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Taehyung

Immer wieder lese ich diese Nachricht mit dem einen Wort. Mein Herz pocht wie wild und meine Hand, mit der ich mein Handy halte, zittert. Ich weiß gar nicht, wie ich reagieren soll.

Jungkook war die einzige Person, der mich so genannt hat und sonst niemand. Natürlich könnte es sein, dass das irgendeine Person ist, der diesen Spitznamen kennt und mir nur einen schlechten Streich spielen will. Aber etwas in mir sagt mir, dass es vielleicht doch Jungkook sein könnte, obwohl sowas unmöglich ist. Jungkook ist tot und so ein Wunder kann es nicht geben. Wer auch immer sowas macht, soll damit aufhören, denn das verletzt einen so sehr, dass man sich das gar nicht vorstellen kann.

Ich
Wer bist du?

Unbekannt
Du kannst dich nicht
an mich erinnern?
Ich bin es, dein Jungkook

Ich
Jungkook ist tot!
Egal wer du bist,
hör damit auf!

Somit schalte ich mein Handy wieder aus und nehme wieder die Scherbe in die Hand. Die Klopferei und Schreierei vor der Tür hört nicht auf, jedoch versuche ich es weiterhin zu ignorieren. Ich atme erneut tief durch und setze wieder die Scherbe auf meine Pulsader an. Schon wieder werde ich durch das Vibrieren unterbrochen und schmeiße wütend die Scherbe durch die Gegend.

Unbekannt
Taehyung, ich bin es
wirklich! Dein Jungkook!
Wieso glaubst du mir nicht?

Ich
Wieso ich dir nicht glaube? Hah, Jungkook ist tot und du schreibst mir, dass du Jungkook bist! Glaubst du das würde jemand glauben?

Ich
Ich weiß nicht wer du bist, aber hör auf sowas zu behaupten. Das ist nicht lustig!

Unbekannt
Ja, du hast Recht. Man glaub sowas nicht, aber Tae, du musst mir glauben. Ich bin wirklich Jungkook, dein Verlobter! Ich mache kein Streich, Taehyung, ich meine es vollkommen ernst.

Darauf antworte ich nicht mehr. Ich schalte mein Handy aus und erhebe mich. Mit schnellen Schritten gehe ich zur Tür und schließe es auf. Als ich sie dann auch öffne, schauen mich besorgte Augen an, die ich ignoriere.

"Taehyung, alles gu-", fragt eine der Mitarbeiterinnen, doch ich unterbreche sie, mein Blick auf den Boden gerichtet.

"Den Spiegel werde ich bezahlen und auch alles andere, was ich kaputt gemacht habe", sage ich knapp und laufe aus dem Gebäude, ohne auf eine Antwort zu warten.

Zu meinem Pech regnet es draußen auch noch.

"So ein toller Tag", zische ich und gehe einfach weiter, bis ich klitschnass zu Hause ankomme. Ich stecke den Schlüssel rein, doch bevor ich es überhaupt drehen kann, wird die Tür von der anderen Seite aufgerissen. Jin steht besorgt vor mir und zieht mich sofort in eine feste Umarmung.

"Hyung", wispere ich mit zittriger Stimme. Gleich darauf schluchze ich und vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Jin streicht beruhigend mit einer Hand mein Rücken und die andere ruht auf meinem Kopf.

"Alles wird gut, Tae", flüstert er. Nachdem ich nicht antworte, fängt er an, mein Kopf zu streicheln.

"Komm erstmal rein, Tae. Sonst wirst du noch krank", sagt er ruhig, löst die Umarmung und stützt mich. Er zieht mich ins Haus und schließt die Tür hinter mir zu.

"Hyung, ist Tae-", Jimin kommt angelaufen und als er mich sieht, unterbricht er seinen Satz.

"Ja, Jimin, er ist da. Bring ihn bitte ins Badezimmer. Er soll ins warme Wasser. Falls du etwas brauchen solltest, Tae, sag es Jimin. Er wird vor der Tür warten, ja?", fragt Jin. Ich nicke nur schwach und werde schon von Jimin festgehalten. Ich habe nicht einmal mehr Kraft, um selber zu gehen.

"Komm, Taetae", und mit diesen Worten gehen wir ins Badezimmer. Als wir ankommen, setzt mich Jimin auf einen Hocker, der da steht und lässt warmes Wasser in die Wanne laufen.

"Bin gleich wieder da", sagt er knapp und verschwindet aus dem Badezimmer. Ich vergrabe mein Kopf in meinen Händen und höre dem beruhigenden Geräusch des Wassers zu. Einige Minuten sitze ich da, bis ich Schritte höre, die wahrscheinlich Jimin gehören. Danach hört man das Wasser nicht mehr und ich hebe meinen Kopf.

"Tae, ich habe deine Kleidung und ein Handtuch da abgelegt. Wie Jin schon sagte, ich warte vor der Tür und wenn du etwas brauchst dann ruf mich", sagt er. Ich nicke.

"Möchtest du, dass ich dir beim Ausziehen helfe?", will er wissen. Ich schüttle als Antwort leicht den Kopf.

"Ich denke, das kann ich schon", sage ich schwach. Jimin geht mit einem nicken aus dem Badezimmer und schließt die Tür hinter sich. Ich fahre mir noch einmal durch die Haare und richte mich auf, um die nassen Sachen auszuziehen. Danach setze ich mich ins heiße Wasser und schließe meine Augen. Stumm fließen erneut die Tränen aus meinen Augen.

Seit wann bist du so schwach, Taehyung? Würde dich Jungkook jetzt so sehen, dann wäre er enttäuscht von dir! Du musst wieder der alte Taehyung sein! Der Kim Taehyung, den jeder kennt. Der Kim Taehyung, der fröhlich ist, immer lächelt, stark ist. Aber das geht nicht mehr. Du hast meine ganze Freude mit dir genommen, Jungkook, und ich werde es nicht mehr zurück bekommen.

"Nie", flüstere ich und öffne wieder meine Augen. Danach steige ich aus der Wanne und trockne mich ab, ziehe die Jogginghose und den Hoodie an und öffne die Badezimmertür.

"Alles gut?", fragt Jimin, worauf ich nicht antworte.

"Nagut, komm. Jin Hyung hat Kakao für dich gemacht", sagt Jimin und hält mich an der Schulter fest. So gehen wir gemeinsam runter ins Wohnzimmer.
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Wir nähern uns dem Ende~

Only You || Vkook || fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt