Kapitel 7

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Jake saß alleine draußen, wo Milo ihn vor kurzem zurückgelassen hatte, weil er sich, jetzt da es ihm besser ging, wirklich dringend hatte duschen wollen. Seinetwegen hätte er das nicht tun müssen, aber er hatte darauf bestanden.

Als er aufsah, sah er gerade noch eine rote Haarmähne hinter einem Türrahmen verschwinden.

„Katrina?"

Sie kam hinter dem Rahmen hervor, ihr Gesicht fast so rot wie ihre Haare, was ihr gar nicht ähnlich sah.

„Jake! Wow, so eine Überraschung!

Er hob eine Augenbraue und ihr wurde klar dass er wusste, dass sie nicht zufällig dort war.

„Ich wollte nur wissen wie das Gespräch mit dem kleinen Arschloch lief..."

„Nenn ihn nicht so! Er ist im Grunde echt nett..."

Sie sah ihn skeptisch an, widersprach aber nicht, sondern setzte sich neben ihn.

„Wie läuft es mit dem Training?" Es interessierte ihn nicht besonders, vor allem weil seine eigene Kraft sich immer noch nicht gezeigt hatte, doch er fragte trotzdem um sie vom Thema Milo abzulenken, das ihn so unsicher machte.

„Wirklich gut!" Sie nahm ein Feuerzeug heraus, zündete es an und fing an ihm verschiedene Tricks vorzuführen. Einmal flog der Feuerstrahl so nah an seinem Gesicht entlang, dass er tatsächlich nach seinen Augenbrauen tastete um zu prüfen, ob sie noch da waren.

Jake tat so als würde er sich riesig für sie freuen, was auch nicht komplett gespielt war. Er freute sich wirklich für sie, ihn verließ nur langsam die Hoffnung, dass er überhaupt irgendetwas konnte.

Sie ließ den Strahl auf die Erde prallen, woraufhin er sofort erlosch.

„Und, worüber habt ihr so geredet?"
„Nicht so wichtig."

Sie nickte, obwohl es sie ein bisschen traurig machte, dass er sie in so banale Dinge nicht einbinden wollte. Sie wollte am liebsten ihr gesamtes Leben mit ihm teilen und es war unverständlich für sie wie es ihm da anders gehen konnte.

Sie spielte gedankenverloren mit einer Strähne ihres langen Haares rum und ertappte sich dabei, wie sie versuchte das möglichst süß aussehend zu machen.

Sie war nie gut in solchen Dingen gewesen, obwohl sie glaubte, dass Jake auch nicht unbedingt abgeneigt war. Sie war immer eher mit Jungen befreundet gewesen, während ihre Freundinnen sich unter lautem Gekicher an sie ran gemacht hatten. Sie hatte nie viel Interesse an einem gleichaltrigen gezeigt. Jake hatte das geändert.

Plötzlich unterbrach er die Stille und ihre Gedanken mit einer unglaublichen Frage.

„Wie läuft's eigentlich bei dir und Jessie?"

Sie sah aufgeregt auf. Wollte er sichergehen, dass sie nicht auf Jessie stand um sich nicht zu blamieren, wenn er ihr sagte was er für sie empfand? Oder dachte er wirklich sie würde auf Jessie stehen?! Und wenn das der Fall war, war er traurig darüber? Oder war es ihm egal.

„Ich stehe nicht auf Jessie. Ich meine er ist nett und so, aber nicht so.", sie lachte etwas nervös.

„Echt? Ich dachte ihr hättet irgendwas zusammen..."

„Oh Gott nee..."

War das Erleichterung in seinem Blick? Oder war es ihm egal?

„Und du?" fragte sie neckisch und lachte.

„Was?"

„Stehst du auf ihn?" Sie zwinkerte ihm lachend zu.

Er wurde ganz leicht rot und schüttelte dann lachend den Kopf.

Sie lachten gemeinsam, und Katrinas Zweifel verschwanden. Er musste dieses warme Gefühl doch auch spüren, das sie jetzt erfüllte, da sie ihre Stimmen vereint lachen hörte.

Sie musste immer mehr lachen, auch wenn die Situation nicht besonders lustig gewesen war. Sie drehte sich lachend zu Jake und legte ihre Stirn auf seine Schulter.

Als sie sich endlich ausgekichert hatte, sah sie auf.

Sein Gesicht war ihrem ganz nah. Sie erkannte jede einzelne Wimper um seine schönen, grauen Augen in denen sie sich in den letzten Tagen immer öfter verloren hatte. Genau das passierte auch jetzt. Nur dass sie seine Augen noch nie von so nah gesehen hatte. Sie sahen sich, immer noch außer Atem vom Lachen für mehrere Momente tief in die Augen.

Das war doch genau der richtige Moment, oder?

Sie lehnte sich näher zu ihm, sodass sie seinen Atem auf ihrer Wange spüren konnte. Er wirkte aufgeregt und sie hatte auch Gänsehaut.

Ihre Lippen wurden nun nur noch von einem Millimeter Luft getrennt.

„Was- Was machst du?"

Er klang ehrlich verwirrt. Sie hatte sich getäuscht, die Zeichen falsch gedeutet.

„Du- Du hast da was am Auge..."

Es war schwer das Zittern aus ihrer Stimme zu verbannen, doch Jake hatte offensichtlich überhaupt keine Ahnung, was gerade eben fast passiert war.

„Oh... Machst du's weg?"

Sie nickte, und tat so als würde sie etwas aus seinem Augenwinkel wischen, wobei ihr Tränen ins Auge schossen.

Sie wollte nicht, dass er sie so sah, also drehte sie sich weg und stand auf.

„Ich- Ich geh Jessie suchen."

„Bist du dir sicher, dass da nichts läuft?"

Er lachte über seinen Witz, doch sie fühlte sich, als hätte er ihr soeben in den Bauch geschlagen. Mit einem Presslufthammer. Wie konnte er so dumm sein?! Wie hatte er nicht mitbekommen können, was sie für ihn fühlte?!

Sie konnte die Tränen längst nicht mehr zurückhalten, als sie in den Schlafsaal kam, in dem Jessie alleine auf dem Boden lag.

„Kat? Kat! Was ist passiert?!"

Sie schüttelte den Kopf und fiel in seine ausgestreckten Arme.

Er fühlte sich zwar unwohl, so nah bei ihr und ihm wurde jetzt auch bewusst wie sehr er stinken musste, aber er spürte dass sie ihn gerade brauchte und er würde alles für sie tun.

„Also. Was ist passiert?"

Unter herzzerreißenden Schluchzern erklärte sie ihm was passiert war. Schließlich beendete sie die Erzählung mit dem Satz: „Und er hat mich tatsächlich gefragt, ob denn wirklich nichts zwischen uns ist! So ein Arschloch! Wie kann er das denken?! Ist es denn nicht offensichtlich, dass ich ihn mag?! Jeder hier weiß das! Jeder außer ihm..."

„Wie konnte er das nur denken...?", antwortete Jessie, während er ihr über den Rücken strich, und auch in seinen Augen bildeten sich nun Tränen: „Wie abwegig..."

Katrina hatte ihm offensichtlich nicht zugehört.

„Was macht denn deine Heil-Power für einen Sinn, wenn sie nicht mal gebrochene Herzen heilen kann?"

„Das weiß ich leider auch nicht..."

Er sah traurig ins Leere.

„Du bist ein wirklich guter Freund, Jessie. Ich meins wirklich so."

Die sollte noch ein Wort darüber verlieren, wie dumm Jake war, weil er nicht gemerkt hatte, dass sie ihn mochte. Aber wenn er sich damit abfinden konnte, musste sie das auch. Er strich ihr weiter über den Rücken, bis sie schließlich schlief. Er legte sie in ihr Bett und legte sich daneben, wobei er ihr stundenlang mit Tränenden Augen nur beim Schlafen zusah, Bis er schließlich auch selbst einschlief.

Projekt "Neue Welt"Where stories live. Discover now