Kapitel 15

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-Luana-

Blinzelnd versuchte ich meine Augen aufzuhalten. Ich war eigentlich viel zu müde, um jetzt aufzustehen. Doch als mir Bilder der gestrigen Nacht in Erinnerung kamen, wusste ich, ich konnte noch eine Runde Schlaf vergessen.
Also stand ich auf, zog mir etwas bequemes an und schlich ins Badezimmer. Auf meinem Weg dorthin, blieb ich kurz stehen und sah zum Sofa, auf dem Jo lag. Er hatte sein Hemd ausgezogen und lag auf dem Bauch, weshalb ein Arm von der Sofakante hang.

Wir hatten ihm gestern, nachdem alle Gäste endlich verschwunden waren und er uns beim Aufräumen geholfen hatte, angeboten auf dem Sofa zu schlafen, weil es einfach schon viel zu spät war und er auch nicht mehr fahren durfte.

Ich zwang mich dazu, den Blick von ihm zu nehmen und schlich ins Bad, indem ich unter die Dusche schlüpfte und mir die Zähne putzte. Es war ohnehin schon heiß, doch die dazu kommende Studenten Masse in unserer WG hatte mein persönliches Temperaturlimit endgültig überschritten und gestern Abend war ich zu müde gewesen, um den Schweiß von mir abzuwaschen.

Nachdem ich alles Nötige erledigt hatte, zog ich mich wieder an und verließ möglichst unauffällig das Bad. Dies war aber nahezu unmöglich, da Jo sich bereits aufgerichtet hatte und nun verschlafen auf dem Sofa saß.

Er rieb sich über die Augen und entdeckte mich, als ich die Tür hinter mir zuzog. ,,Morgen."sagte er. Seine Stimme war nicht rau und er brummte auch nicht sexy, wie in den ganzen Filmen, die ich mir als Teenager ununterbrochen angesehen hatte. Vermutlich lag es daran, dass er gestern Abend gefeiert hatte, dass seine Stimme nur etwas tiefer und kratzig klang, als brauchte er dringend einen Schluck Wasser.
Aber es machte mich trotzdem an, denn obwohl es vielleicht überhaupt nicht sexy war, strahlte diese Stimme pure Männlichkeit auf.

,,Morgen."gab ich leise zurück und bemühte mich freundlich zu lächeln.
Ich ging an ihm vorbei in die Küche und fing an, Kaffee zu machen. Währenddessen zog Jo sich seine Jeans an und kam mir hinter her.
,,Habt ihr vielleicht eine Zahnbürsten für mich?" fragte Jo.
Als ich ihn ansah, flogen Erinnerungen an gestern Abend in meinem Kopf herum wie ein Wirbelsturm.

,,Mach einfach den Schrank rechts neben dem Waschbecken auf, dann siehst du welche."erklärte ich ihm und musste mich räuspern, weil der Tanz mit ihm mir immer noch die Sprache verschlug. Er nickte und verschwand im Badezimmer.

Wie gerne ich ihn gestern geküsst hätte. Er war mir so nah und wir hatten uns gegenseitig so heiß gemacht.
Normalerweise war ich nicht die Person, die sich wagte jemanden so nah zu kommen. Und damit meinte ich nicht nur körperlich.
Damit wollte ich nicht sagen, dass ich mich in ihn verliebt hatte. So war es nämlich nicht. Aber Jo war eine Art Freund für mich geworden, dem ich gewissermaßen Vertrauen schenkte. Sonst hätte ich es niemals zugelassen, dass er mich anfasst. Ohne diese Eigenschaft lief bei mir nichts. Nicht umsonst hatte ich mich seit Jahren von Männern ferngehalten.

Jo kam wieder aus dem Badezimmer und lachte mich an. Ich hatte das Gefühl, dass er sich eben auch an gestern Abend erinnert hatte.
,,Willst du Kaffee?"fragte ich ihn und nahm zwei Tassen aus dem Hängeschrank. ,,Das wäre nett, ja."
Ich befüllt die Tassen und überreichte ihm eine davon. Ich wusste nicht, ob er es war, der absichtlich dafür sorgte, dass unsere Finger sich schreiften, oder ich. Aber eins konnte ich mit Sicherheit sagen: Es war kein Zufall.
Unsere Blickte verfingen sich für kurze Zeit wieder ineinander.
,,Danke. "nuschelte er dann und nippte am Kaffee, der, bezogen auf sein verzogenes Gesicht, noch zu heiß war, oder er schmeckte ihm einfach nicht. ,,Milch oder Zucker?" fragte ich, während ich mir selbst Milch hinzugoss. Doch Jo schüttelte den Kopf.

Ich setzte mich auf die Arbeitsplatte der Kücheninsel und Jo stützte sich direkt neben mir mit den Unterarmen darauf ab. ,,Die Party war doch gar nicht so schlimm, oder?" hackte er nach und sah mit einem schelmischem Grinsen zu mir auf. Mir entkam ein entrüstetes Schnaupen.
,,Ich habe meine Meinung dazu nicht geändert. Überfüllte Räume mit besoffenen Menschen, die in deinem Zimmer rummachen oder notgeile Möchtegern-Männer, die sich an alle weiblichen Wesen ranschmeißen und anschließend deine Schubladen nach Unterwäsche durchwühlen, können mir gestohlen bleiben." erwiderte ich trocken. Das mit der Unterwäsche war mir schon einmal passiert.

Jo richtete sich interessiert auf. Nun waren wir wieder auf Augenhöhe. ,,Und da konnte selbst unser Tanz nichts ändern?" Ich spürte wie mir die Wärme in die Wangen schoss. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass er es so direkt und offen ansprechen würde. Langsam, ohne wirklich darüber nachzudenken und voller Panik, schüttelte ich den Kopf. Er stieß sich von der Arbeitsplatte ab und stellte sich mit zusammengezogenen Brauen vor mich hin. ,,Das sah gestern aber ganz anders aus." meinte er und in seiner Stimme schwankte ein provokanter Unterton mit.

Als hätte er in mir damit einen Schalter umgelegt, ging ich auf sein Spiel ein. ,,Wie sah es denn aus?" hackte ich nach und stellte meine Tasse ab, ehe ich mich etwas zu ihm vorlehnte. Jo formte seine Lippe zu einem äußerst attraktivem Grinsen. Dann stütze er seine Hände wieder auf der Arbeitsplatte ab. Eine Hand rechts von meinem Oberschenkel, die andere Hand links von meinem Oberschenkel und ich lehnte mich mit jedem bisschen, das er mir näher kam, ein wenig zurück. Jedoch nicht abwehrend.

,,Ich hab doch gesehen, dass du es genauso sehr wolltest wie ich." raunte er und sah für einen kurzen Moment auf meine Lippen, wie damals im Park. Ich spürte das Pochen meines Herzens in meinem Hals. ,,Was wollte ich?" stellte ich wieder eine Gegenfrage. Jos Augen glitzerten, als sie in meine sahen. Er schob sich mit der Hüfte zwischen meine Beine und mir stockte der Atem, als er mir so nah war.

,,Das." hauchte er gegen meine Lippen, auf die er nun ununterbrochen starrte. Dann kam er mir immer näher. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut kitzeln. Und ja verdammt, er hatte so recht. Ich wollte das so sehr. Schon gestern. ein letztes mal sah er mir fragen in die Augen und als ich kaum sichtbar nickte, überbrückte er auch die letzten Millimeter.
Seine Lippen berührten meine. Sie waren rau und sexy gleichzeitig. Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Aber das nahm ich in Kauf, weil es einfach zu berauschend war. Es war etwas Neues, für mich total Ungewohntes. Mein Herz flakerte in einer Weise, bei der ich das Gefühl bekam, mein Herz würde explodieren.

Langsam öffnete ich meine Lippen. Wir fanden einen gemeinsamen Rhythmus, ehe seine Hände sich auf meine Taille legten und mich weiter an den Rand der Platte zogen, näher an ihn. Sein warmer fester Körper drückte gegen meinen. Dann gingen seine Hände auf Wanderschaft. Zunächst strich er mit den Fingerspitzen immer wieder meinen Rücken auf und ab. Anschließend griff er fester zu und fuhr tiefer bis zu meinem Po.
Doch auch ich blieb nicht unbeteiligt. Erst streichelte ich seine nackte Brust, fühlte jede einzelne Narbe, bis hin zu seinem Bauch und dann legte ich meine Hände um seinen Nacken und vergrub sie so gut es ging in seinem sehr kurzem Haaransatz.

Wie lange hatte ich keinen Mann mehr geküsst. In mir explodierte alles. Besonders die Hitze im Unterleib. Doch Jo löste sich viel zu schnell wieder von mir. Zunächst ließ er von meinen Lippen ab und sah mich für eine Weile atemlos an. Dann trat er langsam mit einem kleinen Lächeln auf den angeschwollenen Lippen einen Schritt zurück und wieder einen auf die Arbeitsplatte zu. Nur nicht zu mir, sondern zu seiner Kaffeetasse.

Mit schnellem Atem saß ich da und versuchte zu realisieren, was passiert war. Es schien, als wollte Jo etwas sagen, doch sein Mund schloss sich wieder, als Sierras Tür geöffnet wurde. Sie brummte irgendetwas und schüttete sich auch Kaffee in eine Tasse. Ich hatte das Gefühl, dass sich das Gespräch noch ein wenig hinauszögern würde.





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