wie JV oben am gipfelkreuz steht, nachdem wir es durch die schnee- und geröllfelder geschafft haben; noch nach atem ringend klatschen wir uns ab und machen beweisfotos für die anderen. hinunter rennen wir fast, unterhalten uns, essen kaiserschmarrn in der hütte, in der die anderen die ganze zeit großer dalmuti gespielt haben.
wir kommen fünf minuten vor der chorprobe wieder im schloss an, springen drei minuten vorher unter die dusche und sind dann nur vier minuten zu spät im probenraum.
wir singen bei offenen fenstern, die vögel zwitschern irrsinnig laut und wenn ich mich umdrehen würde, könnte ich die schneebedeckten berge sehen und die apfelbaumplantagen im tal, und dazwischen verstreut einzelne häuser.
wir nutzen die architektur, unser chorleiter lehnt sich aus dem fenster und wir singen den doppelchörigen gabrieli auf zwei balkone verteilt.
nach dem abendessen bricht das wetter, das seit sonntag gehalten hat, und wir schließen die fenster; das tal ist nun regenwolkenverhangen.
als wir später in der bar sitzen, spüre ich das kopfweh und den sonnenbrand in kniekehlen und augen, aber das ist egal, denn heute ist der letzte abend hier im schloss mit allen. die am nachbartisch erzählen stimmgruppen- und orchester- und schlechte wortwitze und ich bin dankbar für diesen chor, diese menschen, die schon bei "wie viele intelligente tenöre" einen lachflash bekommen.
wir sitzen zu dritt an dem kleinen vierer-nischentisch und spielen bis nachts um zwölf.
und am nächsten morgen, als schon fast alle weg sind außer uns, setzen wir uns in den flur auf's gepäck und spielen weiter.
wir fahren weiter, richtung meran, eissorten schmecken anders, wenn sie auf italienisch benannt sind, und als wir ankommen, begrüßt uns die ferienhausmutter wie alte bekannte.
später sitzen wir zu fünft auf dem balkon, der himmel ist strahlend blau und plötzlich beginnt es zu hageln und ich weiß nicht mehr warum, aber wir lachen.
die darauffolgenden tage werden begleitet von bach, mendelssohn, britten und gabrieli, gesummt und gesungen beim spielen, essen, wandern und duschen. nachdem MM ein bett mit leukoplast repariert, eskaliert ein streit, von dessen ausmaß wir noch nicht wissen, als wir mit dem bus über die serpentinen runter ins dorf fahren; wir streifen durch den supermarkt und lachen über die produkte. verlassen den laden mit den händen und einem wanderrucksack voll essen (zum glück keine großfamilie) und fallen so in ein restaurant ein, das vorletztes jahr noch eine pizzeria war.
MM hat vorher noch vom gipfel aus zehn plätze reserviert, als die anderen nachkommen, sind wir doch nur zu neunt, weil RV sich in ihr zimmer eingeschlossen hat, die stimmung sinkt wieder; JV bestellt ein bier, obwohl er einen wein wollte, VU liest jane austen und klinkt sich aus den stockenden gesprächen aus.
wir blicken nach oben, während die bestellungen kommen, es ist warm, aber der himmel ist grau und hinten regnet es schon, JM bestellt einen nachschub mayonnaise und GM verfolgt die gewitterfront auf seinem handy und sie machen noch scherze, dass mama die wolken teilen soll wie mose einst das meer.
und plötzlich zeigt GM sein handy rum, die wolken haben sich direkt vor meran geteilt und ziehen jetzt an beiden seiten an uns vorbei - wir lachen ungläubig und bleiben draußen sitzen und langsam steigt die stimmung wieder.
später an diesem abend stehen wir voll leichtigkeit mit ein paar anderen jugendlichen an der bushaltestelle und ich kann nicht glauben, dass das hier ihr alltag ist, dass sie inmitten der berge leben so wie wir im ländle.
der bus schlängelt sich wieder über die serpentinen und unten offenbart sich ein meer aus lichtern, in linien und kreisen und einzeln leuchtend.
es ist mittsommernacht, denke ich, als JV und ich abends noch im esszimmer sitzen und spielen; mittsommer und doch stockdunkel da draußen.ich will nicht mehr über dich schreiben, JV, das wird mir klar. aber manche erinnerungen sind so schön und voll und farbig, dass ich sie konservieren muss, bevor sie verblassen, eine davon ist, wie wir zurückfahren, wir: meine kleine drei-mädels-familie, wie du sie nennst, du und VU.
die zugspitze zieht vorbei und du nennst autonamen, VU hört prinz porno und ich strecke meine beine über die mittelkonsole nach vorne.
du legst herbert grönemeyer ein, "tumult", und singst das "der tag ist alles außer gewöhnlich" noch bevor die cd startet. und ja, genau so ist es, und mein herz schwappt über, alles ist leicht und weit. sekundenglück.wir bringen VU zum bahnhof und du lässt ihren koffer im aufzug hochfahren und sprintest selbst die treppen hoch, dann stehst du da in dem alten clueso-t-shirt, vor dem abendhimmel.
zum abschied umarmen wir uns alle.
das ist kein ende.