𝓛𝓸𝓼𝓽 𝔀𝓲𝓽𝓱𝓸𝓾𝓽 𝔂𝓸𝓾 •°{𝓜𝓪𝓵𝓮𝓬}°•

03

"So zu tun, als ob es nicht weh tut, tut am meisten weh."

Es war lange her, dass der Hexenmeister so schlecht geschlafen hatte.
Wobei er das auch nicht unbedingt als Schlaf bezeichnen konnte. Vielmehr war er damit beschäftigt gewesen, im Bett zu liegen und die Decke anzustarren.

Und umso müder war er nun.
Mit einer großen Tasse Kaffee saß Magnus in seinem Morgenmantel auf dem Balkon und starrte Löcher in die Luft. Er wusste einfach nichts mit sich anzufangen.

Sein Plan für den Tag war zwar gewesen, in das Institut zu gehen, um mit Clary, Isabelle und Jace zu reden. Aber irgendwie konnte er keine Motivation dazu aufbringen.

Stattdessen verbrachte er seine Zeit lieber mit nachdenken.

Er hatte tatsächlich auch erneut mit dem Gedanken gekämpft, sich seine Erinnerungen an Alec nehmen zu lassen. Aber noch brachte er es einfach nicht übers Herz.

In der Zwischenzeit waren Clary und Isabelle aufgebrochen, um Magnus zu besuchen. Eigentlich wollte Jace ursprünglich auch mitkommen, aber er hatte seine Pläne etwas geändert und wollte erst einmal in Ruhe mit seinem Parabatai reden.

Als Magnus sich dann doch dazu aufraffen konnte, das Institut zu besuchen, klopfte es.
Etwas irritiert schloss er das Portal wieder und ging zur Tür.
Sie war gerade offen, als Clary und Isabelle mehr oder weniger herein stürmten.

"Magnus, wir müssen mit dir reden!", kam es hektisch von Clary.
Der Hexenmeister überlegte kurz, ihm war aber sofort klar, was die beiden Mädchen von ihm wollten.

"Lasst mich raten. Es geht um Alexander?"
Synchron nickten die Mädchen.
"Na dann, kommt rein." Mit einer Handbewegung deutete Magnus an, dass sie reinkommen durften.

"Was zu trinken?", wollte er wissen, als sie zu dritt im Wohnzimmer standen.
"Nein danke," meinte Clary, während Isabelle nur den Kopf schüttelte.

Die Mädchen hatten sich auf das Sofa gesetzt und sahen Magnus abwartend an, als er sich gerade auf einen der Sessel gegenüber gesetzt hatte.
"Euren Gesichtern nach zu urteilen gehe ich mal davon aus, dass ihr es schon wisst," schlussfolgerte der Hexenmeister und sah abwechselnd zwischen den beiden hin und her.
Wieder kam ein synchrones Nicken.

Seufzend lehnte er sich zurück.
Ihm war klar, dass er nun darüber reden musste. Auch wenn er sich noch nicht dazu bereit fühlte.

"Wir haben heute noch mal mit Alec geredet. An uns kann er sich komischerweise noch erinnern. Nur an dich irgendwie nicht mehr", erzählte Isabelle mit traurigem Blick. "Eigentlich wollte Jace auch mitkommen. Aber er meinte, dass er herausfinden will, ob Alec sich wirklich nicht mehr an dich erinnern kann," fügte Clary noch hinzu.

"Von was oder wem wurde Alexander überhaupt angegriffen?", wollte Magnus nach kurzer Stille wissen.
Sowohl Clary als auch Isabelle schienen keine genaue Antwort darauf zu haben.

"Ich weiß nur, dass sie meinen Bruder vor dem Pandemonium gefunden haben. Und, dass er verletzt war. Wer oder was das war, weiß keiner. Und da in seinem Gedächtnis einige Lücken sind, kann er es uns auch nicht sagen."

Na ganz toll, dachte Magnus. Das hilft uns jetzt auch super weiter.

°•°•°•°

"Alec! Jetzt warte doch mal!"
Jace hatte sichtlich Mühe, mit seinem Parabatai Schritt zu halten. Dieser war nach dem gescheitertem Gespräch mit Jace wütend aus seinem Büro verschwunden und wollte sich nun in seinem Zimmer zurückziehen.

Aber genau das wollte Jace nicht zulassen.

Alec war schon um die nächste Ecke verschwunden und hoffte, dass er endlich Ruhe vor dem blonden Schattenjäger haben würde.
Doch Jace hatte noch mal an Tempo zugelegt und Alec dann doch mit Leichtigkeit eingeholt.

"Bei den Engeln, jetzt bleib doch endlich stehen und hör mir zu!", rief Jace genervt.
Alec zuckte bei der Lautstärke kurz zusammen, da Jace näher an ihm stand, als angenommen.

Mit zusammengekniffenen Augen drehte der Schwarzhaarige sich zu seinem Parabatai um und sah ihn stumm an. "Ich werde dir nicht zuhören, da das Thema für mich erledigt ist!", zischte er.

"Und mir ist das egal. Verdammt, Alec! Du hast deine Erinnerungen an Magnus verloren! Also benimm dich nicht wie ein bockiges Kleinkind und hör mir zu. Wir müssen herausfinden, was passiert ist, als du beim Pandemonium angegriffen wurdest." Jace' Blick wurde etwas sanfter, als er zu Alec hoch sah. Aber trotzdem musste er ernst bleiben.

"Fein", murmelte Alec, die Arme vor der Brust verschränkt. "Aber wenn du mich noch einmal anschreist, kannst du das ganze wieder ganz schnell vergessen."

°•°•°•°

Der Besuch von Clary und Isabelle war nicht von wirklich langer Dauer gewesen.
Da sie dem Hexenmeister nicht die Antworten geben konnten, die er wollte, hatte er die beiden Mädchen gebeten, wieder zu gehen.

Und anstatt sich Gedanken darüber zu machen, wie er herausfinden könnte, was mit Alec passiert war, saß er stattdessen weiterhin auf dem Sessel.