,,Obwohl sie schon alt ist, springt sie immer rum, als wäre sie ein Welpe'', lache ich, als ich beobachte, wie Stelle durch den weichen weißen Schnee springt und versucht die Schneeflocken mit ihrer Schnauze zu fangen. ,,Manchmal denke ich, dass sie fitter ist als ich'', grinst Luca, ,,lass uns zurück gehen.'' Luca hält mir seinen Arm hin, damit ich mich einhaken kann und somit einen besseren Halt im Schnee habe. Dankend hake ich mich ein und rufe nach Stella. ,,Auf was hast du heute Abend noch lust?'', möchte er wissen und lächelt mich an. ,,Lass uns nur noch einen Film sehen. Ich bin müde vom Flug'', erkläre ich und er nickt. ,,Mit heißer Schokolade?'', kichert Luca und ich stimme ihm zu.
Ein lautes Klirren lässt mich aufschrecken. Von draußen strahlt die Sonne bereits herein. Wie lang habe ich bitte geschlafen? Müde erhebe ich mich aus dem Bett und ziehe mir einen Pullover an. Es war Seans Pullover, so habe ich immer das Gefühl, dass er noch bei mir ist. Zu dem grauen Pulli ziehe ich mir eine schwarze Jeans sowie weiße Socken an. Über die Jeans ziehe ich eine Schiene zur Stabilisierung meines Knies. Ich kann auch ohne laufen, allerdings habe ich so mehr halt und fühle mich sicherer, da mein Knie noch nicht zu hundert Prozent funktioniert, anders wie meine Wirbelsäule, denn meine Bandage muss ich nicht mehr tragen, da sie allen Bewegungen wieder standhält, auch wenn manche noch weh tun. Langsam öffne ich die Tür und fange an zu schmunzeln. Stella liegt vor meinen Tür und lässt anscheinend niemanden in das Zimmer. Vorsichtig streichle ich ihr durch das weiche Fell und begrüße sie. ,,Melina?'', erklingt die Stimme von Luca aus der Richtung der Küche. ,,Ja?'', frage ich, als ich sie betrete. ,,Du bist wach, ich war mir nicht sicher, ob ich dich gehört habe oder es mir eingebildet habe'', kratzt Luca sich verlegen am Hinterkopf. Seine Hand fährt danach durch seine pechschwarzen Haare. Luca trägt ein dunkelblaues Tshirt, sowie eine schwarze Jogginghose. ,,Ich habe ein Klirren gehört und wurde wach'', erkläre ich und er nickt. ,,Ich habe hier eine Kleinigkeit für dich'', lächelt er und reicht mir eine kleine Schachtel. Gespannt mache ich sie auf. ,,Fröhliche Weihnachten'', grinst er. Vorsichtig öffne ich die Schatulle. Ein silbernes Armband mit einem Anker strahlt mir entgegen. ,,Wow...Es ist wunderschön'', strahle ich und umarme ihn fest. Aus meiner Hosentasche ziehe ich einen Umschlag und reiche sie ihm. ,,Dir auch fröhliche Weihnachten'', grinse ich breit und beobachte, wie er ihn öffnet. Lucas Augen weiten sich und strahlen. ,,Was? Das Spiel ist doch ausverkauft?'', quiekt er und umarmt mich sofort. Ich habe ihm zwei Karten für seine Lieblingseishockeymannschaft besorgt. ,,Gut das es dir gefällt'', lache ich und betrachte das Armband. ,,Komm her, ich mache es dir zu'', lächelt Luca und nimmt es mir aus der Hand. ,,Was haben wir heute noch vor?'', möchte ich wissen. ,,Nichts wirklich. Gammeln und essen'', lacht Luca und ich nicke.
,,Melina?'', ruft Luca nach mir und ich folge seiner Stimme bis ins Wohnzimmer. Vor ihm steht ein großes Paket. Gefühlt so groß, dass ich mich dort zweimal reinstellen könnte. ,,Hilfst du mir beim auspacken? Der Baum muss noch aufgestellt werden, falls meine Mama vorbei kommt. kannst du es schon mal aufmachen?'', bittet Luca mich. Ich nicke und schneide das Klebeband durch. Luca hat keinen echten Baum an Weihnachten? Aus dem Karton kommt Parfüm Geruch. Was ist das für ein Baum? Ich drehe mich zu Luca um, der mit seinem Handy im Türrahmen steht. ,Willst du mir nicht helfen?'', frage ich verwirrt, doch er schüttelt nur mit dem Kopf. ,,Melina?'', flüstert eine mir damals so vertraute Stimme. ,,Das kann nicht sein'', hauche ich. ,,Dreh dich bitte um'', haucht die Stimme. Vorsichtig drehe ich mich um. Die Augen strahlen in einem hellen grünem Ton. Sie glänzen, wegen der Tränen, die ihren Weg nach draußen suchen. Es trifft mich wie ein Schlag. Die Erinnerungen an den schlimmsten Tag in meinem Leben schießen mir in den Kopf. Tränen steigen mir in die Augen. ,,Ich dachte du bist gestorben, so wie Marlene. I...Ihr seit doch durch den Aufprall gestorben. D...Das kann nicht echt sein'', schluchze ich. Sean ist tot, so wie Marlene. Er steigt aus dem Karton und reicht mir seine Hand. ,,Ich bin hier. Ich kann dir alles erklären'', weint er. Ängstlich strecke ich meine Hand nach ihm aus. Das ist bestimmt wieder so ein Alptraum wie ich ihn immer hatte, gleich werde ich wach und werde allein sein. Meine Hand berührt seine und es fühlt sich an, als würde ein Vulkan explodieren. Wärme und Strom fließt durch meinen Körper. Tränen laufen meine Wange runter. ,,Ist das wirklich echt?'', schniefe ich und blicke ihm direkt in die Augen. Ein Kneifen nehme ich war. ,,Au!'', quieke ich. ,,Es ist kein Traum'', flüstert Sean. Meine Atmung wird schnell, kurz und unregelmäßig. Tränen laufen über meine Wangen und tropfen von meinem Kinn auf den Pulli. Sean bemerkt es und lächelt leicht. ,,Du trägst meinen Pullover'', lächelt er. ,,Hör auf zu weinen und komm her'', seufzt er und breitet seine Arme aus. Schwer atmend lasse ich mich in seine Arme fallen. Die Gefühle schlagen auf mich ein, wie Hagel in eine Pfütze. Ich fange an zu zittern, aber auch an zu lächeln. Ich könnte schreien und lachen. Meine Gefühle fahren gerade Achterbahn.
,,Ich werde dir jede Frage beantworten, die du hast, sofern ich eine Antwort darauf habe'', flüstert Sean. Wir sitzen auf der Couch. Luca war so nett und ist mit Stella raus gegangen, damit wir in Ruhe sprechen können. Er sitzt mir gegenüber und hält meine Hände, da ich so nervös bin und zittere. ,,Warum wurde mir gesagt, dass du tot bist?'', möchte ich wissen und habe angst vor der Antwort. Sean atmet kräftig aus. ,,Ich wurde im Krankenhaus wach ein paar Tage nach dem Unfall. Die Ärzte fragten mich Dinge, wie die Namen meiner Eltern, mein Geburtstag und ob ich eine Lebensgefährtin habe. Ich konnte jede Frage richtig beantworten. Bis auf die, ob ich eine Freundin habe. Ich hatte eine Gedächtnisstörung. Da ich mich nicht erinnerte, beschloss Luca dir zu erzählen, dass ich tot wäre, da die Chancen um dich sehr schlecht standen. Dies geschah in Absprache mit dem Arzt und meiner Mutter. Sie wollten, dass wenn du es schaffen solltest, dich auf dich konzentrieren kannst. Als ich vor über einem Jahr hierher kam sah ich die Bilder von uns an der Wand und die Realität traf mich mitten ins Gesicht. Ich erinnerte mich an Alles. An den Unfall, an dich und an unsere ganzen Aktivitäten. Ich bat Luca dich her zu holen, weil ich das unbedingt klar stellen wollte. Es tut mir alles so unfassbar leid, ich wünschte es wäre nie so passiert'', schluchzt er zum Ende hin. Ein eiskalter Schauer läuft mir den Rücken runter. Er lebt und wollte mich sehen, dass ist schon verrückt genug. ,,Wie ging es dir nach dem Unfall?'', möchte ich weiter wissen. Sean öffnet seine Jacke und zeigt mir eine lange Narbe an seinem rechten Oberarm und seiner linken Hüfte. ,,Mein Arm war komplett zertrümmert. Mir wurden Schrauben eingesetzt, sowie Platten. Und hier'', er deutet auf die Hüfte, ,,steckte eine Metallstange drin. Mir ging es den Umständen entsprechend gut. Wie ging es dir?'', möchte nun er diesmal wissen. ,,Naja... Mich behandelten viele Ärzte bis jemand den Mut hatte mich aufzuschneiden. Meine Wirbelsäule war gebrochen und alle dachten, dass mein Knochenmark zerstört war, allerdings drückte nur ein Wirbel darauf. Bis vor ein paar Wochen musste ich noch eine Stütze für meinen Rücken tragen um meine Wirbelsäule zu entlasten. Mein linkes Knie wurde durch den Aufprall komplett zertrümmert. Bis heute ist es noch nicht wieder zu hundert Prozent in Topform, doch ich kann ohne wieder laufen, aber wie du weißt, hatte ich ja schon immer Probleme mit diesem Knie. Durch den Stress und Druck, sowie dein Verlust rutschte ich wieder in die Magersucht. Ich nahm insgesamt fast zwanzig Kilo ab, reiste mich dann allerdings für dich zusammen und nahm wieder zehn Kilo zu. Ich bin mittlerweile knapp 1,70 groß und wiege um die 55 Kilo'', schniefe ich. Sean streicht langsam über meine Hand. ,,Darf ich dich noch etwas fragen?'', flüstere ich. ,,Alles was du willst''. ,,Hattest du eine Andere in der Zeit?'', rutscht mir die Frage direkt raus. ,,Nein. Ich hatte immer das Gefühl, als würde mir etwas fehlen'', antwortet er. ,,Liebst du mich noch?'', rutscht mir die nächste Frage heraus.
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Teen FictionSeit der Vereinigung von Melina, Sarah und den Jungs sind jetzt vier Jahre vergangen. Vier Jahre, in denen sehr viel passiert sein kann. Vier Jahre, in denen sich viel ändern konnte. Leben die Sieben immer noch glücklich zusammen oder leben sie mi...