05 - »Auto vom Friedhof«

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„Dankeschön.", sagte ich, als die Kioskdame die Caprisonne mir in die Hand drückt. Ihr Blick ist kalt, sowie auch meiner.

Ich laufe auf meinem Stammplatz zu und beiße in mein Schokocroissant, bleibe aber verdattert und unglaubwürdig stehen. Mein Platz ist besetzt.

Unzählige Köpfe sind zu sehen. Meine Atmung stockte, als ich Baran erkenne unter den Jungs. Seine breiten Schulter sind angespannt, er ist aufgeregt.

Sein Blick ist wie oft auch emotionslos und kalt. Wenn ich mich nicht irre, hat er eine Stressfalte zwischen den Augenbrauen.

Er schaut ständig zum Eingang und blickt immer erwartungsvoll auf, lässt aber dann wieder sein Kopf hängen wenn es sich nicht um seine Wunschperson handelt.

Es macht mich leicht säuerlich, dass sich diese Kerle erlauben diesen Platz einzunehmen. Jeder auf dieser Schule weiß, dass diese Ecke immer von mir besetzt wird. Nicht mal Hazim sitzt sich zu mir.

Aber wenn ich schon die Gelegenheit habe, kann ich etwas Baran beobachten. Ich meine, er sitzt mit dem Rücken zu mir, dass ist meine Chance.

Die Seiten an seinem Haarkranz wurden geschnitten, er trägt ein roten Pullover. Zufall, ich auch. Unkonzentriert schlürfe ich an meiner Caprisonne und schaue weiter runter.

Ich erkenne ein Armband um sein Handgelenk. Es besteht aus verschiedenen Schnürchen, es sieht abgeranzt aus. Muss wohl vieles miterlebt haben.

Erst jetzt fällt mir auf, dass ich wie eine Verblödete in der Mitte der Cafeteria stehen geblieben bin und Baran anstarre. Wenn mich jemand dabei erwischt hat, will ich dass der Boden unter mir aufgeht.

Schnell schüttle ich mein Kopf und fasste mich wieder. Ein Mal atme ich tief durch und entschied mich heute nicht die Pause in der Cafeteria zu verbringen. Bisschen frische Luft wird mir gut tun.

Also machte ich mich auf den Weg zu den Ausgang, musste aber durch meinem Stammplatz durch. Ich rollte mit den Augäpfeln, als ich sah dass da nur ein kleiner Spalt zum Durchgehen war.

Es lag daran, dass Baran zu sehr sich zurücklehnte und somit den anderen kein Platz machte. Er weiß, dass es einige von uns aufregt. Gerade weil es uns aufregt macht er sowas.

Beim Vorbeigehen schleife ich ungewollt gegen seinem Arm, wodurch ich seine Aufmerksam bekam. Ich spürte seinen flammenden Blick auf meinem Hinterkopf, schaue heimlich über meine Schulter.

Hätte ich das nicht getan. Seine Augen blitzen direkt in meine. Ruckartig und mit einem Hauch von Verlegenheit drehe ich mein Kopf zurück.

Peinlich berührt streiche ich eine Strähne hinters Ohr. Vom Augenwinkel sehe ich ihn amüsiert grinsen.

Erneut drehe ich mein Kopf zu ihm und schenkte ihm einen unbeeindruckten Blick. Sein charmantes Lächeln verschwand, arrogant zuckte meine Nase auf.

Ich schnaubte auf und schaffte es, ohne mich noch einmal zu meinem damaligen besten Freund umzudrehen, aus der Cafeteria zu treten.

Auf dem Pausenhof war vieles los. Da ich auf eine Gesamtschule gehe, rennen Kinder rum. Ich laufe geradeaus, trotzdem lässt mich das Gefühl nicht los, dass mich jemand beobachtet.

Von selbst dreht sich mein Kopf zu den Cafeteriafenstern, dort wo sich Baran befindet. Ich habe immer diesen einen Platz gewählt, da man eine perfekte Sicht auf den Hof hat.

Erschrocken und ertappt schauen gefährliche und wütende Augen in meine eigene Augen. Seine Augen, sie faszinieren mich.

Kein Wort ist seit unserem Wiedersehen aus unseren Mündern gekommen, doch die Augen sprechen. Ich spüre eine Verbindung die wir beide besitzen, doch machen wir nichts.

Deine schönen Augen machen krankWo Geschichten leben. Entdecke jetzt