Kapitel 3

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Sie hatten nun schon zwei Nächte bei Hawk verbracht, und nachdem sie niemand im Schlaf erwürgt hatte und es ihnen allen sehr gut ging, waren auch Jakes Bedenken verflogen.

Das Leben bei Hawk schien sogar relativ normal zu sein. Sie schliefen in ihren Krankenzimmern und aßen jeden Tag in vollkommener Stille. Das war die einzige Zeit am Tag in der sie sich alle sahen.

In ihrer Freizeit waren sie alle über das ganze Quartier verteilt.

Mittlerweile hatten sie sich in zwei große Gruppen aufgeteilt.

In der einen waren natürlich Jessie, Katrina und Jake selbst. Außerdem hatte sich das Mädchen mit der verlaufenen Schminke zu ihnen gesellt. Sie hieß Lianne und war trotz ihrem eingebildeten Auftreten sehr nett. Sie und Jessie kamen besonders gut aus.

Jake hatte nicht so engen Kontakt mit ihr, aber dafür hatte sich zwischen Katrina, Jessie und ihm eine tiefe Freundschaft aufgebaut.

Es war verrückt, es war als hätte er die zwei schon sein ganzes Leben lang gekannt. Sie waren fast wie Geschwister. Ungleich. Verschieden. Aber trotzdem hielten sie zusammen.

In der anderen Gruppe war das Pärchen, das nicht aufhören konnte sich an den Händen zu packen (Sie hießen Lucy und Jonas), und das dunkle Mädchen, das sich bei ihrem ersten Frühstück ungefragt als Casey vorgestellt hatte. Sie hatte die Augenbinde mittlerweile wieder abgenommen, aber auch wenn Jake nicht mit ihr über das verletzte Auge geredet hatte, war er sich ziemlich sicher dass es erblindet war.

Der einzige der sich mit niemandem abgab und der nach jedem Essen alleine in dem Gebäude verschwand, war der schwarz angezogene Junge mit den dunkelbraunen Haaren. Er hatte sich nie dazu herabgelassen den anderen seinen Namen zu verraten, deshalb waren alle sehr verwirrt gewesen, als Stacy an ihrem zweiten Abendessen nach einem Milo gefragt hatte, bis der Junge sich erhoben und wortlos mit ihr mitgegangen war.

Es war jetzt schon ihr dritter Tag in Hawk. Jake, Jessie, Lianne und Katrina saßen wieder einmal in ihrer Ecke und diskutierten gerade darüber ob sie nun auf die anderen zugehen sollten oder nicht. Das war ihr am meisten diskutiertes Thema. Jessie und Jake selbst, waren der Meinung, dass sie dringend Kontakt mit den anderen knüpfen sollten, dass sie zusammenhalten mussten. Katrina jedoch, meinte beharrlich, dass die anderen nicht wie sie waren, dass sie ihnen noch nicht vertrauen konnten. Lianne hielt sich heraus. Wie fast immer, wie Jake auffiel. Sie hatte eine dominante, herrschaftliche Ausstrahlung, das typische verzogene Millionärskind, denn das war sie, wie sie ihnen erzählt hatte. Allerdings war sie überhaupt nicht so. Jake hatte sich Sorgen gemacht, wie sie sich mit Katrina verstehen würde, die sehr gerne Recht hatte, aber er hatte sich, wie sich herausstellte, umsonst Sorgen gemacht. Lianne war zurückhaltend, unsicher und er hatte das Gefühl, dass sie es nicht wirklich gewohnt war, dass Leute ihre Meinung respektierten. Er war froh, dass Jessie sich ihr so nett zugewandt hatte. Die Beiden waren mittlerweile auch ganz gut befreundet, sofern das n zwei Tagen möglich war. Jake war so vertieft in seine Gedanken, dass er nicht gemerkt hatte, wie sich ihnen jemand genähert hatte. So schreckte er tatsächlich hoch, als er neben sich ein räuspern hörte. Es war das dunkle Mädchen mit dem verletzten Auge, Casey.

„Wir wollen mit euch reden.", Verkündete sie feierlich, als ob die vier seit Wochen gespannt auf ihr Urteil gewartet hätten.

Jake nickte nur und Jessie war schon aufgestanden und half nun den beiden Mädchen auf.

Katrina klopfte sich umständlich Dreck von ihrer Hose und lief dann hinter Casey her, gefolgt von den anderen.

Jake hatte sich nie darum gekümmert wo die anderen sich aufhielten, aber jetzt wo Casey sie gefühlt durch das gesamte Gebäude führte, interessierte es ihn doch.

Projekt "Neue Welt"Where stories live. Discover now