Kapitel 7

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,,Weißt du eigentlich, dass du die schönste Frau auf diesem Planeten bist?", haucht Sean in mein Ohr. ,,Natürlich", grinse ich und löse mich aus seiner Umarmung. ,,Du eingebildete Ziege", lacht er und haut mir auf den Po. Ich quieke auf und renne lachend vor ihm weg. ,,Bleib stehen", ruft er mir hinterher, doch ich habe das Haus schon längst verlassen. 

,,Nächster Halt Basel. Ausstieg in Fahrtrichtung rechts", erklingt die Durchsage. Ich setze mich gerade hin und ziehe mir meine Jacke wieder an. ,,Müssen wir raus?", möchte Sean wissen und legt sein Handy auf den Tisch. Ich nicke und stehe auf. ,,In fünfzehn Minuten kommt unser Zug, hier auf dem Gleis, wir müssen also nur aussteigen", erkläre ich ihm und nehme meine Handtasche und Koffer. ,,Lass mich ihn doch nehmen", seufzt Sean und versucht mir meinen Koffer zu entreißen, doch ich schüttle mit dem Kopf. Das ist mein Koffer und ich kann das selbst. Wir stellen uns an die Tür und warten bis diese öffnen. Als die Türen sich öffnen steige ich aus und hebe den Koffer hinter mir heraus. ,,Lass mich dir doch helfen", seufzt Sean und möchte wieder nach dem Koffer greifen. ,,Nein die letzten zwei Jahre kam ich auch ohne deine Hilfe klar. Ich habe geglaubt du seist tot. eineinhalb Jahre lebte ich in einer Lüge und jeder kannte die Wahrheit", hauche ich und setze mich auf meinen Koffer. ,,Dabei dürfte ich mich nicht beschweren. Ich war selbst schuld. Ich hätte nicht fahren dürfen. Ich bin seitdem nie wieder Auto gefahren, zu mal es körperlich auch gar nicht ging", spreche ich ruhig weiter und schlucke den Klos in meinem Hals herunter. ,,Ich bin nicht die Person, die sich beschweren darf und trotzdem tue ich es. Und Warum? Weil mein Leben die letzten zwei Jahre ein Kampf war. Ein Kampf gegen meinen Körper. Ein Kampf gegen mich. Aus Frust und Verzweiflung, weil ich allein war. Meine Freunde haben sich gegen mich entschieden und die Hoffnung aufgegeben. Ich habe jeden Tag darauf gehofft, dass sich jemand bei mir meldet, doch es passierte nichts. Buchstäblich nichts. Die einzige Person die für mich da war und mir keine Vorwürfe gemacht hat war Luca. Er half mir mich aus dieser Kriese raus zu kämpfen und war zu jeder Uhrzeit für mich da", erkläre ich. ,,Die einzige Person, die sich beschweren darfst bist du. Ich habe dein Leben zerstört", hauche ich und versuche die aufsteigenden Tränen zurück zu halten. ,,Erklär mir also, warum du mich sehen wolltest", flüstere ich so leise, dass er es wahrscheinlich nicht ein mal hören konnte. ,,Einfahrt Gleis 11. ICE 102 Richtung Hannover Hauptbahnhof über Frankfurt am Main Flughafen. Abfahrt 11:30 Uhr. Vorsicht bei der Einfahrt", ertönt die Durchsage, weswegen Sean verstummt. ,,Der Zug fährt erst in fünfzehn Minuten los, falls du dir noch schnell etwas zu essen kaufen möchtest, hast du jetzt die Zeit dazu", erkläre ich und steige in den Zug.

,,Melina", ruft meine Mutter glücklich und umarmt mich fest. Ich drücke sie und löse mich dann von ihr. Sean und sie umarmen sich und unterhalten sich dann ein bisschen. Sean hat während der Fahrt oft versucht ein Gespräch anzufangen, doch ich habe nur das nötigste gesagt und kaum zu gehört. ,,Wann fliegt ihr wieder zurück?", erkundigt sie sich, als wir am Auto ankommen. ,,Ich weiß es noch nicht. Vielleicht fahre ich noch ein mal zu Luca und fliege von dort aus", erkläre ich ihr kurz und hebe dann meinen schweren Koffer in das Auto. Ich nehme auf dem Beifahrersitz platz und hole mein Handy heraus. Ich schreibe Luca wie die Fahrt war und das wir angekommen sind. ,,Tom wird nachher zum Essen da sein. Es gibt Schnitzel mit Salat und Pommes, aber selbst gemachten", lächelt meine Mutter und startet den Motor. ,,Du hast zu Tom wieder Kontakt?", möchte Sean wissen und ich nicke. ,,Ja nur nicht so viel. Wir schreiben ab und zu", erkläre ich ihm und blicke auf die Straße. ,,Wie geht es dir denn? Ich bin immer noch der Meinung, dass du wieder zu mir ziehen solltest. In Amerika hast du doch niemanden. Du bist allein und niemand sorgt sich dort um dich", seufzt meine Mutter und lächelt mich an. ,,Vergiss es. Ich ziehe nicht nach England. Ich habe die letzten zwei Jahre rum gekriegt, dann schaffe ich die nächsten auch", sage ich ihr und schaue auf mein Handy. Das freut mich. Wie war es mit Sean? Fragt Luca und ich antworte ihm mit der vollen Wahrheit. ,,Wie lang fahren wir jetzt?", möchte ich wissen und stecke mein Handy wieder weg. ,,Eine halbe Stunde. Johannes wohnt in der Gegend wo wir gelebt haben", erklärt sie. Meine Mutter hat vor drei Jahren einen Mann kennengelernt. Er arbeitet bei ihr in der Firma, lebt allerdings in Köln und da verbringen wir Weihnachten heute. Bei einem Mann den ich noch nie gesehen habe. 

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