme befand nicht leugnen. "Warum machst du es mir nur so schwer"?












Dunkles Verlangen [✔️] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt