02 Train every day

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Nach dem „Frühstück" machte sich die kleine Italienerin – ja klein, mit ihren 1,62 m war sie nicht sonderlich groß – zur Umkleide auf. Dort zog sie sich ihre neon-farbenen Alpinestars Crossstiefel, ihren AGV Motocross-Helm und ihre neon-gelben Handschuhe an.
Lou drehte ihre Runden. Sprünge, Drifts, sie gab alles und noch viel mehr als jeder andere Schüler der Riders Academy. Sie war mit Abstand die beste Crosserin und die Schülerin, die am meisten und härtesten an sich arbeitete.
Ob es an ihrem Blut lag? An den Rennfahrer-Genen, die ihr Vater ihr mit auf den Weg gab?
Zumindest würde dies Lous' Leidenschaft zu zweirädrigen Fahrzeugen erklären.
Sie liebte das Motocrossfahren, aber das war nicht ihr größter Traum.
Ihr größter Traum war es, einmal in ihrem Leben ein MotoGP-Bike zu fahren.
Ihr Favorit war das blaue Monster. Die Yamaha R1M, die ihr Herz aussetzen lies.

Nach zwei Stunden Training tat sich nun auch etwas am Rand der Strecke, Bewegung kam hinein.
Ein paar andere Ranch-Schüler fanden sich zu ihrem morgentlichen Training ein.
Angeführt wurde die Gruppe vom verletzen Luca Marini und Valentino Rossis Trainer des Vertrauens - Gianni Franco. Als Gianni den Cross-Schüler auf der Strecke erblickte schüttelte er den Kopf.
Luca fing seinen Blick und musste schmunzeln.
„Was willst Du machen?" „Nichts." Gianni schüttelte weiter den Kopf. „Die fängst Du nicht ein."
„Lou?" „Wen denn sonst."
Gianni Franco und Luca Marini – Valentinos Halbbruder und Uccio, Valentinos bester Freund – waren die einzigen, die über Lous wahre Identität Bescheid wussten. Und das war auch gut so. Niemand sollte wissen, wer sie war und dass sie überhaupt existierte.
Dies war mitunter ein Grund, warum er sie nie mit auf die Rennstrecke nahm und es immer wieder zu wilden, temperamentvollen Streitereien zwischen den beiden kam.
Lou wünschte sich so sehr, dass Valentino sie mit zu seinen Rennen nehmen würde, dass er ihr seine Welt zeigen würde. Aber er verwehrte es ihr.
Alles, was auch nur im Entferntesten mit der MotoGP zu tun hatte, verbot er ihr.
Diese Tatsache verkomplizierte ihre Beziehung und Lou baute eine Mauer um sich und vor allem mauerte sie gegen ihren Vater.
Wenn Valentino auf der Ranch war um mit seinen Schützlingen zu trainieren, versuchte sie ihm aus dem Weg zu gehen, da er ihren Fahrstil sehr viel härter kritisierte als alle anderen.
Dass er sie so sehr aus ihrem Leben ausschloss konnte sie nicht verstehen. Ihre Beziehung zueinander war nicht immer die einfachste gewesen.
Aber Lou wäre nicht Lou, wenn sie dafür nicht eine Lösung gefunden hätte.
Heimlich sah sie sich, so oft es ging die Trainings, Qualifyings und Rennen von der Valentino-Rossi Fan-Tribüne an. Denn egal wie sehr sie versuchte ihre Gefühle für ihren Vater auszusperren, sie liebte ihn über alles. Er war alles, was ihr noch geblieben war.


Loving the ApexWo Geschichten leben. Entdecke jetzt