Kapitel 12

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Jayden

Langsam schlichen wir uns in der Dunkelheit zum Tor, vorsichtig darauf bedacht, keine Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Am Torhäuschen brannte ein Licht und ich erkannte Nairis Silhouette. Sie öffnete die Tür, die neben dem Tor war und wir traten eilig auf sie zu.

„Ich brauche euch nicht alle, wir befreien nur Alec. Hier sind zu viele Observer und sogar 2 Militärführer. Sie sagen sie haben die Wachen erhöht, da schon zwei Leute ausgebrochen sind... Also... ich schaff das alleine mit Alec."

Ich schüttelte energisch den Kopf und packte ihren Arm, als sie einen Schritt zurück tat.

„Das wirst du nicht.", sagte ich nur und sah ihr fest in die Augen.

„Nein, es ist zu gefährlich für euch."

„Ach und für dich nicht? Hör mir zu, wenn du schon nicht willst, dass die anderen mitkommen, dann lass wenigstens mich mit! Jemand muss dich ja beschützen."

Ich sah wie ihr Widerstand bröckelte und trat schließlich zu ihr, dann drehte ich mich um: „Ist das in Ordnung für euch? Wenn wir zu zweit gehen?"

Ich bemerkte, dass Senna etwas sagen wollte, jedoch warf Jake ihr einen Blick zu und sie schwieg. Gut, wenigstens um die vier musste ich mir keine Sorgen machen. Zum Glück hatte ich die Observermontur an, so dass ich nicht auffallen würde. Nairi schloss die Tür hinter sich und wir liefen zurück zum Hautgebäude.

„Habt ihr keinen Wachmann hier?"

„Eigentlich schon.. aber der Observer war schon den ganzen Abend nicht da."

Ich nickte nur und konzentrierte mich darauf möglichst so zu laufen, wie es die Diener de Stranger immer taten. Wir blieben beide still, merkwürdig still, aber schließlich waren wir hier im Gebiet des Feindes. Ich war angespannt und äußerst beunruhigt, dass meine Maskerade auffallen würde. Zu meinem Leidwesen bemerkte ich, wie meine Hände leicht zitterten und ballte sie zu einer Faust. Nairi schaute kurz darauf und hob dann wieder ihren Blick. Sie hatte sich schon in ihre Rolle versetzt, man sah die Änderung sofort. Ihre Augen waren kalt und emotionslos geworden, ihr Mund war leicht verzogen und ihre Schritte waren in ein kontrolliertes Laufen übergegangen. Ich musste an mir halten, um sich nicht zu fragen, ob das eigentlich ihr wirkliches Ich war, schließlich sollte ich ihr ja vertrauen. Zum Glück begegneten wir bis jetzt noch niemanden und waren endlich vor Alecs Tür angekommen. Sie warf mir noch einen Blick zu und pochte dann an die Tür. Nichts geschah, der Gang blieb still. Schließlich seufzte Nairi leicht und öffnete dann geschickt den Eingang zu Alecs Zimmer. Drinnen herrschte vollkommene Dunkelheit, bis Nairi selbstsicher das Licht einschaltete und wir uns zum Schlafzimmer begaben. Aufrecht saß mein Freund im Bett und grinste uns dann an: „Ich war mir nich' sicher, ob's ihr wart, drum hab ich net aufgemacht. Hab dann deine Schritte erkannt..." Den letzten Teil fügte er wegen mir zu und ich nickte.

„Bist du bereit? Wir hauen hier ab, zu viele Leute vom Militär. Den Rest müsste dir über unsere Kommunikation eigentlich schon bekannt sein?", meinte ich und Alec sprang auf. Er war komplett in schwarz gekleidet und holte eine Sporttasche, worin sich vermutlich seine Anziehsachen befanden.

Auf dem Gang nahmen wir ihn zwischen uns in die Mitte, doch es blieb still. Irgendwas war hier falsch, es war zu ruhig. Meine Nervösität nahm wieder zu und wackelte mit meinen Fingern. Alec schaute mich scharf an und ich atmete einmal tief durch. Hier war etwas im Gange, das wussten die anderen genauso gut wie ich. Und ich wartete nur noch darauf, dass ein Angriff kam, lauschte auf Schritte und vernahm schließlich auch welche. Nairi schüttelte stumm den Kopf, als ich schneller gehen wollte und wir veränderten unser Tempo kaum. Ein blonder Stranger kam auf uns zu und lächelte Nairi an. Als ich sah, wie sie sein Grinsen erwiderte, brodelte es in mir. Erstens war das eine Mission von großer Bedeutung, da sollte sie nicht so abgelenkt sein, sondern ihn eher abwimmeln und zweitens, hatte sie bereits einen festen Freund, nämlich mich. Gut, vielleicht übertrieb ich hier, immerhin ist es nur Lachen, jedoch bemerkte ich sehr wohl, dass ihre Augen dabei vergnügt funkelten und sie ihn sanft ansah. Aber ich durfte mich ja nicht zu Erkennen geben. Völlig unvorbereitet trat Nairi auf ihn zu und küsste ihn. Dabei stieß sie ihm eine Spritze in den Nacken, die sie keine Ahnung woher hatte und er sackte zusammen.

Unter den SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt