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Er folgte seiner Begleitung durch ein paar Gassen zwischen Häusern, kletterte mit ihr eine alte Steinmauer hoch und schwang sich direkt hinter ihr in ein offenes Fenster. Es war nicht offen, weil es offen stand, sondern weil die Scheiben fehlten. Die beiden landeten auf einem kleinen Holzvorsprung von dem die Fremde keine zwei Sekunden später wieder herunter sprang und damit die Aufmerksamkeit all' derer auf sich zog, die in dem großen Raum waren.

Überall hingen Hängematten und Tücher herum. Waffen und Munition lagen in der einen Ecke, Musik kam aus einem anderen Zimmer herein. Der Putz blätterte von den Wänden.

Ben zersauste sich noch einmal kurz die Haare und beschmutzte mit seinen dreckigen Fingern sein verhältnismäßig sauberes Gesicht.

"Young Lady Nel!", hörte er plötzlich eine laute Männerstimme sagen, "da is' ja mein kleines Mäuschen!" Er sah wie jemand mit offenen Armen auf seine Begleiterin zu ging. Der Typ trug eine schwarze zerlöcherte Hose, schwarze Schuhe, ein schwarzes offenes Hemd, was seine Muskeln präsentierte und hatte zurückgekämmte Haare. Ohne Zweifel, das war der Anführer der Shadows. Ben beobachtete die Beiden von seiner Position aus. Der Typ nahm sie grob in den Arm, drückte sie an sich und küsste sie. Es sah aus als würde sie unter dem Druck, der auf sie ausgeübt wurde, gleich zerbrechen. Sie verzog das Gesicht und schob ihn von sich weg: "Du hast schon wieder gekifft...", sagte sie genervt. "Aber Mäuschen...", er versuchte sie zu besänftigen, als sein Blick auf Ben fiel. Sein Gesichtsausdruck änderte sich komplett. Finsteren Blickes sah er zu Ben herauf und ohne seinen Blick von ihm abzuwenden sagte er zu seiner Freundin: "Und du warst mit 'nem Kerl zusamm'n unterwegs." Sie sah ebenfalls zu Ben hoch und nickte.

Laut verkündete sie mit ihrem nächsten Atemzug: "Das ist Ben!" Verwirrte Blicke trafen sich, während sie fortfuhr: "Ben ist Ausgestoßener. Hab ihn im Revier der Pirates gefunden. Der Kerl hat seit 8 Tagen nichts zwischen die Zähne bekommen und braucht dringend mal 'n Bier. Willkommen Ben!", leicht lächelnd nickte sie ihm zu und er sprang von der kleinen Plattform nach unten zu den anderen. Während er von etlichen Leuten umgeben wurde, die ihn näher kennenlernen wollten, hatte er nur Augen für seine Begleiterin. Für Nel. Er beobachtete sie und ihren Freund. Grob packte der Typ sie am Oberarm und zog sie beiseite. Nach einem kurzen Streitgespräch verschwand sie in einem anderen Raum und Ben war auf sich allein gestellt. Tausende Fragen prasselten von allen Seiten auf ihn ein und nur mühsam schaffte er es sich aus der Affäre zu ziehen und Nel zu folgen.

Er fand sie in einem Raum, der wohl die Küche sein sollte. Ein alter Herd stand neben einem klapprigen Kühlschrank und daneben stapelten sich Kistenweise Bierflaschen und -dosen genauso wie Essbares. "Hier bist du", sagte er trocken und betrat den Raum. "Ja... hier bin ich...", sie sah ihn nicht an. "Sag mal, warum musste ich meinen Namen ändern?", fragte er direkt heraus. Sie lachte auf und sah ihn an: "Von all' den Fragen, die du wahrscheinlich gerade hast, fragst du die?!... Das macht man so. Man ändert seinen Namen, weil hier außerhalb ein neues Leben beginnt." Sie griff in eine der Kisten und warf ihm einen Apfel zu. "Mach einfach nichts dummes und du kannst hier bleiben...", fügte sie hinzu und wollte gehen, doch ihr Freund kam ihr entgegen und hinderte sie daran. Er blieb im Türrahmen stehen. "Du meinst nich' so wie du gerade, Mäuschen?!", er schaute sie finster an. "Ich wollte nur die Pirates daran hindern ihn aufzunehmen. Du wolltest doch ihren Zuwachs verkleinern!", verteidigte sie sich und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Während Ben dem Gespräch folgte, fiel sein Blick wieder auf das Bandana und ihm wurde klar, dass es tatsächlich blutig und nicht rot war.

"Aber es is' meine Entscheidung, wen wir aufnehmen!", entgegnete der Typ aggressiv.

"Verdammt nochmal, Dan! Er ist ein alter Freund von mir!"

Resistance - Wir kämpfen um unser Leben.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt