Siebtes Kapitel

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Jayden

Nairi nahm meine Hand und führte mich durch unbekannte Gänge. Dann waren wir in ihrem Zimmer und schließlich draußen. Ich konnte es kaum fassen. Seit Monaten war ich nicht mehr an der frischen Luft gewesen. Tief sog ich die Nachtluft ein und setzte mich dann mit Nairi zu Boden. Das dunkelgrüne Gras war weich und angenehm. Ich ließ mich zurückfallen und sah zum Himmel hinauf. Es war Vollmond. Die Sterne funkelten hell und strahlend. Alles wirkte so viel farbenfroher, seit ich mit Nairi zusammen war. Und unter den Sternen zu liegen, mit Nairi neben mir, das war einfach wunderbar.

Gemeinsam genossen wir die Gesellschaft des jeweils anderen und sagten erst einmal nichts. Das war unser Moment, unser alleine. Ruhe erfüllte mich und ich schloss die Augen. Meine Hand suchte automatisch die von Nairi, die sie schließlich umfasste.

„Wir werden hier sicher nicht beobachtet?“, flüsterte ich leise.

„Nein, niemand kommt jemals hier her. Die Stranger, die hier leben, mögen die Natur nicht so. Sie sind nicht so fasziniert davon, wie ich. Vor allem nicht von der Nacht. Es wird keiner kommen, sei unbesorgt.“, wisperte sie.

Meine Augen suchten ihre und ich lächelte. Ein ehrliches Lächeln, seit langer Zeit. Es fühlte sich schon beinahe ungewohnt an, aber eines wusste ich. Es war dabei alles gut zu werden. Ich fühlte Liebe, es gab einen Widerstand. Vielleicht bestand sogar Hoffnung, dass wir gewinnen würden, dass wir siegten. Aber wer wusste das schon?

Mit einem Seufzen kehrten mit diesem Gedanken auch meine Restlichen zurück.

„Und, hast du was rausgefunden?“, fragte ich Nairi also.

Sie schüttelte den Kopf und meinte: „Es gibt überhaupt keine Infos zu einem neuen Target in einem Frauenlager...“

„Hm...“, murmelte ich und sie schaute mich kurz an, blickte dann zu Boden.

„Was ist?“, fragte ich und rutschte näher neben sie. Nairi legte ihren Kopf an meine Schulter und seufzte, dann erzählte sie mir von ihrer Sorge: „Du hast gesagt, sie werden mich schon aufnehmen, also der Widerstand, aber ich habe Angst. Was, wenn wir vorher schon geschnappt werden? Wenn unsere Flucht nicht klappt? Wie viele nehmen wir überhaupt mit? Wie können wir uns verteidigen? Es gibt so viel zu überdenken und wenn wir was übersehen, sind wir womöglich dem Tode geweiht.“
Ich sah Tränen in ihren Augen glitzern und umarmte sie, dann nahm ich ihr Gesicht zwischen meine Hände und blicke ihr fest in die Augen: „Hör mir zu. Wir schaffen das, wir werden nichts übersehen und unsere Flucht wird klappen, bei anderen hat sie ja auch funktioniert und Alec kennt sich aus. Zu viele wäre zu auffällig... Alec hat mir heute nach dem Mittagessen erzählt, dass nur wir beide und mein anderer Freund hier fliehen sollen. Er bleibt hier, um anderen vom Widerstand zu erzählen.“

„Und woher wollen wir wissen, dass die Widerständler uns aufnehmen?“

„Alec gibt uns etwas, damit sie uns glauben werden. Und weißt du was? Selbst wenn sie uns kriegen, ich würde lieber sterben, als hier mein Leben zu verbringen!“

Sie nickte zögerlich und flüsterte: „Naja... bis jetzt wärst du hier sicher, erst wenn du ‚fertig’ bist, kämst du hier weg und dann...“

Unter den SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt