"Hier bist du also", rief Karman sichtlich erleichtert, als er seinen Freund gegenüber des zerstörten Theaters erkannte. Gefolgt von den anderen Schiff blieb er vor ihm stehen. Moses hatte seinen Kopf auf seinen Händen gestützt und betrachtete mit glasigen Augen die Ruine. Statt des grünes Mantel Teig er nun seine schwarze Robe. Verwirrt wedelte Karman mit der Hand vor den Anführer.
"Was willst du?", fuhr Moses ihn an und fuhr hoch. Noch verdutzter kniff Karman die Augen zusammen. "Warum bist du hier?", wollte er wissen. Moses lief an ihm vorbei.
"Die Frage ist doch eher, warum ihr nicht hier wart", entgegnete er ruhig und schnappte sich seine Sense. "Warum?", erkundigte sich Irene überrascht von der schlechten Laune ihres Freundes. Wütend musterte er die Schiff. "Ihr hättet helfen können. Ich weiß noch nicht einmal, ob es Lulu gut geht, weil ich nicht weiß, wo sie steckt." Gudriff kam auf ihn zu. "Beruhige dich Moses", bat er und legteseine Hand auf dessen Schulter, doch dieser zog sie provokant zurück. "Nein", zischte Moses und stellte sich angespannt vor Gudriff, der locker darauf reagierte.
"Was hätten wir tun sollen?", erwiderte er. Moses ballte die Fäuste. "Ihr habt mir nicht geglaubt. Aber Nethan und Diva haben mich gesehen. Ich habe gegen Diva gekämpft und mit Nethan Hagi aus den Trümmern befreit. Wir können weit mehr tun, als ihr glaubt." Die Schiff weiteten ihre Augen, ungläubig über das, was ihr Anführer da erzählte.
"Unmöglich", mischte sich Ghee ein. Er trat von einem Fuß auf den Anderen. "Ist es möglich, dass du dir das alles einbildest?" Dahz nickte. "Ich denke, dass du durchdrehst", meinte er. Verärgert zog Moses die Augenbrauen zusammen.
"Weißt du, was ich denke? Dass ihr alle nur zu faul seid, etwas an unserer Lage zu ändern", knurrte er. Besorgte Blicke trafen ihn von Ghee. "Was, wenn es nichts zu ändern gibt?" In Moses Augen funkelte die Wut. "Ich bilde mir das nicht ein." Mit diesen Worten zischte er davon, weg von dieser ungläubigen Gruppe, die er einst seine Freunde genannt hatte. Doch heute, hier an diesem schrecklichen Ort, vertrauten sie ihm nicht mehr.Purer Zufall oder vielleicht doch Schicksal, führten ihn zu der Bar, in der Sayas Vater gearbeitet hatte. Die Menschen, die Lulu aufgenommen hatten, feierten. Moses fragte sich, wie ihnen zum Feiern zumute war, während sie doch alles verloren hatten. Doch in ihren Händen wankten die Sektgläser und sie lachten laut. Lulu stand bei David und Julia. Sie sah unbekümmert und glücklich aus.
Plötzlich tauchte Kai bei ihnen auf. "Funktioniert das Mittel?", erkundigte er sich. Die Ärztin schaute nervös über die Ränder ihrer Brille. "Ich hoffe es. Rein theoretisch müsste es Lulu von Spina geheilt haben." Erleichtert atmete Moses auf. Als er die vor Glück strahlende Lulu sah, wusste er, dass sie ihn nicht brauchen würde. Der Kampf war vorbei. Kurz schloss er seine Augen, erinnerte sich an die Jahre, die er mit dem Mädchen verbracht hatte. Zwar standen sie immer unter dem Druck zu überleben, dennoch waren sie nie allein. Er kannte die Definition von einem glücklichen Leben nicht, aber er wusste, dass er es schätzen konnte, sein Leben mit ihr geteilt zu haben.
Gefühle der Trauer schlugen auf ihn ein, wollten ihn wie Wellen ertränken, doch er kehrte ihr und Lulu den Rücken. Ein letzter Blick auf seine Freundin genügte und er flog davon.
Selbst er wusste nicht, wo er war. Doch ihm bedeutete das auch nichts. Inzwischen war er sich selbst nicht mehr so sicher, ob er in die Welt der Lebenden zurückkehren konnte. Aber warum sollte er das auch wollen? Für wen sollte er das machen? Klar wollte Lulu, dass er und die anderen Schiff zurückkehren würden, aber sie brauchte sie nicht mehr. Nun hatte sie neue Freunde, die sie beschützen konnten.
Moses vergrub sein Gesicht in seiner schwarzen Robe. Endlich konnte er die Wärme der Sonne spüren, ohne an ihr zu verbrennen. Doch so sehr er sich das auch gewünscht hatte, war es ihm jetzt nur noch egal.
Aber aus den wärmenden Strahlen wurde Hitze. Moses Haut begann zu glühen. Schnell zischte er unter einen Baum, der ihm Schatten spendete. Vorsichtig zog er seinen Ärmel hoch und betrachtete die verbrannte Baut. Mit großen Augen fragte er sich, wie das passieren konnte. Er schüttelte den Ärmel wieder herunter.
Er schlenderte durch die Gassen Okinawa's, sah die vielen glücklichen Leute, die sich nicht vor der Sonne versteckten mussten. Neue durchbohrte ihn wie ein Pfeil, als er daran dachte, dass sie ungehindert ihr langes, erfülltes Leben genießen konnten und er nicht. Kinder juxten herum, als würde sie nicht bald der Todestag einholen. Menschen, deren Haut faltig und mürbe war, benutzten Stöcker zum Gehen und betrachteten die vielen Geschäfte, als wüssten sie nicht, dass der Sensenmann auf sie lauerte. Sie waren umgeben von ihren Familien, die ihnen beistanden und halfen. So etwas hatte Moses noch nie gesehen. Er kannte nur die Wissenschaftler aus Khilbet, die ihn mit purer Verabscheung und Gleichgültigkeit behandelten. Nicht alle Menschen waren so eiskalt, das wusste er, nachdem er Kai getroffen hatte. Er hatte ihm gezeigt, dass er manchen Menschen auch Vertrauen konnte. Moses zuckte zusammen. Und dieses Vertrauen hatte er kurz vor seinem Tod missbraucht. Jetzt, wo er tot war, könnte er sich nie dafür entschuldigen, was er getan hatte.
Ein gewaltiges Beben riss ihn aus seinen Gedanken. Vor ihm wackelte die Gasse. Man hörte Schreie und zerbrechenes Geschirr. Mit einem Mal klaffte ein Loch in der Straße, woraus ein Chiropteran kletterte. Doch dieser hier war anders. Diesmal war diese Kreatur größer, gewalttätiger und gefährlicher. Seine spitzen Zähne passten schon gar nicht mehr in seinen Mund und blitzten wie Hauer vor seinem Gesicht auf. Stählerne Muskeln machten sich im Körper des Giganten breit. Seine Augen glühten im hellsten gelb.
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Moses~ Ich akzeptiere das nicht || Blood+
FanfictionSie haben gesagt, dass man nach dem Tod nichts fühlte. Man verschwand einfach, als hätte man nie existiert. Jeder Schmerz, jede Hoffnungslosigkeit, jegliches Glück wird von einem schwarzen Loch verschlungen, bis man selbst hineinfällt. Übrig bleiben...