"Dieses eine Mal werde ich dir folgen"
Meine Hände griffen in den Stoff meiner Kapuze, obwohl sie noch vom direkten Aussetzen der Sonne zitterten. Schnell riss ich sie mir vom Kopf und aus den Augenwinkeln sah ich, wie Karman das Gleiche tat. Ich zeigte ihm meine Angst nicht, doch in meinem Magen zog sich alles zusammen. Was würde uns erwarten, fragte ich mich. Doch die wichtigste Frage war, ob Lulu ohne sie beide überleben würde. Es versetzte mir ein Stich in mein Herz, sie alleine zu lassen. Aber ich konnte ohne Karmann nicht leben. Er hat es verdient, nicht alleine zu sterben. Er hatte es gar nicht verdient zu sterben, ich schon. Warum hatte ich das getan? Warum wollte ich Kai verletzen? Mein schlechtes Gewissen plagte mich und die Gewissheit, dass er mir nie verzeihen würde.
Nun standen wir nebeneinander, ich fühlte seinen Körper, wie dieser sich an meinen lehnte. Unsere Blicke zogen sich zur Sonne, die ihre vernichtenden Strahlen zu uns sendete. Bald ist es vorbei, beruhigte ich meine Angst, doch am Liebsten wäre ich weggelaufen. Ein Blick in Karmans mit Spina vernetzten Gesicht machte mir klar, dass er diese Möglichkeit nicht hatte und wie stark er war. Ich konnte genauso stark sein und sterben.
Die Sonne ließ meinen Körper erhitzen und mich innerlich brodeln. Ich verfluchte sie dafür, was sie den Schiff antat. Vor uns erstreckte sich die Stadt, die im Abendlicht gelb aufschimmerte.
Ein Lüftchen fegte mir durch die Haare und mit einem Mal war mein inner Konflikt vergessen. Zwar brannte mein ganzer Körper, doch es fühlte sich friedlich an.
"Du hast mir gesagt, dass du es schätzt, mich kennengelernt zu haben", sagte ich plötzlich, aber schaute weiterhin in die Sonne. Ein schwaches "ja" ertönte direkt neben mir und aus den Augenwinkeln erkannte ich ein zufriedenes Lächeln auf Karmans Lippen. Innerlich betete ich, dass ich mich auch im Tod an Karman erinnere, denn ihn im Tod zu verlassen, tat am meisten weh.
"Ich fühle mich genauso", brachte ich noch hervor, bevor um uns herum ein Feuer aufloderte. Trotz der qualvollen Schmerzen, rührten wir uns nicht. Wir verzogen keine Miene, denn wir hatten keinen Grund, unglücklich zu sein. Automatisch griffen meine Hände nach Karman, als sich mein Körper begann in Asche aufzulösen. Kurz vor meinem Kopf tauchte wieder meine Angst auf, doch ich lehnte mich zurück und ließ meinen Tod kommen.
Dann war alles schwarz.
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Moses~ Ich akzeptiere das nicht || Blood+
FanfictionSie haben gesagt, dass man nach dem Tod nichts fühlte. Man verschwand einfach, als hätte man nie existiert. Jeder Schmerz, jede Hoffnungslosigkeit, jegliches Glück wird von einem schwarzen Loch verschlungen, bis man selbst hineinfällt. Übrig bleiben...