In ihrem Zimmer angekommen packte sie ihre dreckigen Klamotten und die durchgeschwitzte Funktionsunterwäsche in die Waschmaschine in ihrem Badezimmer.
Dieses Mal duschte sie etwas ausgiebiger, da sie ihre lange Mähne mit Shampoo und Conditioner bearbeitete. Eingewickelt in ein Handtuch blickte sie nach dem Duschen in den Badezimmerspiegel.
Sie konnte in ihrem Gesicht wo viel Ähnlichkeit zu Valentino erkennen.
Ein wenig Schminke, Haare getrocknet und in sanften Wellen über die Schultern fallen gelassen.
Sie zog weiße Unterwäsche an, die auf ihrer Sonnengebräunten Haut so verführerisch aussah.
Lou kramte aus ihrem Schrank ein weißes Kleid, das sie schon ewig nicht mehr getragen hatte. Valentino hatte es ihr letztes Jahr zu ihrem Geburtstag geschenkt. Damals war Lou sauer, da sie sich lieber Motocross-Klamotten gewünscht hatte. Heute zog sie das weiße mädchenhafte Sommerkleid mit Freude an. Sie packte einige Sachen in einer großen schwarzen Reisetasche zusammen. Um ihre Tattoos zu verdecken warf sie sich eine dünne Jeansjacke über.Mittlerweile war es schon Mittag und die Ranch-Schüler und ihre beiden Lehrer Luca und Gianni machten Pause um zu Essen. Lou entschied sich noch mit ihnen Zu Mittag zu essen, bevor sie zum Cimitero di Tavullia fuhr. Als Lou den Gemeinschaftsraum betrat konnte man hören, dass für einen kurzen Moment alle den Atem anhielten, sie sah wunderschön aus. Sie sah nicht aus wie die wilde Crosserin, sondern wie eine junge Lady. Gianni verschluckte sich fast an seiner Gabel.
„Lou? Bist du es?" „Klappe Gi!" „Ja, sie ist es." Beantwortete er seine Frage selber. „Was hast Du denn vor?" „Ich gehe Mamma besuchen." „Oh." Stille. Die beiden sahen sie entschuldigend an. „Ist schon in Ordnung." Lächelte sie sanft zurück. „Und..." sprach sie weiter und zog ihr VR46-VIP Ticket unter ihrer Jeansjacke hervor. „Nicht dein Ernst? Du auf dem Grid?" Luca konnte es kaum fassen und bekam seinen Mund fast nicht mehr zu. Gianni sah genauso überrascht aus. „Ja." Nickte Lou stolz.
„Ausgerechnet dann, wenn ich ausfalle." Gab Luca ein wenig traurig von sich. „Aber ich freue mich sehr für dich. Und ich komme Sonntag nach. Dann können wir uns das Rennen gemeinsam ansehen." Die drei aßen gemeinsam zu Ende und Lou verabschiedete sich.„Hallo Mamma." Lou legte den Strauß aus weißen Nelken auf den Grabstein ihrer Mutter Titziana Rossi (geboren am 25.03.1975 – gestorben am 12.10.2010). Unterwegs hatte sie Blumen gekauft, so wie sie es immer tat, wenn sie ihre Mutter auf dem Friedhof besuchte. „Wie geht's dir da oben? Du wirst niemals glauben, was Papa mir zu meinem Geburtstag geschenkt hat. Ja, tatsächlich. Ich fahre nach Mugello. Ich wünschte, du könntest mich dabei begleiten."
Dann schwieg sie einige Minuten und kniete sich vor dem Marmorgrab nieder.
„Weißt Du, ich glaube Papa kommt dich nicht besuchen, weil er es nicht kann." Lou nahm es ihrem Vater lange übel, dass er sie nicht zum Grab ihrer Mutter begleitete. Doch als sie an dem Geburtstag ihrer Mutter ein Gespräch zwischen ihm und Uccio belauschte, konnte sie seinen Schmerz sehen und tief in ihrem Herzen fühlen. Lou und Valentino hatten sich heftig gestritten und das aufgebrachte Mädchen warf ihrem Vater vor, dass er ihre Mutter vergessen hätte. Dass er lieber mit Modells rumtollte, anstatt sie zu besuchen.
„Vale, sie ist noch ein Kind und du lässt sie damit alleine. Sie braucht dich." „Das stehe ich nicht durch." – Hallte die Erinnerung an das Gespräch in ihrem Kopf.
„Du fehlst ihm... Ich glaube er wird nie jemanden mehr so lieben können wie dich. " Lou schwieg noch einige Minuten und stand dann wieder auf. „Ciao Mamma. Ti amo."Der Tod von Titziana Rossi hat nicht nur Lous Leben auf den Kopf gestellt, sondern auch das Leben von Rennfahrer-Superstar Valentino Rossi komplett aus der Bahn geworfen. Auf einmal stand er mit einem kleinen Mädchen alleine da.
Valentino und Titziana hatten sich bereits in der Schule kennen gelernt und liebten sich vom ersten Tag an wie verrückt. Sie heirateten ohne die Öffentlichkeit in Tivullia und hielten ihre Beziehung zu einander geheim. Titzianas tragischer Motorradunfall während eines Renntrainings zerstörte seine perfekte Welt.
In all der Zeit, in der die Öffentlichkeit dachte, dass sein MotoGP-Tief mit Ducati zusammen hing irrten sie sich einfach alle. Nicht die Desmosedici verschuldete Valentino Rossis Leistungseinbruch, sondern sein gebrochenes Herz. Er schwankte oft dazwischen alles hinzuwerfen oder wieder nach vorne zu blicken.Immer wenn er seine Tochter ansah traf ihn der Schmerz. Sie erinnerte ihn so sehr an Titziana. Er brauchte zwei Jahre um seine Gefühle einigermaßen in den Griff zu bekommen. Seine Handlungen geschahen im Affekt, als er sich oft einfach nicht zu helfen wusste.
So kam es dazu, dass er Lou bei Lucas Familie unterbrachte, er ertrug die Erinnerungen, die sein Kind in ihm an seine verstorbene Geliebte hervor riefen einfach nicht.Aber sowohl seine als auch Lous Sehnsucht nach dem jeweils anderen wurde nach und nach immer größer. Sie verbrachte immer mehr Zeit in der VR46 Riders Academy und zog mit 17 Jahren schließlich auf die Ranch in seine Nähe. Holprig bauten sie eine Vater-Tochter-Beziehung zueinander auf. Ihre Beziehung beflügelte den „alten Mann" auf seinem Motorrad. Hoch und heilig versprach er ihr, dass er ihr einen weiteren Weltmeistertitel schenken würde.
Lou schloss die Autotür und blickte auf ihr Handy bevor sie losfuhr. „Oh." Ein Anruf in Abwesenheit von Uccio. Lou rief Uccio zurück. „Hey buon compleanno." „Grazie Uccio."
„Wann kommst Du denn in Mugello an?" „Du weißt es also, na klar, natürlich weißt du es. Gibt es eigentlich irgendwas über Vale, das du nicht weißt." „Leider nicht vieles. Spaß beiseite. Bist Du schon unterwegs?" „Ja." Uccio gab Lou noch einige Tipps, wo sie am besten den Wagen auf dem VIP Parkplatz abstellen konnte. „Und noch was Loulou. Vale will nicht, dass jemand erfährt wer du wirklich bist." „Ja, ja, ich weiß. Vielleicht will ich das ja auch nicht." „Gut, dann bis später dolcezza." „Ciao." Sie änderte die Adresse im Navi auf den Tipp von Uccio. „Ankunftszeit 18:34 Uhr. Perfekt." Lou konnte es kaum erwarten, endlich nach Mugello zu kommen.Da es Donnerstagabend war, hielt sich der Ansturm und Stau vor dem „Autodromo Internazionale del Mugello" in Grenzen. Der VIP-Parkplatz für Angehörige der Fahrer war überschaubar und nicht überfüllt. Offensichtlich war Valentinos Wagen hier registriert, denn die Schrankenaufsicht prüfte kurz das Kennzeichen ab und winkte Lou dann durch. Sie parkte den Wagen und schnappte sich ihre Reisetasche.
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Loving the Apex
Fanfiction"Was zur Hölle tust du da? Dios..." Lou zuckte zusammen als sie die unfreundliche Stimme mit spanischem Akzent in der Box hinter sich hörte. Mist. Sie hätte sich ja denken können, das diese Aktion nicht gut aus gehen würde. "Runter. Von. Meinem. Mo...