23 - »Süße«

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Langsam betrat ich die Halle. Ich erblicke sofort Alejandro, der auf den Boxsack im Ring trainierte. Das Licht war schwach, sodass er mich nicht bemerkte. Ich laufe armeüberkreuzt auf ihn zu und beobachte seine flinken sicheren Tricks. Mit jedem Box kommt ein Laut aus seinem Mund. Er ist so konzentriert, dass selbst ich ihn etwas bewundere. Eigentlich wirkt Alejandro machohaft und eingebildet, weshalb ich meist sehr aufgebracht bin in seiner Gegenwart. Sie Musik, oder eher Bass aus seinen Kopfhörern umhüllt die ganze Lagerhalle. Als ich nun direkt vor dem Ring stehen blieb, bekam ich seine Aufmerksamkeit. Er nimmt sich seine Kopfhörer raus und blickt wieder zurück. Ja es stimmt, Alejandro und ich haben nicht das beste Verhältnis.

„Ich sollte kommen?", fing ich an zu reden und lehnte meine Arme gegen den Seilen des Kampfringes. Er wickelte seine Bandagen ab und schaute mich still an. Ungeduldig atme ich aus und schaue ihn auffordernd an. Er kommt langsam auf mich zu und fing an zu reden.

„Hast du die Waffe dabei?", fragte er und hob seine vernarbte Augenbraue in die Höhe. Ich setzte meine Hände auf meine Hüfte ab und schaute ihn sauer an.

„Ich weiß wir mögen uns nicht, aber sei gefälligst netter zu mir!", schnauzte ich ihn an und drückte die Waffe gegen seine Brust. Er fing an zu lachen. Ich beiße meine Zähne zusammen. Wieso lacht er mich jetzt aus?! Aus Provokation fing ich extrem aufgesetzt an zu gackern, damit er bemerkt wie nervig das ist, doch er musste davon noch mehr lachen.

„Bist echt komisch, Süße.", sagte er und wickelte eine Strähne um seinen Finger, welche ich sofort wegklatsche.

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht Süße nennen sollst?!", fauchte ich ihn an und schaute ihn einschüchternd an. Naja, ich habe es besser gesagt versucht.

„Aber ich darf dich Süße nennen.", sprach der Arschloch höchstpersönlich. Gerade wollte ich es schon verneinen, doch er sprach weiter.

„— Weil ich schwul bin.", vollendete er seinen Satz. Überrascht von der plötzlichen Neuheit schaue ich ihn perplex an. Er fängt darauf an breit zu grinsen. Auf einmal wird mir alles klar. Sein verdächtiger Gang, seine Gestik. Seine Ohrringe wirken auf mich sofort als Zeichen, oder seine sehr dünn gezupften Augenbrauen. Er hat nie in unserer Gegenwart eine Frau abgecheckt, wie es Pablo bei Bonita tut.
Ich verwerfe diese Gedanken. Natürlich hat es nichts damit zutun. Hätte Alejandro es mir nicht gesagt, wäre ich niemals drauf gekommen.

„Oh.", kam es nur aus meinem Mund. Sofort haute ich mir auf die Stirn. Eine Person vertraut mir eine recht private Sache an und ich bekomme nur ein „Oh" raus?!

„Entschuldigung, ich weiß nicht was ich sagen soll... herzlichen Glückwunsch?", ich war sichtlich überfordert mit der Situation. Aber Alejandro nahm es sehr gelassen auf. Er fand es sogar ziemlich amüsant und lachte mich aus! Leicht peinlich berührt fahre ich meinem Arm rauf und ran und schaute auf den Boden.

„Fühl dich geschmeichelt, dass ich dir das anvertraut habe.", sprach er und wechselte die Munition der Waffe. Ich beobachte ihn dabei und bemerke, wie beeindruckt ich davon bin. Wie er die Waffe hält und irgendwo hinzielt. Er schießt los und trifft eine Glasflasche, die sofort in tausend Stücken zerspringt. Geschockt halte ich meine Ohren fest, da es unerträglich laut wurde.

„Denn du bist die erste die es weiß.", fügte er hinzu und senkte die Waffe. Er schaut mich mit seinen hellen Augen an, ich schaffe es nicht ihn anzuschauen.

„Wieso vertraust du dich mich an?", fragte ich ihn nach einer stillen unangenehmen Pause. Ich sehe wie er mir den Rücken zudreht und irgendwas an der Waffe macht. Seine Schultern zucken, er dreht sich wieder zu mir.

„Ich weiß es selbst nicht, du wirst vertrauenswürdig.", meinte er und durchblickt meine Augen.

„Also, dass hoffe ich doch?", gesagte er unauffällig. Seine Augen sind so gruselig hell, dass ich langsam Angst vor ihm bekomme.

„Hat dir mal jemand gesagt, dass du gruselig aussiehst, wenn du versuchst jemanden einzuschüchtern?", stellte ich ihm die Gegenfrage. Verblüfft schaut er mit hohen Augenbrauen in mein Gesicht. Nun fing ich an breit zu grinsen.
Nach einer langen Unterhaltung, habe ich eine ganz andere Sicht von Alejandro.

„Schon schade dass du schwul bist.", sprach ich meinen Gedanken laut aus. Habe ich nur dieses Gefühl, oder stehen alle hübschen Männer auf die anderen Liga?

„Ich weiß, viel zu schade dass du mich nicht kriegen kannst.", ich prustete sofort auf und lachte über das was er von sich gab.

„Wenn ich will kann ich dafür sorgen, dass du dich auf mich reißen willst!", sprach ich und schlug mir in die Hände. Das war nur so gesagt. Wie sagt man so schön? Spiel Leuten dein Selbstbewusst vor, damit sie interessiert bleiben.

„Nur ein Wimpernschlag und du bist sofort Hetero.", gab ich mit extra hohen Stimme von mir und versuchte gespielt verführerisch zu Zwinkern, weshalb er anfängt zu lachen. Ich konnte mich nicht zurückhalten und fing auch an zu lachen.

„Nein, nein, ich bleib doch lieber so, wie ich bin.", sagte er und nahm ein Schluck aus seiner Bierflasche. Er bit mir eins an, doch ich lehnte ab. Ich habe noch nie getrunken, was ich auch eigentlich nicht in naher Zukunft tun möchte.

„Wie schaffst du es eigentlich es allen zu verheimlichen?", fragte ich ihn. Ich würde am Boden zerstört sein. Wie muss es wohl sein, jahrelang jemanden zu verschweigen, dass man „anders" ist? Ich hätte es nicht ausgehalten. Jetzt wird mir auch klar, wieso er mich immer Süße genannt hat. Wahrscheinlich wollte er es unterdrücken und mit Frauen ausgleichen. Ich schaue Alejandro von der Seite an. Er tut mir Leid. Es macht mich auf einer Weise traurig, dass er schon sein ganzes Leben sich niemanden öffnen konnte, oder auch nicht dürfte. Er nahm noch ein letzten Schlug und stand auf. Ich stand auch auf und folgte ihm mit raus. Gerade wollte ich schon fragen, was wir hier suchen, doch dann fuhr der große weiße Jeep in die Gosse rein. Dieser bleibt vor uns stehen, wo dann Meister und Pablo von vorne aussteigen, Bonita ganz elegant von dem Rücksitz. Als ich Meister ins Gesicht blicke, lächelt er mich an und nickt mir zu.

„Seid ihr bereit?", fragte er in die Runde. Ich weiß immer noch nicht, wieso ich eigentlich herkommen und die Waffe mitnehmen sollte. Alle nickten, ich schaute verwirrt alle an.

„Gut.", sprach er nur noch aus und läuft näher auf mich zu.

„Ihr werdet heute Nacht noch bei unseren Feinden reinstürmen.", sagte er zuletzt und geht rein in die Halle. Ich schaue Meister hinterher. Reinstürmen? Bei den Feinden? Ich ziehe scharf die Luft ein.

Ein Überfall.




Langweiliges Kapitel ich weiß
Mittlerweile macht Wattpad kein Spaß mehr

Ist nicht korrigiert habt ihr aber safe gemerkt. Bis irgendwann ✌🏻

Deine schönen Augen machen krankWo Geschichten leben. Entdecke jetzt